Anpassungsstörung

Unter einer Anpassungsstörung versteht man eine psychischeStörung, die sich infolge akuter oder chronischer Belastungssituationen entwickeln kann. Die Symptome betreffen vor allem die Emotionen und die Stimmung, wobei sogar Suizidgedanken auftreten können. Die Adaptionsstörung von Neugeborenen, die Schwierigkeiten beim Übergang in das Leben außerhalb des Mutterleibes haben, wird auch gelegentlich als Anpassungsstörung bezeichnet. Dieses Thema ist nicht Gegenstand dieses Textes. 

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Symptome einer Anpassungsstörung

Plötzliche, unerwartete Ereignisse treffen jeden Menschen mehrfach im Leben, die Reaktionen auf solche Stressfaktoren können ganz unterschiedlich ausfallen. Einigen Menschen fällt der Umgang mit der Belastung leichter als anderen, bei manchen kommt es erst verzögert zu psychischen Problemen. Übersteigen diese das übliche Maß einer Reaktion auf das belastende Ereignis, kann eine Anpassungsstörung (auch: Adaptionsstörung) dahinterstecken. 

Die ersten Tage nach einem schweren Schicksalsschlag, etwa einer miterlebten Naturkatastrophe oder einem schweren Unfall, stellen für alle Betroffenen einen psychischen Ausnahmezustand dar. Dieser ist meist vorübergehend und hält nur wenige Tage an. In diesem Fall sprechen wir von einer akuten Belastungsreaktion. Massive Spätfolgen können ihren Ausdruck in einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) finden. 

Treten folgende Symptome innerhalb eines Monats nach einem weniger dramatischen Ereignis auf, spricht man hingegen von einer Anpassungsstörung: 

Nicht bei jedem Menschen sind im Falle einer Anpassungsstörung alle Symptome ausgeprägt. Es kommt gelegentlich vor, dass Betroffene vorübergehend die Lebenslust verlieren und Suizidgedanken entwickeln, die schlimmstenfalls zu einem Suizidversuch führen. Andere verleiten die quälenden Symptome der Anpassungsstörung zum vermehrten Gebrauch von Alkohol oder Drogen, der in einer Abhängigkeit münden kann. 

Bei Jugendlichen äußert sich die Erkrankung häufiger durch Verhaltensstörungen, wie Schulverweigerung, Rückzug oder Aggressivität. Kinder zeigen eher ein regressives Verhalten, das bedeutet, dass sie in frühere Entwicklungsstadien zurückfallen. Typisch ist etwa Bettnässen, nachdem das Kind bereits längere Zeit sauber war. Andere Symptome können Daumenlutschen oder der Rückfall in die Babysprache sein. 

Ursachen einer Anpassungsstörung

Es handelt sich bei Auslösern von Angststörungen oft um sogenannte Life Events, wie: 

  • Trennung oder Scheidung
  • Tod einer nahestehenden Person
  • schwere Erkrankung
  • Jobverlust oder -wechsel 

Gelegentlich sind es aber auch untragbare Situationen in der Partnerschaft oder am Arbeitsplatz, durch die die individuelle Belastungsgrenze überschritten wird. Bestehen diese chronisch, können sie die genannten Symptome längerfristig auslösen. Dann kann es bei fehlender Kontrollmöglichkeit der Situation zusätzlich zu einem Gefühl der Ausweglosigkeit kommen. 

Krankheitsverlauf einer Anpassungsstörung

Die beschriebene Symptomatik setzt innerhalb eines Monats nach Ende des auslösenden Ereignisses ein und kann bis zu einem halben Jahr fortbestehen. In vielen Fällen dauert eine Anpassungsstörung aber nur wenige Tage bis Wochen, auch ohne Behandlung. Ein Bruchteil der Betroffenen entwickelt im Verlauf eine depressive Episode. Bestehen psychosoziale Belastungen langfristig, kann die Erkrankung auch bis zu zwei Jahren andauern. 

Diagnose einer Anpassungsstörung

In einem ausführlichen Anamnesegespräch wird ermittelt, ob es in zeitlichem Zusammenhang ein Ereignis gegeben hat, das für die berichtete Symptomatik verantwortlich sein kann. Handelt es sich um den Tod einer nahestehenden Person, ist die Anpassungsstörung von einer normalen Trauerreaktion abzugrenzen, denn diese ist nicht krankhaft oder behandlungsbedürftig. Das träfe nur zu, wenn die Symptome den Alltag massiv einschränken oder länger als ein halbes Jahr anhalten würden. Ist das auslösende Ereignis eine schwere Erkrankung, müssen die Symptome entsprechend eingeordnet werden, denn sie können auch unmittelbar mit dieser verbunden sein. Das gilt insbesondere für Erkrankungen des Gehirns, die vielfältige psychische Symptome auslösen können. Zu einer vollständigen Diagnostik gehören eine körperliche Untersuchung und eine Blutuntersuchung, um andere Erkrankungen auszuschließen. Bisweilen werden ergänzend bildgebende Verfahren verwendet, wie Röntgen oder Computertomografie. 

Behandlung einer Anpassungsstörung

Vielen Betroffenen hilft es, über ihre Sorgen und Probleme zu sprechen, am besten im Rahmen einer Gesprächstherapie. Da bei einigen Betroffenen auch Suizidgedanken auftauchen können, sollte eine psychotherapeutische oder psychiatrische Diagnostik und gegebenenfalls eine Behandlung angestrebt werden. Diese kann ambulant in einer Praxis oder auch vorübergehend in einem psychiatrischen Akutkrankenhaus oder einem Kriseninterventionszentrum erfolgen. 

In einigen Fällen werden auch kurzfristig Medikamente eingesetzt. Diese dienen vor allem der Entlastung, zum Beispiel bei anhaltenden Schlafstörungen, quälenden Grübeleien oder besonders starken Ängsten. Medikamente werden dabei immer als Ergänzung der Psychotherapie betrachtet. 

Risikofaktoren einer Anpassungsstörung

Es gibt Menschen, die besonders anfällig für die Entstehung einer Anpassungsstörung sind. Das wird auch als Vulnerabilität bezeichnet. Das Gegenteil davon ist die Resilienz. Resiliente Menschen können auf gute Ressourcen zurückgreifen und finden dadurch ihr inneres Gleichgewicht schneller wieder. Eine solche Ressource ist etwa das soziale Netzwerk, das einem in Krisenzeiten beistehen kann. Auch bestimmte Persönlichkeitstypen entwickeln häufiger Anpassungsstörungen. Das betrifft vor allem Menschen mit ausgeprägten ängstlichen oder dependenten (abhängigen) Persönlichkeitsmerkmalen. 

Wie kann dir Doktor.De bei einer Anpassungsstörung helfen?

Belastende Ereignisse kommen unvermeidlich im Leben eines jeden Menschen vor. Falls das innerhalb der vergangenen Wochen bei dir der Fall war und du nun vielleicht einige der oben genannten Symptome erlebst, kann Doktor.De dir helfen, zu entscheiden, ob eine Therapie eingeleitet werden muss.  

 

Quelleninformationen: 

Dieser Text wurde von Mediziner:innen geprüft und entspricht medizinischen Leitlinien. 

Lieb, K. & Frauenknecht, S. (2019). Intensivkurs Psychiatrie und Psychotherapie (9. Aufl.). Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH. 

Ebert, D. (2016). Psychiatrie systematisch (Klinische Lehrbuchreihe) (9., neubearb.). UNI-MED. 

Neurologen und Psychiater im Netz. o.J. Was sind Anpassungsstörungen?

Letztes Update: 2023-04-20