Hodenkrebs
Hodenkrebs ist ein bösartiger, das heißt Metastasen bildender Tumor der Hoden. Insgesamt macht Hodenkrebs ein bis zwei Prozent aller bösartigen Krebserkrankungen aus und ist damit relativ selten. In der Altersgruppe bis 45 Jahre ist Hodenkrebs jedoch der bei Männern am häufigsten diagnostizierte Tumor. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 37 Jahren. 2018 erkrankten in Deutschland 4160 Männer und es gab 178 Hodenkrebs-bedingte Sterbefälle. Hodenkrebs wird chirurgisch behandelt. Je nach Tumorstadium kann sich eine Chemotherapie und/oder Strahlentherapie anschließen.
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Symptome von Hodenkrebs
Häufigstes Symptom von Hodenkrebs ist eine schmerzlose Vergrößerung des Hodens. Manchmal ist auch eine knotige Verhärtung auf dem Hoden zu ertasten. Meist treten diese Anzeichen von Hodenkrebs einseitig auf. Nur in einem Prozent der Fälle zeigen beide Hoden Symptome.
In manchen Fällen treten Schmerzen oder Ziehen im betroffenen Hoden auf. Hat der Tumor bereits Metastasen gebildet, kann es je nach Lage der Metastasen zu weiteren Symptomen kommen. Metastasen können zu Rücken- oder Flankenschmerzen, zu Husten, Schluckbeschwerden, Atembeschwerden oder neurologischen Ausfällen führen.
Selbstuntersuchung zur Früherkennung von Hodenkrebs
Um Hodenkrebs erkennen und rechtzeitig behandeln zu können, rät die Deutsche Gesellschaft für Urologie Jungen und Männern von 14 bis 45 Jahren zu einer monatlichen Selbstuntersuchung. Die Hoden sind unter der warmen Dusche oder im Anschluss an ein warmes Bad am besten zu ertasten. Wenn dir dabei etwas Ungewöhnliches auffällt, solltest du zur weiteren Abklärung unbedingt einen Urologen aufsuchen!
Ursachen von Hodenkrebs
Hodenkrebs entwickelt sich in über 90 Prozent der Fälle aus den Keimzellen des Hodens und hier am häufigsten aus den spermienbildenden Stammzellen (Spermatogonien). Diese Tumore werden Seminome genannt. Seltener entstehen Tumore aus anderen Zelltypen des Keimzellgewebes. Dann sprechen Ärzte von Nicht-Seminomen. Selten können Karzinome auch aus dem hormonproduzierenden Gewebe oder aus dem Bindegewebe des Hodens entstehen. Diese Tumore werden Keimstrangtumore beziehungsweise Stromatumore genannt.
Die Ursachen für die Entartung von Körperzellen zu Krebszellen sind auch beim Hodenkrebs nicht genau verstanden. Es ist jedoch bekannt, dass viele Keimzelltumoren durch bereits angeborene Fehlentwicklungen der Keimzellen entstehen, die sich nach der Pubertät zu Tumoren entwickeln.
Behandlung von Hodenkrebs
Wird eine Vorstufe von Hodenkrebs, die sogenannte Keimzellneoplasie, entdeckt, kann in Absprache mit dem Patienten und unter regelmäßiger Kontrolle die weitere Entwicklung abgewartet werden, da sich diese Vorstufen in 30 bis 50 Prozent der Fälle nicht zu Tumoren weiterentwickeln.
Der erste Behandlungsmaßnahme nach der Diagnose eines bösartigen Hodentumors ist die chirurgische Entfernung des betroffenen Hodens. Auf Wunsch des Patienten kann dabei ein Silikonimplantat (Hodenprothese) im Hodensack platziert werden. Eventuell werden auch die hinter dem Bauchfell gelegenen Lymphknoten mit entfernt. Hodenkrebs-Metastasen breiten sich meist über diese Lymphknoten im Körper aus.
Der chirurgischen Behandlung schließt sich je nach Stadium der Erkrankung und Art des Tumors eine aktive Überwachung mit regelmäßigen Kontrolluntersuchungen, eine Chemotherapie, eine Bestrahlungstherapie (nur bei Seminomen) oder eine Kombination aus beidem an.
