Latexallergie

Eine Latexallergie ist eine Unverträglichkeit gegen in Naturlatex enthaltene Stoffe. Die gummiartige Substanz wird aus dem Milchsaft bestimmter Pflanzen hergestellt und wird auch als Naturkautschuk oder Naturgummi bezeichnet. Naturlatex ist in Gummihandschuhen und anderen Medizinprodukten enthalten, aber auch in vielen alltäglichen Gegenständen. 

Latexallergien sind vor allem bei Menschen verbreitet, die beruflich viel Kontakt mit Latexprodukten haben. Neben den medizinischen und Pflegeberufen sind das auch Berufstätige in der Lebensmittelherstellung, Reinigungskräfte, Friseure und Beschäftigte in der latex- und gummiverarbeitenden Industrie. In den medizinischen Berufen haben rund 10 Prozent der Beschäftigten eine Latexallergie. In der Allgemeinbevölkerung sind es etwa 1 bis 4 Prozent.

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Symptome einer Latexallergie

Mediziner:innen unterscheiden zwei Formen von Latexallergie: 

  1. Die eigentliche Latexallergie, eine sogenannte Typ-I-Allergie, deren Symptome unmittelbar nach dem Latexkontakt auftreten. Die Symptome sind generalisiert, betreffen also den ganzen Körper. Schwere anaphylaktische Schockzustände sind möglich. Typ-I-Allergien werden auch als Sofortallergien bezeichnet.
  2. Die durch Latex ausgelöste allergische Kontaktdermatitis, eine Typ-IV-Allergie. Sie zeigt ausschließlich lokale Hautsymptome, die erst Stunden nach dem Latexkontakt beginnen. Typ-IV-Allergien werden auch Spättypallergien genannt. 

In der Regel haben Betroffene entweder eine Typ-I- oder eine Typ-IV-Allergie. Bei einigen Prozent kommen beide Allergietypen gemeinsam vor. 

Symptome der Latexallergie (Typ I) 

Symptome einer generalisierten Latexallergie setzen nach Minuten bis maximal zwei Stunden ein. Dazu gehören: 

  • Hautausschläge, die sich über den ganzen Körper ausbreiten können
  • Schwellungen von Haut und Schleimhäuten (zum Beispiel Zuschwellen der Augen oder der Atemwege)
  • Bauchkrämpfe, Übelkeit und Erbrechen
  • Atemnot durch asthmaähnliche Krämpfe der Bronchien
  • Schwäche- und Angstgefühl
  • lebensbedrohlicher Blutdruckabfall (anaphylaktischer Schock) 
Symptome der Latex-Kontaktdermatitis (Typ IV) 

Symptome einer durch Latex ausgelösten Kontaktdermatitis beginnen 6 bis 48 Stunden nach dem Kontakt mit dem Allergen. Die Reaktion bleibt meist auf die Hautareale begrenzt, die mit Latex in Kontakt standen. Typische Symptome sind: 

  • Hautrötung
  • Schwellung
  • Juckreiz
  • Bildung von Bläschen oder Pusteln, die später nässen und verkrusten können.  

Typische Auslöser einer Latexallergie

Das Bild zeigt eine Hand mit Rötungen aufgrund einer Latexallergie.
Nach dem Kontakt mit Latex kann bei Betroffenen die Haut an der Kontaktstelle gerötet sein, juckten und brennen.| © jaochainoi

Potentiell problematisch für Latexallergiker:innen sind: 

  • Medizinprodukte (u. a. Gummihandschuhe, Fingerlinge, Katheter, Beatmungsmasken und -schläuche oder Blutdruckmanschetten)
  • Alltagsgegenstände (u. a. Luftballons, Schnuller und Sauger von Babyflaschen, Wärmflaschen, Kondome, Bettmatratzen, Türdichtungen, Elastikbänder und bestimmte Klebstoffe)
  • Zimmerpflanzen (u. a. Weihnachtsstern und Ficus) 

Besonders stark allergieauslösend wirken Produkte aus dünnem Latex wie Gummihandschuhe, Kondome und Luftballons, da diese fertigungsbedingt besonders viele Latexproteine freisetzen. 

Menschen mit Latexallergie reagieren öfter auch allergisch auf eine Reihe von Früchten und Gemüsen, deren Proteine Ähnlichkeit mit Latexproteinen haben. Diese kombinierten Allergien werden als Latex-Frucht-Syndrom bezeichnet. Besonders riskant sind Bananen, Avocados, Kiwi und Esskastanien. Ein moderates Risiko für Kreuzallergien besteht bei Apfel, Karotte, Sellerie, Papaya, Melone, Tomate und Kartoffel. 

Typische Wege des Latexkontakts 

Oft genügt bereits der Hautkontakt mit Latex, um Überempfindlichkeitsreaktionen auszulösen. Eine geschädigte Hautbarriere (z. B. durch Neurodermitis) erhöht das Risiko. Ein besonders hohes Risiko besteht auch beim Kontakt von Latex mit den Schleimhäuten von Mund, Augen, Genitalien, Anus oder Harnröhre sowie beim Inhalieren von Latexstäuben. Letztere entstehen insbesondere durch gepuderte Latexhandschuhe: Latexproteine binden an die als Puder verwendete Maisstärke, werden beim An- und Ausziehen der Handschuhe in die Luft geschleudert und können dort bis zu 12 Stunden schweben. 

Ein erhebliches Allergierisiko, vor allem in der Kindheit, stellen auch wiederholte Operationen oder Wundversorgung dar, bei denen Latex, z. B. in Form von Handschuhen oder Drainageschläuchen, direkt in Kontakt mit offenen Wunden kommt. 

