Nuckelflaschenkaries

Nuckelflaschenkaries (auch als Nursing-Bottle-Syndrom bekannt) ist frühkindliche Karies an den Milchzähnen. Die Erkrankung entsteht durch das Dauernuckeln an Flaschen oder sogenannten Trink-LernBechern. Während Zahnärzte bei älteren Kindern seit einiger Zeit einen Rückgang der Karieshäufigkeit beobachten, ist die Nuckelflaschenkaries bei Kleinkindern weiterhin eine häufige Erkrankung. 

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Symptome von Nuckelflaschenkaries

Nuckelflaschenkaries zeigt sich typischerweise zuerst an den oberen Schneidezähnen, da die Schneidezähne des Unterkiefers beim Trinken durch die darüberliegende Zunge geschützt sind. Erste Symptome sind kreidig-weiße oder bräunliche Flecken auf den Zähnen. Mit der Zeit dringt die Karies tiefer in den Zahn ein und zersetzt ihn. Es zeigen sich auffällige, dunkel verfärbte Löcher im Zahn, und die Erkrankung kann von den Schneidezähnen auf das gesamte Gebiss übergreifen.  

Kariöse Zähne reagieren oft empfindlich auf Süßes und Kälte. Deshalb können betroffene Kinder Schmerzen beim Essen und Trinken haben. Im Spätstadium kann Nuckelflaschenkaries die befallenen Zähne vollkommen zerstören und bis an den Zahnnerv vordringen. Weiterhin können auch schmerzhafte eitrige Schwellungen (Abszesse) im Bereich der Zahnwurzeln entstehen. 

Ursachen von Nuckelflaschenkaries 

Das Bild zeigt eine Mutter, die ihr Baby auf dem Arm hält, welches an einer Nuckelflasche nuckelt.
Saugt ein Kind ständig an einer mit Süßgetränken gefüllten Nuckelflasche, können die empfindlichen Milchzähne durch das ununterbrochene Umspülen mit Zucker angegriffen werden.| © Photodjo

Nuckelflaschenkaries entsteht im Zusammenhang mit  

  1. Dauernuckeln an Flaschen oder Schnabeltassen mit zuckerhaltigen Getränken wie Milch, Säften oder gesüßten Tees und
  2. mangelnder Zahnpflege der Milchzähne

Werden Flaschen oder Schnabeltassen mit zuckerhaltigen Getränken Kindern zum Dauernuckeln überlassen, fördert das die Entstehung von bakteriellen Zahnbelägen (Plaque). Mangelnde Zahnpflege führt dann dazu, dass Plaque nicht entfernt wird und sich auf den Zahnoberflächen ansammelt. Die im Plaque lebenden Bakterien wandeln Zucker in Säuren um, die den Zahnschmelz angreifen. Auch in den Getränken selbst – zum Beispiel in Fruchtsaft oder Limonaden – enthaltene Säuren tragen zur Schädigung des Zahnschmelzes bei. 

Säuren können normalerweise durch den Speichel neutralisiert werden. Beim Dauernuckeln werden die Zähne jedoch permanent von Flüssigkeit umspült, und die Neutralisation der Säuren durch den Speichel kann nicht stattfinden. So wird der Zahnschmelz nach und nach zersetzt. Erreicht die Zerstörung das unter dem Zahnschmelz liegende weichere Dentin, schreitet sie noch schneller voran. 

Sogar Wasser und ungesüßte Tees sind übrigens beim Dauernuckeln nicht ganz unproblematisch. Auch diese Flüssigkeiten verhindern die Neutralisation der von Bakterien produzierten Säuren durch den Speichel, wenn sie die Zähne langfristig umspülen. 

Behandlung von Nuckelflaschenkaries

Nuckelflaschenkaries muss zahnärztlich behandelt werden, um die Zerstörung der Milchzähne zu stoppen. Es wird entscheiden, ob eine invasive Restauration der kariesgeschädigten Zähne empfehlenswert ist. Das würde bedeuten, kariöse Bereiche mit dem Bohrer zu entfernen und den Zahn anschließend zu füllen oder zu überkronen. Stark geschädigte Zähne müssen eventuell sogar gezogen werden. Eine solche Behandlung kann bei Kleinkindern in der Regel nur unter Vollnarkose erfolgen.  

Da auch eine Narkose nicht ganz ohne Risiko ist, wird bei Nuckelflaschenkaries so weit wie möglich versucht, den Bohrer zu vermeiden und die Karies durch nicht-invasive Maßnahmen zu stoppen. Dafür werden die betroffenen Zähne gründlich von Plaque gereinigt und im Anschluss mit einem Fluoridpräparat bestrichen. Fluorid härtet den Zahnschmelz und macht den Zahn widerstandsfähiger gegen Säureangriffe. Besonders wirkungsvoll zur Kariesinaktivierung ist die Behandlung mit Silberdiaminfluorid, da das enthaltene Silber zudem antimikrobiell wirkt.  

Die Kariesinaktivierung stoppt das Fortschreiten der Erkrankung, kann aber die optischen Beeinträchtigungen der Zähne nicht beseitigen. Eine Behandlungsalternative für einzelne kariöse Zähne ist die sogenannte Hall-Technik: Dabei wird eine Stahlkrone ohne weitere Präparation über den kariösen Zahn zementiert. 

