Dysmorphophobie
Die Dysmorphophobie, oder körperdysmorphe Störung, betrifft etwa zwei bis drei Prozent der Bevölkerung, wobei Frauen leicht überrepräsentiert sind. Es handelt sich dabei um eine Selbstwahrnehmungsstörung, bei der einzelne Körperteile besonders beobachtet werden, die den Betroffenen missgebildet erscheinen. Umfeld und Fachleute teilen diese Wahrnehmung jedoch nicht. Das soziale und berufliche Leben leidet unter der stundenlangen Beschäftigung mit dem vermeintlichen Makel.
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Symptome von Dysmorphophobie
Einzelne Körpermerkmale werden von den Betroffenen als hässlich, monströs oder missgestaltet empfunden, obwohl die Person objektiv betrachtet ein durchschnittliches Aussehen hat. Häufig werden Gesicht, Haare oder Haut negativ bewertet. Prinzipiell kann aber jede Körperregion betroffen sein. Bei Männern bezieht sich die Dysmorphophobie oft auf die Muskeln, wobei selbst durchtrainierte Personen sich beim Blick in den Spiegel als schmächtig erleben. Das kann neben einem ausufernden Training auch in einen Missbrauch von Anabolika münden.
Viele Menschen kennen eine gewisse Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper oder einzelnen Körpermerkmalen. Krankhaft wird es erst, wenn mehrere Stunden des Tages damit verbracht werden, beispielsweise über das Problem zu grübeln. Betroffene verbringen auch viel Zeit damit, sich herzurichten und den vermeintlichen Makel zu kaschieren, etwa durch weite Kleidung oder aufwendiges Make-up. Häufige Spiegelkontrollen kommen bei etwa 80 Prozent der Betroffenen vor. Einige vermeiden aber auch Spiegel komplett. Beides kann einen zwanghaften Charakter annehmen. Außerdem wird der Körperteil wiederkehrend betastet und sein Aussehen mit anderen Menschen verglichen. Typisch sind auch rückversichernde Fragen an Familie, Freunde oder Fachleute, ob der betreffende Körperteil in Ordnung ist.
Der Wunsch nach optimierenden Schönheitsoperationen ist stark. Werden diese durchgeführt, lässt danach das Leiden entweder nur kurz oder gar nicht nach. Manchmal verschiebt sich in der Folge die Selbstwahrnehmungsstörung auf einen anderen Körperteil. Das Leiden kann massive Konsequenzen haben, wenn Betroffene es letztlich sogar vermeiden, zur Arbeit oder zu privaten Treffen zu gehen. In ausgeprägten Fällen wird das Haus überhaupt nicht mehr verlassen. Gründe dafür sind Scham und Ängste, dass andere Menschen einen negativ beurteilen oder über den vermeintlichen Makel lachen könnten. Die erhöhte Selbstaufmerksamkeit wird immer aufs Neue befeuert, wenn sich Betroffene beobachtet oder bewertet fühlen. Das löst verschiedene negative Emotionen aus, wie:
- Scham
- Ekel
- Verzweiflung
- Ängste
- Wut
- Niedergeschlagenheit
Sind die beschriebenen Selbstwahrnehmungen nicht mehr korrigierbar, sprechen Fachleute auch von einem Wahn. Daneben kann das Leiden eine Depression begünstigen, damit kann auch eine erhöhte Selbstmordgefährdung einhergehen.
Die Dysmorphophobie kann einer Essstörung ähneln, bei der ähnlicher Scham und Ekel bezüglich des eigenen Körpers empfunden werden können. Die Körperbildstörung und deren Konsequenzen für den Alltag sind allerdings bei der Dysmorphophobie noch ausgeprägter.
Ursachen von Dysmorphophobie
Als Ursachen werden Umwelteinflüsse diskutiert, vor allem während des Aufwachsens, gepaart mit der Persönlichkeit der Betroffenen. Besonders empfindsame Personen, die vielleicht sogar gehänselt wurden, scheinen anfälliger für die Störung zu sein. Das trifft ebenfalls auf Menschen mit einem ausgeprägten Ästhetikempfinden zu. Einen nicht zu vernachlässigenden Einfluss haben die Medien, heutzutage vor allem die sozialen Medien, die unablässig Perfektion zelebrieren. Dazu kommt der unkomplizierte Zugang zu zahlreichen optimierenden Schönheitsoperationen.
Behandlung von Dysmorphophobie
Die Behandlung besteht im Wesentlichen aus psychotherapeutischen Interventionen. Manchmal werden diese durch Medikamente unterstützt. In den meisten Fällen kommt die kognitive Verhaltenstherapie zum Einsatz. Damit werden neue Sicht- und Verhaltensweisen eingeübt. Mit den so gewonnenen Erfahrungen wird das Selbstbewusstsein gestärkt und eine gesunde Betrachtung des Körpers gefördert. Dazu kann etwa recht effektiv eine Expositionstherapie dienen, bei welcher Betroffene sich bewusst gefürchteten und gemiedenen Situationen aussetzen. Die Erfahrung, dass dabei nichts Negatives passiert, kann ein erfolgreiches Umlernen bewirken. Auch Entspannungsverfahren und Achtsamkeitsübungen können hilfreich sein.
In Fällen mit schwerer zwanghafter oder wahnhafter Symptomatik können ergänzend Medikamente zum Einsatz kommen. Gleiches gilt, wenn sich zusätzlich eine Depression entwickelt hat. Am häufigsten werden selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) oder andere Antidepressiva verschrieben. Der alleinige Einsatz von Medikamenten ist allerdings wenig erfolgversprechend.
Risikofaktoren von Dysmorphophobie
Da die Ursachen für die Entwicklung einer Dysmorphophobie weitgehend ungeklärt sind, können keine definitiven Risikofaktoren benannt werden. Eine überbehütete Kindheit oder eine besonders strenge Erziehung kommen infrage. Ebenso tragen vermutlich körperlicher oder seelischer Missbrauch zur Entstehung der Störung bei. Der übermäßige Konsum sozialer Medien kann eine Dysmorphophobie fördern.
Welche Hilfe bietet Doktor.De bei Dysmorphophobie an?
Wir von Doktor.De können dir sagen, ob eine Dysmorphophobie bei dir wahrscheinlich ist. In diesem Fall erhältst du von uns eine Überweisung für eine psychiatrische oder psychotherapeutische Diagnostik und Behandlung. Bei besonders ausgeprägten Symptomen können wir dir auch eine vorübergehende Krankschreibung ausstellen.
Quellen:
Lieb, Klaus/Sabine Frauenknecht: Intensivkurs Psychiatrie, Elsevier Health Sciences, 22.07.2019.
Herpertz, Sabine/Franz Caspar/Klaus Lieb: Psychotherapie. Funktions- und störungsorientiertes Vorgehen, „Elsevier, Urban&Fischer Verlag“, 17.11.2016.
Phillips, A. K. Stein, D. J. Jan 2021. Körperdysmorphe Störung. MSD Manual.
Letztes Update: | 2023-05-10 |