Ursachen einer Latexallergie

Naturkautschuk ist ein Naturstoff, der über 200 verschiedene Proteine enthält. 15 davon sind als potentielle Auslöser einer Latexallergie bekannt. Weitere potentielle Allergene werden dem Latex im Herstellungsprozess zum Beispiel als Vulkanisationsbeschleuniger zugefügt. Dazu gehören Thirame, Mercaptobenzothiazole, Phenylenediamine und Carbamate. 

Auslöser der Typ-I-Latexallergie sind Latexproteine, während die Typ-IV-Kontaktdermatitis fast ausschließlich durch die Zusatzstoffe hervorgerufen wird. Typ-I-Allergiker:innen haben daher meist kein Problem mit synthetischem Latex, einem Erdölprodukt. Bei der Produktion von synthetischem Latex finden jedoch oft die gleichen chemischen Zusätze Verwendung wie beim Naturlatex. Für Typ-IV-Allergiker:innen sind daher auch Produkte aus synthetischem Latex potentiell ein Problem. 

Ursache der Typ-I-Latexallergie 

Bei Typ-I-Allergien bilden sich beim Erstkontakt mit dem Allergieauslöser (Antigen) spezifische Antikörper. Hier zeigen sich noch keine Symptome. Beim nächsten Kontakt mit dem Antigen werden die nun im Blut zirkulierenden Antikörper durch Bindung der Antigene aktiviert. Binnen Minuten stimulieren sie Mastzellen – das ist ein Zelltyp des Immunsystems – zur Abgabe von großen Mengen von Histamin und anderen entzündungsfördernden Botenstoffen und lösen so eine schnelle und heftige Immunreaktion aus. Histamin ist für eine Vielzahl der typischen Allergiesymptome verantwortlich: Es stimuliert die Sekretproduktion (laufende Nase, Augentränen), erhöht lokal den Blutfluss (gerötete Haut), reizt sensorische Nerven (Juckreiz und Schmerzen) und lässt die glatte Muskulatur zum Beispiel der Bronchien kontrahieren (Husten, Atemnot).  

Ursache der Typ-IV-Latex-Kontaktdermatitis 

Auch bei Typ-IV-Allergien findet beim symptomfreien Erstkontakt mit dem Antigen eine Sensibilisierung statt. Es entstehen jedoch keine Antikörper, sondern antigenspezifische T-Lymphozyten – ein weiterer Zelltyp des Immunsystems. Eine kleine Zahl dieser Zellen bleibt als sogenannte Gedächtniszellen langfristig im Blut. Beim nächsten Kontakt mit dem Antigen wird es von diesen Gedächtniszellen erkannt, die daraufhin damit beginnen, sich zu vermehren und entzündungsfördernde Botenstoffe abzugeben. Da es eine gewisse Zeit dauert, bis so viele antigenspezifische T-Lymphozyten vorhanden sind, dass sie eine deutliche Entzündungsreaktion auslösen, setzen die Symptome von Typ-IV-Allergien erst Stunden nach dem Antigenkontakt ein. 

Behandlung einer Latexallergie

Allergische Reaktionen vom Typ I werden mit Antihistaminika und Kortisonpräparaten behandelt, die den Histaminspiegel rasch absenken und die überschießende Immunreaktion dämpfen. Die Medikamente werden gespritzt oder als Infusion gegeben. Bei einer asthmatischen Reaktion werden zudem Inhalatoren mit bronchienerweiternden Mitteln wie Salbutamol angewendet. Bei anaphylaktischem Schock spritzt der Arzt Adrenalin. 

Bei Typ-IV-Kontaktdermatitis wird lokal eine kortisonhaltige Salbe aufgetragen. 

Latexallergie-Verhütung und Vorbeugung allergischer Reaktionen

Latexallergiker:innen müssen den Kontakt mit Latex lebenslang so gut wie möglich meiden und anstelle von Naturlatex synthetische Alternativen verwenden. So gibt es beispielsweise Gummihandschuhe aus Nitril, PVC oder Neopren, Elastikbänder aus Lycra und Kondome aus Polyurethan. Besteht eine Kreuzallergie gegenüber Nahrungsmitteln, müssen auch diese gemieden werden. 

Da bei schweren Allergien oft schon winzigste Mengen Latexprotein genügen, um eine allergische Reaktion auszulösen, ist es im Alltag allerdings schwer, den Allergenkontakt vollkommen zu vermeiden. Für Notfälle müssen Betroffene daher immer eine Adrenalin-Fertigspritze (Epi-Pen) und Antiallergiemedikamente bei sich tragen. 

Für Typ-IV gibt es heute Naturlatexprodukte, die ohne allergieauslösende Zusatzstoffe hergestellt werden. 

Wie kann mir Doktor.de bei einer Latexallergie helfen?

Die mit Doktor.de kooperierenden Ärzt:innen können dir deine Fragen zum Thema Latexallergie beantworten und dich umfassend beraten, wie du den Kontakt mit den allergieauslösenden Stoffen im Alltag vermeiden kannst. Für allergische Hautausschläge kannst du dir bei Doktor.de eine Salbe verschreiben lassen. Mit einer generalisierten allergischen Reaktion musst du allerdings so schnell wie möglich zum Arzt oder zur Ärztin deines Vertrauens. 

Quelleninformationen

Dieser Text wurde von Mediziner:innen geprüft und entspricht medizinischen Leitlinien.

E. Nucera et al.: Latex Allergy: Current Status and Future Perspectives. Journal of Asthma and Allergy (2020).

S. Reddy: Latex Allergy. American Family Physician (1998).

Letztes Update: 2023-04-03