Loperamid

Loperamid zählt zu den gebräuchlichen Arzneistoffen in der symptomatischen Behandlung von Durchfallerkrankungen (Diarrhöen). Das Antidiarrhoikum ist ein synthetisches Opioid, das als Medikament gegen Durchfall Hauptbestandteil von Tabletten und Kapseln verschiedenster Pharmaproduzenten ist. Hier auf Doktor.de erfährst du mehr darüber, wann Loperamid dir helfen kann, wie das Arzneimittel wirkt und wie es einzunehmen ist. Zudem findest du wichtige Hinweise, was du in bestimmten Lebensphasen oder bei bestimmten Grunderkrankungen zu beachten hast.  

Wann / bei welchen Symptomen / Krankheit wird Loperamid eingesetzt?

Loperamid hilft bei akuten Durchfallbeschwerden. | © anyong

Loperamid soll dir helfen, die Symptome von Durchfall zu lindern, wenn keine Behandlung der eigentlichen Ursachen für deine Beschwerden möglich ist. Wenn Durchfallbeschwerden auftreten, kann dies etwa eine natürliche Abwehrreaktion des Körpers sein. Dein Körper versucht dann, etwas für ihn Schädliches schnellstmöglich wieder „loszuwerden“. Daher kommt es zu folgenden Symptomen: 

  • schnellere Darmbewegungen (Motilität)
  • häufigerer Stuhldrang
  • Ausscheiden von flüssigem Stuhl 

Wie wirkt Loperamid?

Mit einer Durchfallerkrankung geht einher, dass der Körper viel Flüssigkeit und Elektrolyte verliert. Als sogenanntes Scheinopioid wirkt der Arzneistoff nur lokal auf die sich auch im Darm befindenden sogenannten Opioid-Rezeptoren. Loperamid überwindet bei gesunden Patient:innen die Blut-Hirn-Schranke kaum, vielmehr sorgen verschiedene Transportproteine dafür, dass der Wirkstoff unmittelbar nach seinem Eindringen wieder abgeleitet wird. So werden keine der zentralen Opioid-Rezeptoren im Gehirn erreicht, wo das Andocken von Endorphinen, den sogenannten „Glückshormonen“, weitreichende Auswirkungen haben kann. Der Wirkstoff Loperamid sorgt in erster Linie dafür, dass sich der Darm beruhigt und weniger schnell arbeitet. Dadurch verschafft das Medikament dem Körper wieder mehr Zeit, Nährstoffe, Wasser und Elektrolyte aufzunehmen und der Stuhl festigt sich.  

Als Medikament bei Durchfall wird Loperamid folgende positive Eigenschaften zugeschrieben: 

  • Der Durchfall lässt oft innerhalb von 24 Stunden nach.
  • Das Risiko eines Flüssigkeitsmangels (Dehydration) reduziert sich.
  • Der Körper erholt sich schneller von der Durchfallerkrankung. 

Da der Abbau von Loperamid bereits zum größten Teil in der Leber geschieht und weniger als ein Prozent des Wirkstoffs in den großen Blutkreislauf gelangt, gilt die Anwendung des Medikaments gegen Durchfall als sehr sicher. Nach rund elf Stunden scheidet der Körper die Hälfte des Arzneistoffes mit dem Stuhl aus.

Was gibt es bei der Darreichungsform von Loperamid zu beachten?

Da das Medikament gegen akuten Durchfall in der Selbstmedikation angewandt werden darf, ist Loperamid in rezeptfreien Zwei-Tages-Packungen erhältlich als: 

  • Tabletten
  • Hart- und Weichkapseln
  • Brausetabletten
  • Schmelztabletten
  • Lösung zum Einnehmen
  • Tropfen

Was gibt es bei der Anwendung von Loperamid zu beachten?

