Haarausfall

Circa 100.000 Haare zieren den Kopf des Menschen. in Haar wächst etwa 1 cm pro Monat und verbleibt zwischen 2 und 6 Jahren auf dem Kopf. Danach fällt es aus und wird durch ein neues Haar ersetzt. Jeder Mensch verliert üblicherweise zwischen 50 und 150 einzelne Haare am Tag. Dies fällt nicht auf, da ständig neue Haare hinzukommen. Ist dieses Gleichgewicht gestört, werden die entfallenen Haare nicht ersetzt, was wir als Haarausfall wahrnehmen. Fallen die Haare aus, sind viele Frauen und Männer sehr verunsichert. Haarausfall kann entweder als Ausdünnen von Haaren am gesamten Kopf auftreten oder punktuell an einzelnen, meist runden Stellen, auch kreisrunder Haarausfall genannt, auf. Bei erblich bedingtem Haarausfall ist die Veränderung dauerhaft. Haarausfall kann jeden in jeglichem Alter treffen. 

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Der Wachstumszyklus der Haare

Haare wachsen nicht unkontrolliert, sondern in bestimmten Zyklen.

  1. Lange Wachstumsphase (Anagenphase) dauert zwei bis sechs Jahre
  2. Kurze Übergangsphase (Katagenphase) dauert drei Woche
  3. Kurze Ruhephase (Telogenphase) dauert zwei bis drei Monate

Am Ende der Ruhephase fällt das Haar aus und der Zyklus beginnt mit dem Wachstum eines neuen Haarfollikels von vorne. In der Regel erreichen 50 bis 100 Haupthaare pro Tag das Ende der Ruhephase und fallen aus. 

Verschiedene Störungen können den Wachstumszyklus unterbrechen, die letztendlich zu Haarausfall führen können:  

  1. Anagener Haarausfall: Eine Unterbrechung der Wachstumsphase, die zum Ausfall von Haaren in der Anagenphase führt. 
  2. Telogener Haarausfall: Mehr als 100 Haare pro Tag gehen in die Ruhephase über und fallen dann aus. 

Symptome von Haarausfall

Die Symptome von Haarausfall unterscheiden sich je nach Geschlecht und nach Art des Haarausfalls.  

Anlagebedingter Haarausfall (androgenetische Alopezie) 

Anlagebedingter Haarausfall, von Mediziner:innen androgenetische Alopezie genannt, ist die häufigste Ursache von Haarausfall.  

Bei Männern äußert sich der anlagebedingte Haarausfall in Geheimratsecken und dünnem Haar, was sich im Laufe zu einer (Halb-)Glatze entwickelt. Zudem werden die Haare am oberen Hinterkopf dünner, eine sogenannte Tonsur entsteht. Die kahlen Stellen vergrößern sich immer stärken, sodass nur noch wenige Haare am Hinterkopf und an den Schläfen übrigbleiben, ein sogenannter Haarkranz. Das Entstehen von Geheimratsecken muss jedoch nicht zwangsläufig darauf hindeuten, dass eine Glatze entsteht. Einige Männer können bereits im jugendlichen Alter Geheimratsecken entwickeln und trotzdem mit 70 Jahre keinen merklichen Haarverlust bekommen.  

Leiden Frauen unter einem anlagebedingten Haarausfall, können sie schütteres Haar am Haaransatz bekommen, der mit einem stärkeren Haarausfall einhergehen kann. Die meisten Frauen leiden in der Regel bereits seit dem Jugendalter unter Haarausfall.  

Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata)   

Ärzt:innen sprechen von einem kreisrunden Haarausfall, wenn sich innerhalb kürzester Zeit auf dem Haupthaar, aber auch auf den Augenbrauen, im Bart oder Wimpern, kahle Stellen bilden. Das Spektrum der Symptome von kreisrundem Haarausfall ist breit: Manche Betroffene leiden unter einem kompletten Haarverlust, bei anderen bilden sich kahle Stellen auf der Kopfhaut, die wieder zuwachsen können.  

