Asperger-Syndrom
Als Asperger-Syndrom wird eine bestimmte Störung im Kontakt– und Kommunikationsverhalten bei Menschen bezeichnet. In der Psychologie wird die nach dem Kinderarzt Hans Asperger benannte Erkrankung daher dem Autismus-Spektrum zugeordnet. Typisch für das Asperger-Syndrom bei Kindern und Erwachsenen ist: Die betroffenen Personen haben große Schwierigkeiten, mit anderen Menschen zu kommunizieren und sich in ihr Gegenüber hineinzuversetzen. Im Alltag konzentrieren sie sich eher auf die Pflege sehr spezieller Interessen und halten strikt an Gewohnheiten und Ritualen fest. Beziehungen oder Freundschaften aufzubauen, ist ihnen selten möglich. Bereits früh lässt sich das Asperger-Syndrom bei Kindern feststellen, aber auch Erwachsene können noch daran erkranken. Die Krankheit ist nicht heilbar. Mit Therapien und Trainings lässt sich das Verhalten der Patient:innen jedoch positiv beeinflussen.
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Symptome von Asperger-Syndrom bei Kindern
Anzeichen, die für die Erkrankung typisch sind, zeigen sich oft zu Beginn des dritten Lebensjahres und sind beim Spielen mit anderen Kindern zu erkennen. Dazu können zählen:
- verzögerte Entwicklung in den Bewegungsabläufen
- ungeschickte und linkisch wirkende Bewegungen
- gleichförmiges, sich wiederholendes Verhalten
- sich selten verändernder Gesichtsausdruck
- Unvermögen, auf andere im Gespräch einzugehen
- Blickkontakte, Gesten oder den Gesichtsausdruck von anderen Menschen können nicht eingeordnet werden
- Gefühle und Reaktionen von anderen können nicht nachvollzogen werden
- Mangel an Einfühlungsvermögen
- Neigung zu Selbstgesprächen
- oft entwickeln sich sehr spezielle Interessen (Inselbegabung)
- kaum Interesse oder Unfähigkeit, soziale Kontakte zu knüpfen
Mitunter wird das Asperger-Syndrom bei einem Kind von Störungen in der Sinneswahrnehmung begleitet. Dann können diese Symptome auftreten:
- hohe Empfindlichkeit gegenüber speziellen Geräuschen oder Gerüchen
- Reizüberflutung beim Berühren bestimmter Oberflächen
Ein Asperger-Syndrom bei Kindern bedeutet keinesfalls, dass sie in ihrer Sprachentwicklung beeinträchtigt sind. Betroffene haben auch keine Defizite in ihrer Intelligenz. Darin unterscheidet sich diese autistische Störung entschieden vom frühkindlichen Autismus. Vielmehr zeigen sich bestimmte Stärken bei den Kindern, wie beispielsweise:
- frühes Sprechen, noch bevor sie selbstständig laufen können
- Entwicklung eines reichen Wortschatzes und exzellenten sprachlichen Ausdrucks
- gute, in bestimmten Bereichen überdurchschnittliche Intelligenz
- besonders gutes logisches und kreatives Denken und Erkennen von Mustern
- Ehrlichkeit und stark ausgeprägter Gerechtigkeitssinn
- loyales und zuverlässiges Verhalten
Wegen ihrer Aufmerksamkeitsstörung haben betroffene Kinder und Jugendliche jedoch oft Schwierigkeiten, in der Schule gute Leistungen zu erzielen.
Symptome von Asperger-Syndrom bei Erwachsenen
Meist sind die Verhaltensauffälligkeiten bei erwachsenen Menschen unauffälliger als bei Kindern. Dennoch lassen sich folgende Anzeichen bemerken:
- Hohes sprachliches Niveau, beim Erzählen kann zwischen der Wichtigkeit von einzelnen Details jedoch nicht unterschieden werden
- Reduzierte Mimik, Ausweichen vor Blickkontakt und schwache Reaktionen auf Humor oder Freundlichkeit. Asperger-Autisten wirken oft abweisend, kalt und egoistisch.
- Schwierigkeiten, Liebesbeziehungen zu entwickeln und aktiv zu gestalten
- Mitunter wenig Bedürfnis nach einem Sexualleben bis hin zur Abneigung
- Im Berufsleben kann es wegen des oft brüsken, zu direkten und unflexiblen Benehmens schnell zu Überforderung und Konflikten kommen.
Andererseits verschaffen die oft ausgeprägten Fähigkeiten, ihr Spezialwissen und hohe Intelligenz den Betroffenen gute Voraussetzungen, ihre beruflichen wie privaten Interessen zielstrebig umzusetzen.