Der Arzneistoff kann ab einem Alter von zwölf Jahren zur symptomatischen Behandlung von Durchfall eingesetzt werden. Für Kinder ab zwei Jahren gibt es eigens gering dosierte Medikamente. Loperamid-Präparate dürfen nicht länger als zwei Tage ohne ärztliche Überwachung angewandt werden. Leberkranke benötigen eine ärztliche Abklärung. 

Wie ist Loperamid zu dosieren?

Erwachsene beginnen die Behandlung in der Regel mit zwei Tabletten oder Kapseln. Dies entspricht vier Milligramm des Wirkstoffes. Anschließend sollte man nach jedem Stuhlgang, der noch ungeformt ist, zwei Milligramm Loperamid einnehmen. Bei der Selbstmedikation dürfen nicht mehr als zwölf Milligramm, also sechs Kapseln oder Tabletten pro Tag, verabreicht werden. Wer zwischen zwölf und 18 Jahren alt ist, nimmt zunächst eine Einheit und behält diese Dosis bei jedem ungeformten Stuhl bei. Die tägliche Maximaldosis beträgt in dieser Alter vier Tabletten / Kapseln.  

Welche Nebenwirkungen sind bei Loperamid möglich?

Das Medikament gegen Durchfall kann folgende Beschwerden verursachen: 

In selteneren Fällen: 

  • Bauchschmerzen / Verdauungsstörungen
  • Brechreiz
  • Schläfrigkeit  
  • allergische Reaktionen der Haut
  • Trockenheit im Mund 

Welche Wechselwirkungen kann es bei Loperamid geben?

Bestimmte Medikamente können zu einem erhöhten Loperamid-Blutspiegel führen, wenn die Leber das identische Enzym-System nutzt, um die Wirkstoffe abzubauen. Andere Präparate wiederum tragen dazu bei, dass Loperamid doch das zentrale Nervensystem erreicht. Solche Wechselwirkungen können hervorgerufen werden durch:  

  • Ritonavir in HIV-Medikamenten
  • Ketoconazol und Itraconazol bei Pilzinfektionen
  • Chinidin und Verapamil in Herz-Medikamenten  
  • Dopexin als Wirkstoff in Antidepressiva
  • Gemfibrozil in Blutfettsenkern 

Wann sollte Loperamid nicht eingenommen werden?

  • bei Kindern unter zwei Jahren (Blut- / Hirn-Schranke)
  • wenn Fieber den Durchfall begleitet oder Blut oder Eiter im Stuhl auf eine bakterielle Ursache hindeuten
  • bei chronischen Durchfallerkrankungen
  • bei Darmverschluss (Ileus) oder chronischer Verstopfung  
  • bei Durchfällen im Zusammenhang mit Antibiotika-Gaben
  • bei bakteriell bedingten Darmentzündungen
  • bei akuten Schüben von Colitis ulcerosa 

Wie verhält es sich mit Loperamid in der Schwangerschaft / Stillzeit?

Auch wenn bisher keine Nachweise auf negative Auswirkungen vorliegen, solltest du Loperamid vor allem im ersten Schwangerschaftsdrittel vorsichtshalber nicht anwenden. Da das Medikament gegen Durchfall auch in die Muttermilch gelangt, empfiehlt sich seine Einnahme auch nicht in der Stillzeit. 

Kann ich bei Doktor.De medizinischen Rat zu Loperamid erhalten?

Über die Doktor.De-App kannst du erfahrene Ärzte und Ärztinnen konsultieren und dir medizinischen Rat zu Loperamid einholen. Nach einer sorgfältigen Anamnese und bei Bedarf kann dir das Team bei Doktor.De auch eine Überweisung für einen Facharzt oder Fachärztin ausstellen. 

  

Quellen: 

Dr. Isabelle Viktoria Maucher (Apothekerin), Nurcan Alnouri (Apothekerin) 24.06.2019. Loperamid. gelbe-liste.de

Waxxenegger, C. 27. August 2021. Loperamid. netdoktor.de

18.09.2021. Loperamid. flexikon.doccheck.com

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

Letztes Update: 2023-07-24