Fruchtbarkeit und Hodenkrebs
Patienten mit Hodenkrebs haben häufig schon vor Therapiebeginn eine herabgesetzte Fruchtbarkeit: Bei etwa drei Viertel der Patienten ist die Spermaqualität beeinträchtigt. Da die Hodenkrebs-Behandlung die Furchtbarkeit weiter einschränken kann und nicht vorausgesagt werden kann, ob sich die Spermaqualität nach abgeschlossener Therapie wieder erholt, wird Patienten mit Kinderwunsch geraten, vor Behandlungsbeginn Sperma konservieren zu lassen. Bei mangelnder Ejakulatqualität oder fehlender Ejakulationsfähigkeit können Spermien dafür auch direkt aus dem Hoden entnommen werden.
Prognose bei Hodenkrebs
Hodenkrebs gehört zu den Krebserkrankungen mit den besten Heilungs- und Überlebenswahrscheinlichkeiten. Wird die Erkrankung im ersten Stadium, d.h. noch vor der Metastasenbildung, behandelt, beträgt die krebsspezifische 10-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit 99,7 Prozent.
Bei metastasierten Tumoren hängt die Prognose von Ort und Anzahl der Metastasen sowie vom Blutspiegel bestimmter Tumormarker ab. Je nach Risikoprofil liegen hier die 5-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeiten zwischen 48 und 95 Prozent, wobei das Risikoprofil der häufigeren Seminome in der Regel günstiger ist.
Auch bei geheiltem Hodenkrebs haben Betroffene etwas geringere 10-, 20- und 30-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeiten als die Allgemeinbevölkerung. Es wird vermutet, dass dafür die Langzeitrisiken der Chemo- und Strahlentherapie verantwortlich sind. Diese Risiken bestehen bei Tumortherapien grundsätzlich. Hodenkrebs-Patienten sind jedoch meist noch jung und erleben die möglichen Spätfolgen der Therapie deshalb mit größerer Wahrscheinlichkeit.
Risikofaktoren von Hodenkrebs
Ein wichtiger Risikofaktor für Hodenkrebs ist Hodenhochstand. Männer, bei denen im Babyalter ein Hodenhochstand auftrat, haben ein deutlich erhöhtes Hodenkrebs-Risiko. Von Hodenhochstand sprechen Ärzte, wenn sich bei Neugeborenen ein oder beide Hoden nicht im Hodensack befinden, sondern im Bauchraum oder in der Leistengegend. Innerhalb des ersten Lebenshalbjahrs kann sich der Hoden noch spontan in den Hodensack bewegen. Passiert das nicht, wird der Hodenhochstand in der Regel durch eine Hormonbehandlung oder operativ behoben. Es gibt Hinweise, dass ein noch im ersten Lebensjahr behobener Hodenhochstand ein geringeres Risiko für Hodenkrebs darstellt als ein später behandelter. Weiterhin wird vermutet, dass die Lokalisation des Hodens im Bauchraum riskanter ist als die in der Leiste. Auch wenn der Hodenhochstand einseitig war, hat der normal abgestiegene Hoden wahrscheinlich trotzdem ein erhöhtes Hodenkrebs-Risiko.
Als weitere Risikofaktoren sind Hodenkrebserkrankungen in der Familie sowie Unfruchtbarkeit zu nennen. Ob eine Körpergröße über 1,95 Meter das Hodenkrebs-Risiko erhöht, ist umstritten.
Wurde bereits Hodenkrebs in einem Hoden diagnostiziert, ist das Risiko relativ groß, dass auch der zweite Hoden Krebs entwickelt: Dies ist bei bis zu fünf Prozent der Männer mit Hodenkrebs der Fall.
Lebensstil und Umweltfaktoren spielen bei der Entstehung von Hodenkrebs nach aktuellem Kenntnisstand keine Rolle.
Was Doktor.De bei Verdacht auf Hodenkrebs für dich tun kann
Wenn du eine Vergrößerung oder Verhärtung eines Hodens ertastet hast, können dir die mit Doktor.De kooperierenden Ärzt:innen erklären, welche Gründe das haben kann und wie Hodenkrebs diagnostiziert und behandelt wird. Gern nehmen sie sich Zeit, um deine Fragen zu beantworten. Für die Diagnose und um gegebenenfalls rasch eine Behandlung einzuleiten, solltest du dich jedoch unbedingt rasch in einer Facharztpraxis für Urologie vorstellen.
Quelleninformationen:
Dieser Text wurde von Mediziner:innen geprüft und entspricht medizinischen Leitlinien.
Zentrum für Krebsregisterkarten. 29.11.2021. Hodenkrebs (Hodenkarzinom).
Urologenportal. o.J. Deutsche Gesellschaft für Urologie: Selbstuntersuchung der Hoden: So geht’s.
Letztes Update: | 2023-04-04 |