Ursachen von Asperger-Syndrom
Wodurch die tiefgreifende Entwicklungsstörung verursacht wird, konnte noch nicht herausgefunden werden. Medizin und Forschung vermuten, dass es mehrere Faktoren braucht, damit sich ein Asperger-Syndrom entwickelt:
- gehäuftes Auftreten in der nahen Familie und genetische Veränderungen
- Mutter und Vater im fortgeschrittenen Alter
- Infektionen wie Röteln und bestimmte Medikamente in der Schwangerschaft
- neurologische und biochemische Abweichungen bei Hirnströmen, in verschiedenen Bereichen des Gehirns und in den Nervenbotenstoffen
Vermutet wird zudem, dass Frühgeburten, eine Diabetes-Erkrankung der Mutter sowie Probleme mit der Lungenfunktion und Unterzucker beim Neugeborenen ein Asperger-Syndrom begünstigen. Dass Impfstoffe und die in ihnen enthaltenen Konservierungsmittel das Asperger-Syndrom bei Kindern verursachen sollen, wurde von den Experten des Robert-Koch-Instituts 2019 eindeutig widerlegt. Auch gibt es keine Belege für die immer noch verbreitete Mutmaßung, dass das Asperger-Syndrom auf eine mangelnde Zuwendung und Liebe der Eltern zurückzuführen ist. Ebenso wenig spielen das Trinken von Alkohol oder psychischer und sozialer Stress während der Schwangerschaft eine Rolle.
Behandlung von Asperger-Syndrom
Bei Verdacht auf Asperger-Syndrom bei Kindern sind Fachärzt:innen für Kinder- und Jugendpsychiatrie die richtigen Ansprechpartner:innen, bei Erwachsenen führen Fachärzt:innen für Psychiatrie oder Psychotherapie das eingehende Diagnoseverfahren durch. Zunächst muss nämlich abgeklärt werden, ob es sich nicht um andere Auffälligkeiten oder Störungen handelt. Dies geschieht über:
- ausführliche Gespräche mit den Betroffenen und ihren Angehörigen, auch zu bestehenden sowie früheren Erkrankungen
- Berichte von anderen Ärzt:innen und deren Befunde
- Gespräche mit Personen aus dem Umfeld der Betroffenen, etwa aus Schule, Freundeskreis oder Therapien (Fremdbeobachtungen)
- neurologische und psychiatrische Untersuchungen
- altersgerechte Autismus-Tests, die jedoch nie ausschließlich zur Diagnose herangezogen werden sollten
Da Erwachsene im Laufe ihres Lebens oft Strategien entwickeln, um möglichst nicht aufzufallen, ist die Diagnose bei ihnen wesentlich schwieriger. Erst psychische Erkrankungen als Folge der Störung führen oft zur eigentlichen Problematik.
Da das Asperger-Syndrom nicht heilbar ist, setzt die Behandlung auf Verhaltenstherapie und das Trainieren der Kommunikation und sozialen Kompetenzen, um die Betroffenen in ihrer Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu fördern. Zur Unterstützung der Motorik kann Physio- und Ergotherapie angewandt werden. Eltern berichten zudem über positive Effekte durch eine Reittherapie oder eine andere intensive Freizeitaktivität wie Schachspielen oder Musizieren.
Unterstützend können zudem wirken:
- Umgebungen und Situationen, die sie verlässlich überschauen können
- altersgerecht vermitteltes Wissen über die eigene Krankheit und ihre Besonderheiten
- gezielte berufliche Förderung und Wahl im Hinblick auf die besonderen Stärken
Risikofaktoren von Asperger-Syndrom
Bisher lassen sich bei der Erkrankungen kaum Prognosen zum individuellen, aber meist stabilen Verlauf treffen. Manche Patient:innen sind permanent auf Hilfe angewiesen, andere können ein selbstbestimmtes Leben mit Beruf und Familie führen. Zu den Risikofaktoren, die einen großen Einfluss auf die Entwicklung haben, zählen bestimmte Erkrankungen und Störungen, die begleitend auftreten können. Vor allem in Verbindung mit Krisen oder Belastungen im familiären Umfeld wie Umzügen, Todesfällen oder auch die Pubertät können bei an Asperger-Syndrom Erkrankten auftreten:
- ADHS
- motorische Störungen
- Depression und Angst
- Zwangssymptome
- Persönlichkeits-, Ess- und Schlafstörungen
- Aggressivität und selbstverletzendes Verhalten
- Verstummen
- Schizophrenie
- Tourette-Syndrom mit sogenannten Tics
Wie kann dir Doktor.De bei Asperger-Syndrom helfen?
Du bemerkst bei deinem Kind oder dir selbst Anzeichen dieser autistischen Störung? Dann wende dich gerne an Doktor.De. Die fachkundigen Medizineri:nnen, die mit uns kooperieren, beraten dich einfühlsam und ausführlich. Ihnen kannst du deine Beobachtungen zu dem auf Asperger-Syndrom hindeutenden Verhalten eingehend schildern. Die weiterführende Diagnostik und Behandlung übernehmen Fachpraxen für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychiatrie oder Psychotherapie.
Quellen:
Feichter, M. 24.08.2022. Asperger-Syndrom. NetDoktor.
15.05.2020. Autismus/Autismus-Spektrum-Störungen. Umwelt Bundesamt.
Letztes Update: | 2023-04-16 |