Ernährung und Lebensstil
Vor dem Einsatz von Abführmitteln sollte stets versucht werden, die Verstopfung durch Anpassungen von Ernährung und Lebensstil zu lindern. In erster Linie sind das:
- eine ausreichende Trinkmenge: empfohlen sind mindestens 1,5 bis 2 Liter
- Steigerung der körperlichen Aktivität
- keine Unterdrückung des Stuhldranges
- ballaststoffreiche Ernährung
Zusätzliche Ballaststoffe, Probiotika und Präbiotika
Die Einnahme von Ballaststoffen als Nahrungsergänzungsmittel ist eine weitere Möglichkeit, Verstopfungen ohne Abführmittel zu beseitigen. Ballaststoffe quellen im Darm auf, vergrößern so die Stuhlmenge, können die Stuhlkonsistenz verbessern und die Darmpassage beschleunigen. Lösliche und unlösliche Ballaststoffe wirken etwas unterschiedlich.
- Unlösliche Ballaststoffe (Zellulose, Hemizellulose und Lignin, enthalten zum Beispiel in Kleie) werden von Darmbakterien kaum abgebaut und überwiegend unverändert mit dem Stuhl ausgeschieden
- Lösliche Ballaststoffe (Inulin, Pektin, pflanzliche Schleimstoffe, zum Beispiel in Flohsamenschalen, Haferflocken und vielen Früchten) werden von Darmbakterien abgebaut, sie ernähren also gleichzeitig förderliche Organismen der Darmflora.
Probiotika (Nahrungsergänzungsmittel oder Arzneimittel mit lebenden Mikroorganismen) und Präbiotika (Nahrungsergänzungsmittel mit unverdaulichen Stoffen, die den Darmbakterien als Nahrung dienen – hier gibt es Überschneidungen mit löslichen Ballaststoffen) können die bei Verstopfung oft beeinträchtigte Darmflora fördern und Verstopfungssymptome lindern.
Abführmittel und rektale Entleerungshilfen
Abführmittel (Laxantien) werden gegeben, wenn Lebensstilanpassungen und Nahrungsergänzungsmittel nicht zu einer Verbesserung der Symptome führen. Es handelt sich um Stoffe, die die Darmbewegung anregen und/oder den Wassergehalt des Nahrungsbreis im Darm erhöhen und so die Stuhlkonsistenz verbessern. Mittel der ersten Wahl sind die Wirkstoffe Makrogol, Bisacodyl und Natriumpicosulfat. Weitere abführende Wirkstoffe sind Anthrachinone, Lactulose, Lactitol, Sorbit und Lactose.
Neben Abführmitteln zur oralen Einnahme stehen auch rektale Entleerungshilfen zur Verfügung. Dazu gehören Bisacodyl-Zäpfchen sowie Geräte zur sogenannten analen Irrigation (auch als Klistier bekannt), mit denen Wasser, Salzlösung oder wirkstoffhaltige Lösungen in den Enddarm eingebracht werden.
Versagen die klassischen Abführmittel oder treten Unverträglichkeiten auf, können sogenannte Prokinetika (in erster Linie der Wirkstoff Prucaloprid) eingesetzt werden. Auch die sogenannten Sekretagoga (Linaclotid, Plecanatid, Lubiproston) zeigten in Studien gute Wirksamkeit bei chronischer Verstopfung. Diese Wirkstoffe sind in Deutschland jedoch nicht erstattungsfähig beziehungsweise noch gar nicht erhältlich.
Darüber hinaus können bestimmte Rezepturen aus der traditionellen chinesischen Medizin eingesetzt werden. Unterstützend können auch Abdominalmassagen wirken.
Biofeedback
Liegt die Verstopfung an einer Fehlfunktion des Beckenbodens, bei der sich der Analschließmuskel während des Stuhlgangs nicht entspannt, kann ein sogenanntes Defäkationstraining mit einer Biofeedback-Apparatur sinnvoll sein.
Chirurgische Maßnahmen
Bei schwerer chronischer Verstopfung, die nicht auf eine konservative Behandlung anspricht, kann als letztes Mittel die Kolonresektion erwogen werden. Bei dieser Operation wird der Dickdarm teilweise oder vollständig entfernt und der verbliebene Dickdarm bzw. der Dünndarm direkt mit dem Enddarm verbunden.
Wird die Verstopfung durch mechanische Blockaden im Bereich des Enddarms verursacht, ist die chirurgische Entfernung dieser Blockaden erfolgversprechend. Das am besten untersuchte Verfahren in diesem Zusammenhang ist die teilweise Entfernung des Enddarms (Rektumresektion).
In manchen Fällen kann sich ein sogenannter Beckenbodenschrittmacher (auch Saklranervenstimulation genannt) günstig auf schwere chronische Verstopfungssymptome auswirken. Dabei werden eine Elektrode und ein kleiner Neurostimulator im oberen Gesäßbereich implantiert. Die medizinische Leitlinie gibt jedoch zu bedenken, dass Studien die Wirksamkeit der Sakralnervenstimulation bei chronischer Verstopfung sehr unterschiedlich bewerten und in vielen Fällen keine Wirksamkeit finden.
Hausmittel bei Verstopfungen
Hausmittel gegen Verstopfung decken sich weitestgehend mit den ärztlichen Empfehlungen zu Ernährungs- und Lebensstiländerungen.
Bei Verstopfung können ballaststoffreiche (Obst, Gemüse, Vollkorn, Hülsenfrüchte) und probiotische Lebensmittel (Joghurt, Sauerkraut und andere fermentierte Produkte) Erleichterung bringen. Viel trinken sorgt für weichen Stuhl und Bewegung wirkt der Darmträgheit entgegen. Auch eine Wärmflasche oder ein warmes Bad können die Darmtätigkeit anregen, ebenso bewusste Entspannungstechniken.
Abführend wirken Trockenobst (Backpflaumen, getrocknete Aprikosen oder Feigen), künstliche Süßstoffe (vor allem Sorbit) und Milchzucker (in der Apotheke erhältlich).