Hörsturz

Als Hörsturz wird eine plötzlich auftretende Hörminderung bezeichnet, die meist einseitig besteht und deren Ursache nicht bekannt ist. Der Altersgipfel der Erkrankung liegt um das 50. Lebensjahr herum. Bei Kindern ist sie außerordentlich selten. Da die Ursachen weitgehend ungeklärt sind, gibt es bislang keine sicher wirksame Therapie. Bei rund der Hälfte der Betroffenen kehrt das Gehör von allein zurück. 

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Symptome eines Hörsturz

Bei einem Hörsturz kommt es zu einer plötzlichen Hörminderung, die verschieden stark ausgeprägt sein kann. Auch ein kompletter Hörverlust ist möglich. Nur sehr selten sind beide Ohren betroffen. Die Ohrmuschel kann sich bei Berührung pelzig anfühlen. Betroffene berichten, es wäre, als hätte man Watte im Ohr. Manche beschreiben es auch als Druckgefühl. Viele erleben zusammen mit dem Hörverlust einen Tinnitus, bei dem hohe Töne dominieren. Auch eine verstärkte Lärmempfindlichkeit kann vorkommen. Obwohl Schwindel nicht typisch für die Erkrankung ist, kann er ein Begleitsymptom darstellen. Ein Hörsturz verursacht keine Schmerzen. Infolge der subjektiv häufig als belastend empfundenen Hörstörung leidet ein Großteil der Betroffenen an psychischen Folgen, wie Angst oder Depression. 

Diagnosestellung bei einem Hörsturz

Wichtig ist, dass bei einem plötzlichen Hörverlust zunächst nach Ursachen geforscht wird, denn er kann unter anderem mit folgenden Erkrankungen im Zusammenhang stehen: 

  • Tumoren im Bereich von Ohr oder Gehirn
  • Unfallfolgen
  • Ohrenschmalzpfropf
  • Autoimmunerkrankungen, zum Beispiel Lupus erythematodes
  • neurologische Erkrankungen, zum Beispiel Multiple Sklerose
  • Stoffwechselerkrankungen, zum Beispiel Diabetes mellitus, Gicht
  • bestimmte Viruserkrankungen
  • Nebenwirkungen bestimmter Medikamente 

Diese Erkrankungen gilt es auszuschließen, bevor man von einem Hörsturz unbekannter Ursache ausgeht. 

Jede Person mit einem Hörsturz wird bei der HNO-ärztlichen Untersuchung zu den genauen Umständen des Hörverlustes sowie zur Krankengeschichte befragt. Dann werden Gehörgang und Trommelfell beurteilt. Für die Mittel- und Innenohrfunktion stehen verschiedene Testverfahren zur Verfügung. So kann etwa genau festgestellt werden, welche Frequenzbereiche von der Hörminderung besonders betroffen sind. 

Ursachen eines Hörsturz

Die Ursachen für einen Hörsturz sind bislang unbekannt. Man weiß allerdings, dass die Störung im Bereich des Innenohres liegt. Dieses ist jedoch für direkte Untersuchungen unzugänglich. Vermutet wird, dass es sich um Durchblutungsstörungen im Innenohrbereich handelt. Diese könnten durch verstopfende Blutgerinnsel, ein verändertes Fließverhalten des Blutes oder Schäden an den Blutgefäßen bedingt sein. Daran orientierte Therapieansätze führten bisher jedoch nicht zu einem durchschlagenden Erfolg. Alternative Theorien gehen von einer zugrundeliegenden Virusinfektion oder einem Autoimmunprozess aus, bei dem unser Körper sein eigenes Gewebe angreift. 

Behandlung eines Hörsturz

Etwa die Hälfte der Betroffenen gewinnt ihr Gehör nach spätestens zwei Wochen ohne jedwede Therapie wieder zurück. 

Da ein Hörsturz in der Regel einen hohen Leidensdruck erzeugt, werden dennoch regelmäßig Therapiemaßnahmen angeboten, von denen man sich eine Wirkung verspricht. Allerdings liegt für keine der angewandten Methoden ein unumstrittener Wirknachweis vor. Aktuell wird in Deutschland vor allem mit einem entzündungshemmenden Medikament aus der Gruppe der Kortikosteroide behandelt. Dieses ist in Tablettenform und als Infusion verfügbar. Alternativ kann es direkt durch das Trommelfell in das Mittelohr gespritzt werden. Das hat den Vorteil, dass weniger Nebenwirkungen auftreten, da das Medikament vorrangig direkt im Ohr wirkt.  

Die früher verbreitete Infusionstherapie wurde aufgegeben. Auch andere Medikamente konnten nicht überzeugen. Als ergänzende Therapie kommt die Gabe von reinem Sauerstoff in der Druckkammer infrage. Aber auch dafür gibt es keinen klaren Wirkbeweis. Oftmals wird Stressvermeidung empfohlen, zur individuellen Entlastung erfolgt manchmal eine stationäre Aufnahme. Ansonsten kann ein Hörsturz auch ambulant behandelt werden.  

Die Prognose der Erkrankung hängt vom Ausmaß des Hörverlustes ab. Bei leichter Hörminderung sind die Heilungsaussichten deutlich besser als bei einem vollständigen Hörverlust. Kontrolluntersuchungen sollten nach drei und neun Monaten erfolgen. Für manche Betroffene ist eine Rehabilitationsbehandlung sinnvoll. Ist das Gehör dauerhaft beeinträchtigt, kommen Hörhilfen zum Einsatz. Das können Hörgeräte oder ein Cochlea-Implantat sein. 

Risikofaktoren eines Hörsturz

Als Risikofaktoren konnten identifiziert werden: 

  • Rauchen
  • übermäßiger Alkoholkonsum
  • bestimmte Störungen der Blutgerinnung
  • bestimmte Schmerzmedikamente 

Hörsturz und Stress werden ebenfalls immer wieder in Zusammenhang gebracht. Belege hierfür fehlen allerdings. 

Vorbeugung eines Hörsturz

Aufgrund der unbekannten Auslöser der Erkrankung kann kaum eine zielgerichtete Vorbeugung empfohlen werden. Da die oben genannten Risikofaktoren als gesichert gelten, kann selbstverständlich auf Nikotin und Alkohol verzichtet werden. Auch Maßnahmen zum Stressmanagement kommen ohnehin der allgemeinen Gesundheit zugute, auch wenn der Zusammenhang mit einem Hörsturz nicht als gesichert gilt. Sind Auslöser für den Hörverlust bekannt, sollten die zugrundeliegenden Erkrankungen behandelt werden. 

Was kann Doktor.De bei einem Hörsturz für dich tun?

Von uns kannst du eine HNO-ärztliche Überweisung erhalten. Nur dort lässt sich die Diagnose Hörsturz sicherstellen. Eine überbrückende, kurzfristige Krankschreibung erhältst du ebenfalls bei Bedarf von einem unserer Ärzte oder Ärztinnen. 

Quelleninformationen:

Dieser Text wurde von Mediziner:innen geprüft und entspricht medizinischen Leitlinien.

Boenninghaus, H. & Lenarz, T.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde (Springer-Lehrbuch), 13. Aufl. Springer 2007. 

Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. (DGHNO-KHC): Hörsturz (Akuter idiopathischer sensorineuraler Hörverlust). S1-Leitlinie. AWMF-Registernummer 017-010. 01.2014. 

Letztes Update: 2023-04-04