Diffuser Haarausfall (diffuse Alopezie) 

Fallen die Haare über den gesamten Kopf in unregelmäßigen Mustern aus, wird von einem diffusen Haarausfall gesprochen. Meist stellt sich vor dem eigentlichen Ausfall das Haarwachstum ein.  

Des Weiteren kann Haarausfall auch durch folgende Faktoren ausgelöst werden: 

  • Entzündungen an der Kopfhaut, zum Beispiel ausgelöst durch eine Pilzinfektion 
  • ständigem Druck auf den Haaren, zum Beispiel durch einen Zopf 
  • krankhaftes Herausreißen der Haare 

Ursachen von Haarausfall

Haarausfall kann sowohl für Männer als auch Frauen zu einer starken psychischen Belastung werden. | © Doucefleur

Die verschiedenen Arten des Haarausfalls werden aufgrund von verschiedenen Ursachen ausgelöst.  

Anlagebedingter Haarausfall (androgenetische Alopezie) 

Beim anlagebedingten Haarausfall schrumpfen den Haarwurzeln. Der Grund für diese Erkrankung ist, dass sie überempfindlich auf das männliche Geschlechtshormon Dihydrotestosteron reagieren, was dafür sorgt, dass keine starken Haarwurzeln mehr gebildet werden können.  

Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata)   

Kreisrunder Haarausfall kann ein Symptom einer Autoimmunerkrankung sein, bei der das körpereigene Gewebe, unter anderem auch die Haarwurzeln, angegriffen werden.  

Diffuser Haarausfall (diffuse Alopezie) 

Diffuser Haarausfall entsteht meist als Reaktion auf ein bestimmtes Ereignis. Dies kann Stress oder eine starke psychische Belastung sein. Vor allem Frauen leiden nach einer dem Absetzen der Anti-Babypille unter diffusem Haarausfall, da sich der Hormonspiegel ändert. Die Veränderung der Hormone hat auch einen Einfluss auf den Erneuerungszyklus des Haares. Das Haar wächst innerhalb von sechs Monaten bis zu einem Jahr von allein nach. 

Weitere Ursachen, die einen diffusen Haarausfall begünstigen können sind:  

  • Pflegefehler, zum Beispiel zu intensive Haarpflege, heißes Föhnen, die Benutzung von Lockenstäben oder Glätteisen, häufiges Bleichen oder Dauerwellen 
  • Während einer Schwangerschaft verändert sich das weibliche Hormongleichgewicht. Eine Folge kann sein: Dichteres und gesund aussehendes Haar, da die Wachstumsphase der Haare verlängert ist. Die hormonelle Umstellung nach der Geburt führt dann allerdings oft dazu, dass die Haare über den gesamten Kopf verteilt stärker ausfallen.  
  • Eine Störung der Schilddrüse in Form einer Schilddrüsenüberfunktion oder Schilddrüsenunterfunktion kann Haarausfall begünstigen 
  • Verschiedene Erkrankungen wie Pilzerkrankungen, Herpes Zoster, Tumore der Haut, Schuppenflechte oder Ekzeme auf der Kopfhaut können dazu führen, dass Haarausfall entsteht 
  • Bei einer nicht ausgewogenen Ernährung, die mit Mangelerscheinungen einhergeht, Crash-Diäten oder Essstörungen wie Bulimie oder Anorexie, kann diffuser Haarausfall entstehen, da dem Körper wichtige Nährstoffe fehlen 
  • Einige Medikamente können als Nebenwirkung Haarausfall begünstigen, wie einige Beta-Blocker, Cholesterinsenker, Retinoiden gegen Akne 

Behandlung von Haarausfall

Ursachenbedingt kann Haarausfall behandelt werden.  

