Fetales Alkoholsyndrom (FAS)

Konsumieren werdende Mütter Alkohol, gelangt dieser über die Plazenta in den Blutkreislauf des ungeborenen Kindes. Hieraus können lebenslange körperliche und geistige Behinderungen sowie Verhaltensauffälligkeiten resultieren. Die schwerste Form der Schädigung wird als Fetales Alkoholsyndrom (FAS) bezeichnet. 

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Symptome des Fetalen Alkoholsyndrom (FAS)

Das Fetale Alkoholsyndrom ist durch Fehlbildungen und Mangelentwicklungen gekennzeichnet. Betroffene Kinder zeigen Anomalien am Kopf, insbesondere im Gesicht und am Körper. Zudem sind die sozialen und geistigen Fähigkeiten und oft auch die Sinnesfunktionen beeinträchtigt. 

Wachstumsstörungen 

FAS-Kinder sind kleiner und leichter als ihre Altersgenossen. Schon zum Zeitpunkt der Geburt können das Gewicht und die Körperlänge niedriger als bei 90 Prozent der Gleichaltrigen sein. Bei jedem vierten Kind mit Fetalem Alkoholsyndrom ist der Body-Mass-Index (BMI) geringer als bei 97 Prozent der Altersgenossen gleichen Geschlechts. Bei Kindern ohne FAS ist das nur bei jedem 33. der Fall. 

Optische Auffälligkeiten 

Kinder mit FAS weisen häufig einen ungewöhnlich kleinen Schädel (Mikrozephalus) auf. Im Gesicht zeigen sich typische Merkmale: 

  • kurze Lidspalten
  • schmale Oberlippe
  • verstrichene vertikale Rinne zwischen Oberlippe und Nase
  • Unterentwicklung und/oder Rücklage des Unterkiefers sowie
  • Abflachung und Verkürzung des Mittelgesichtes 

Das schmale, eingezogene Lippenrot und der fehlende Amorbogen lassen den Mund klein und wenig wohlgeformt wirken („Lochmund“). Der Nasenrücken ist verkürzt und verbreitert und die Nasenlöcher zeigen nach vorn. Weitere mögliche Symptome für das Alkoholsyndrom beim Baby sind tief stehende, nach hinten rotierte Ohren und ein hoch gewölbter Gaumen. 

Schäden des zentralen Nervensystems 

Die Alkoholintoxikation kann zu Fehlentwicklungen des Gehirns führen. Dieses ist zum Teil deutlich kleiner als bei gesunden Kindern. Die Folge sind Beeinträchtigungen des Informationsaustauschs zwischen verschiedenen Bereichen des Nervensystems. Hiermit können Störungen beim Spracherwerb beziehungsweise beim Sprechen, Schwierigkeiten beim Rechnen, Lesen oder Lernen sowie Probleme mit der Feinmotorik und Wahrnehmungsstörungen verbunden sein. 

Des Weiteren können bei Kindern bis zum Alter von zwei Jahren Entwicklungsstörungen auftreten. Einige Betroffene leiden unter Epilepsie. 

Diagnose des Fetalen Alkoholsyndroms (FAS)

Das Bild zeigt eine schwangere Frau, die ein Glas Rotwein in der Hand hält.
Ein verantwortungsvoller Umgang mit Alkohol ist vor allem in der Schwangerschaft wichtig: Jedes Glas kann negative Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes haben. | © eli_asenova

Die Diagnose kann bei Kindern gestellt werden, bei denen die typischen Symptome vorliegen und deren Mütter in der Schwangerschaft Alkohol getrunken haben. Um das Vollbild FAS zu diagnostizieren, müssen sowohl Wachstumsstörungen als auch alle charakteristischen Gesichtsmerkmale sowie mindestens drei Anomalien des zentralen Nervensystems zusammen auftreten. 

Ist zum Zeitpunkt des Alkoholkonsums die Organbildung beim Ungeborenen bereits abgeschlossen, sind meist nur geringfügige äußere Merkmale vorhanden. Dennoch kann eine Schädigung des Zentralnervensystems vorliegen, die mitunter mit kognitiven und verhaltensbezogenen Störungen einhergeht. Diese in der Symptomatik abgeschwächte Form des FAS wird als partielles Fetales Alkoholsyndrom (pFAS) bezeichnet. 

Da die Grenzen zwischen diesen beiden Ausprägungen fließend sind, werden entsprechende Diagnosen unter dem Oberbegriff Fetale Alkoholspektrumstörungen (fetal alcohol spectrum disorders, FASD) zusammengefasst. Liegen ausschließlich die FAS-typischen Auffälligkeiten des zentralen Nervensystems vor, ist die Rede von einer alkoholbedingten entwicklungsneurologischen Störung (alcohol related neurodevelopmental disorder, ARND). Diese zählt ebenfalls zu den fetalen Alkoholspektrumstörungen. 

Ursachen des Fetalen Alkoholsyndrom (FAS)

Hauptursache für die Entstehung des Alkoholsyndroms beim Baby ist der Alkoholkonsum der werdenden Mutter. Schon ein einmaliges Rauschtrinken (mindestens fünf alkoholische Getränke innerhalb kurzer Zeit) kann ein FAS nach sich ziehen. Ob das Kind erkrankt, hängt zu einem hohen Grad von der Menge und der Regelmäßigkeit des Alkoholgenusses ab. 