Auch die Eltern sind gefragt 

Das häusliche Umfeld spielt bei der nicht-invasiven Therapie der Nuckelflaschenkaries eine wichtige Rolle. Unverzichtbar für eine erfolgreiche Kariesinaktivierung sind: 

  • das mehrmals tägliche Zähneputzen mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta
  • der konsequente Verzicht auf Dauernuckeln und gesüßte Getränke
  • die schnellstmögliche Umstellung auf das Trinken aus einem Becher 

Risikofaktoren von Nuckelflaschenkaries

Hauptrisikofaktor für Nuckelflaschenkaries ist das Dauernuckeln an Nuckelflaschen mit Sauger, an Trink-Lern-Bechern oder auch an auslaufsicheren Trinkflaschen mit sogenannten Sportverschlüssen. Besonders problematisch sind zuckerhaltige Getränke wie Milch bzw. Babynahrung, Säfte, Schorlen, mit Zucker oder Honig gesüßte Tees sowie Limonaden. Zahnärzt:innen warnen ebenso vor den sogenannten “Quetschies” – kleinen Folienbeutelchen mit gesüßtem Fruchtmus oder ähnlichem. Auch diese verführen zum Dauernuckeln und stellen damit ein erhebliches Kariesrisiko dar. 

Der zweite wichtige Risikofaktor ist die unzureichende Zahnpflege. Zahnbeläge auf den Milchzähnen und am Übergang zwischen Zahn und Zahnfleisch sind der Lebensraum für die säureproduzierenden Bakterien, die die Zahnsubstanz zerstören.

Vorbeugung von Nuckelflaschenkaries

Die beste Vorbeugung gegen Nuckelflaschenkaries ist es, Dauernuckeln möglichst gar nicht zu etablieren. Sorge außerdem dafür, dass dein Kind möglichst früh das Trinken aus ganz normalen Bechern lernt. 

Solange noch aus der Flasche oder Schnabeltasse getrunken wird, sollte es zuckerhaltige Getränke nur ausnahmsweise geben. Zum Trinken zwischendurch kannst du Wasser oder ungesüßten Tee anbieten. Aber auch hier gilt: Überlasse deinem Kind die Flasche oder den Lernbecher nicht dauerhaft. Besonders problematisch ist die Nuckelflasche als Einschlafhilfe nach dem abendlichen Zähneputzen: Hier solltest du nach Möglichkeit eine andere Lösung finden.  

Zahnärzt:innen empfehlen auch, bereits Kleinkindern Lebensmittel anzubieten, die gut gekaut werden müssen. Dazu gehören etwa Schwarzbrot, Karotten oder Äpfel. Das intensive Kauen regt unter anderem den Speichelfluss an. Speichel neutralisiert bakterielle Säuren ebenso wie Säuren aus der Nahrung und schützt so den Zahnschmelz. 

Ein weiterer wichtiger Baustein bei der Kariesprophylaxe ist das häusliche Zähneputzen. Gleich nach dem Erscheinen der ersten Milchzähnchen sollten die Zähne zweimal täglich mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta gründlich geputzt werden. Putzt dein Kind später schon alleine, solltest du noch für einige Zeit im Anschluss das Nachputzen übernehmen. 

Weiterhin solltest du mit deinem Kind unbedingt die halbjährlichen Vorsorgeuntersuchungen beim Zahnarzt wahrnehmen. So kann frühkindliche Karies rechtzeitig erkannt und in der Regel ohne schmerzhafte Behandlungen gestoppt werden. 

Wie kann Doktor.De bei Nuckelflaschenkaries helfen?

Wenn bei deinem Kind Nuckelflaschenkaries diagnostiziert wurde oder du den Verdacht hast, dass dein Kind an Nuckelflaschenkaries leidet, können dich die mit Doktor.De kooperierenden Ärzt:innen zur häuslichen Mundhygiene beraten. Für die weitere Diagnostik und Behandlung solltest du dein Kind einem Zahnarzt vorstellen. 

Die kooperierenden Fachärzte und Fachärztinnen für Kinderheilkunde bei Doktor.De bieten dir und deinem Kind eine kinderärztliche Videosprechstunde Montag, Mittwoch und Freitag von 08 Uhr bis 09 Uhr an. Dieses Angebot richtet sich explizit an Eltern mit Kindern. Außerhalb dieser Sprechzeiten können Eltern selbstverständlich auch die Doktor.De-App nutzen und mit Fachärzten und -ärztinnen für Allgemeinmedizin/ Innere Medizin sprechen. Auch diese können medizinischen Rat geben und bei Bedarf Rezepte sowie Kindkrankschreibungen ausstellen.

Quelleninformationen:

Dieser Text wurde von Mediziner:innen geprüft und entspricht medizinischen Leitlinien. 

P. Schmidt & J. Schmoeckel: Frühkindliche Karies – Ein Überblick. Häufigkeit, Ursachen und Präventionsmöglichkeiten. Prophylaxe Journal 4/2018.

C.H. Splieht, R. Santamaria & J. Schmoeckel: Kontrolle und Reduktion der Kariesaktivität bei Kindern. ZMK (24.2.2021). 

Letztes Update: 2023-08-28