Anlagebedingter Haarausfall (androgenetische Alopezie) 

Lösungen aus Minoxidil können den anlagebedingten Haarausfall stoppen – jedoch kann es einige Wochen dauern, bis sich Besserung einstellt. Monoxidil wirkt besonders an Haarstellen gut, an denen noch Haare im näheren Umkreis wachsen. Der genaue Wirkmechanismus ist unbekannt, läuft aber vermutlich über einen die Durchblutung fördernden Faktor. Es ist sogar möglich, dass zu Beginn der Minoxidil-Behandlung mehr Haare ausfallen – eine Nebenwirkung dieser Therapie. Weitere mögliche Nebenwirkungen von Minoxidil sind: 

  • Rötung oder Schuppung der Kopfhaut  
  • Entzündung an der Kopfhaut, die einer Kontaktallergie oder einem Kontaktekzem ähneln  
  • Bei Frauen kann ein unerwünschter Haarwuchs im Schläfenbereich auftreten 

Obwohl Minoxidil rezeptfrei in der Apotheke erhältlich ist, empfiehlt sich, eine ausführliche Beratung bei einem Arzt oder einer Ärztin vorzunehmen. Die mit Doktor.De kooperierenden Ärzt:innen können dich bei der Wahl der richtigen Therapiemöglichkeit unterstützen. 

Männer haben zudem die Möglichkeit eine Therapie mit Finasterid zu beginnen. Finasterid beeinflusst den männlichen Hormonhaushalt und verhindert so die Zunahme des Haarverlusts. Finasterid ist für Frauen nicht zugelassen. Bis eine Wirkung antritt, muss der Anwender sich jedoch mehrere Monate gedulden und darf das verschreibungspflichtige Medikament nicht absetzen, da sonst der Haarausfall sofort wieder eintritt. Der Anwender muss Geduld mitbringen. Es dauert einige Monate, bis eine Wirkung erkennbar ist. Zu den Nebenwirkungen können erektile Dysfunktionen und Libidoverlust gehören. In höherer Dosierung kann Finasterid auch gegen eine gutartige Prostatavergrößerung eingesetzt werden.  

Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata)   

Zunächst beobachten die meisten Ärzt:innen den kreisrunden Haarausfall über einen gewissen Zeitraum, um abzuschätzen, ob sich auch ohne medikamentöse Behandlung eine Besserung einstellt. Kommt es zu keiner Besserung, kann die Therapie mit kortisonhaltigen Cremes Besserung bringen. Diese werden auf die kahlen Stellen aufgetragen. Ist der kreisrunde Haarausfall stark ausgeprägt, können auch Tabletten mit Kortison verschrieben werden.  

Diffuser Haarausfall (diffuse Alopezie) 

Um diffusen Haarausfall zu behandeln, ist es wichtig, dass die Ursache gefunden wird. Nach der Schwangerschaft, dem Absetzen der Anti-Babypille oder der Menopause reguliert sich der Hormonhaushalt in der Regel nach etwa sechs Monaten bis zu einem Jahr von selbst. Ist ein Medikament die Ursache für den diffusen Haarausfall, muss der behandelnde Arzt oder Ärztin eine alternative Therapiemethode finden. Ist die Schilddrüse die Ursache für den Haarausfall, kann mit bestimmten Medikamenten diese Erkrankung therapiert werden.  

Ist der Haarausfall bereits zu stark fortgeschritten oder ist der Leidensdruck für Patient:innen zu hoch, entscheiden sich manche für eine Haartransplantation. Gerne klären wir Sie zu diesem Thema auf.  

Wie kann Doktor.De mir bei Haarausfall helfen? 

Bei Doktor.De kannst du dich durch einen Arzt oder eine Ärztin zu Haarausfall beraten lassen. Der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin kann dir ein Rezept für ein Mittel gegen Haarausfall ausstellen oder dich zu einem Dermatologen oder Endokrinologen überweisen.  

 

Quelleninformationen:

Dieser Text wurde von Mediziner:innen geprüft und entspricht medizinischen Leitlinien. 

Lundborg, E. 25.11.2021. Håravfall. Doktor.se. 

Bahle, H. 28.06.2019. Haarausfall. Deximed.

Bahle, H. 18.06.2020. Haarausfall vom weiblichen Typ. Deximed. 

Bujard, M. 12.09.2019. Haarausfall (Alozepie). Deximed. 

Letztes Update: 2023-04-04