Das Erkrankungsrisiko ist während der gesamten Schwangerschaft erhöht, besonders jedoch im ersten und zweiten Schwangerschaftsdrittel. Wird ausschließlich im letzten Trimenon Alkohol getrunken, ist das Risiko geringer. 

Behandlung des Fetalen Alkoholsyndroms (FAS)

Die durch den Alkoholkonsum der Mutter am kindlichen Gehirn entstandenen Schäden sind irreparabel. Die Auswirkungen lassen sich jedoch lindern. Gezielte Förderungen können dabei helfen, Verbesserungen in Teilbereichen wie der Bewegungsoder der Sprachfähigkeit zu erzielen. Die Fördermaßnahmen werden individuell auf das Kind und seinen Förderbedarf zugeschnitten. Bei Wachstumsstörungen und Untergewicht können Ernährungsberater dabei helfen, die körperliche Entwicklung gezielt zu beeinflussen. 

Krankheitsverlauf

Kinder mit FAS haben im Alltag mit schwerwiegenden Einschränkungen zu kämpfen. Entwicklungsstörungen und eine verminderte Impulskontrolle gehören ebenso dazu wie Merk- und Lernschwierigkeiten sowie eine Neigung zu Hyperaktivität und sozial unangemessenem Verhalten. Überdies ist die Fähigkeit, Handlungen zu planen, begrenzt. Viele Betroffene sind zudem nicht in der Lage, aus Fehlern zu lernen. 

Am größten ist das Entwicklungspotenzial von Kindern mit FAS, wenn sie in einem stabilen familiären Umfeld aufwachsen, das ihnen Nähe, Liebe und Verlässlichkeit bietet und seine Anforderungen an die begrenzten Möglichkeiten der Kinder anpasst. Um künftigen problematischen Lebensläufen vorzubeugen, kann in Einzelfällen die Unterbringung in einem schützenden Umfeld notwendig werden, also in einer Pflege- oder Adoptivfamilie. 

Schulkinder und Jugendliche mit FAS-bedingter Intelligenzminderung benötigen beständig Hilfe bei der Vorbereitung auf den Unterricht sowie bei den Hausaufgaben. Neben den Erziehungsberechtigten können Lehrer, Schulpsychologen und gezielte schulische Fördermaßnahmen dazu beitragen, dass die Kinder den bestmöglichen Schulabschluss im Rahmen ihrer Möglichkeiten erreichen. 

Das Krankheitsbild setzt sich im Erwachsenenalter fort. Die meisten Betroffenen können ihren Alltag nicht allein bewältigen. Viele sind ihr Leben lang auf Betreuung angewiesen. Nach Angaben des FASD-Zentrums der Charité Berlin sind mehr als 80 Prozent ohne dauerhafte Beschäftigung oder Berufsausübung. 

Risikofaktoren von Fetales Alkoholsyndrom (FAS)

Neben dem Alkoholgenuss der Mutter gilt auch ein hoher Alkoholkonsum des Vaters als Risikofaktor für die Ausbildung eines Fetalen Alkoholsyndroms. Die Gefährdung erhöht sich durch Alkohol in Verbindung mit: 

  • gleichzeitiger Einnahme von Drogen oder Amphetaminen
  • einem niedrigen sozioökonomischen Status der Mutter
  • dem Alter der Mutter von mehr als 30 Jahren
  • einer Unterernährung der Mutter und einem Mangel an Vitaminen und Spurenelementen
  • mütterlichem Stress
  • genetische Veranlagung
  • familiäre Häufung 

Vorbeugung von Fetales Alkoholsyndrom (FAS)

Die einzig wirksame Präventionsmaßnahme gegen das Fetale Alkoholsyndrom ist der absolute Verzicht auf Alkohol während der Schwangerschaft. Auch Frauen mit Kinderwunsch sollten keinen Alkohol konsumieren, da der Schaden bereits eintreten kann, bevor die Schwangerschaft festgestellt wird. 

Welche Hilfe bietet Doktor.De bei einem Fetales Alkoholsyndrom (FAS) an?

Unsere Ärzt:innen informieren dich ausführlich über das Thema FAS und beantworten deine Fragen umfassend und verständlich. Hast du während der Schwangerschaft Alkohol getrunken und jetzt Angst, dein Kind könnte unter einem Fetalen Alkoholsyndrom leiden, wendest du dich für eine genaue Diagnose am besten an deine Kinderärztin oder deinen Kinderarzt. 

Quelleninformationen: 

Dieser Text wurde von Mediziner:innen geprüft und entspricht medizinischen Leitlinien. 

Dr. Feldmann, R. o.J. Fetales Alkoholsyndrom. WWU Münster.

FASD Fachzentrum. o.J. Was ist FASD?

Dr. Fegeler, U. 20.10.2017. Fetale Alkoholspektrumstörungen (FASD). Kinder- und Jugendärzte im Netz. 

FASD Zentrum Prof. Dr. Spohr. o.J. Was ist FASD? 

Letztes Update: 2023-04-04