Bulimie

Bulimie, umgangssprachlich auch als Ess-Brech-Sucht bezeichnet, ist eine psychische Erkrankung. Die Betroffenen leiden unter wiederkehrenden Heißhungerattacken mit unkontrollierbaren Essanfällen, häufig gefolgt von absichtlichem Erbrechen. Hier erfährst du mehr zu den Symptomen, den Ursachen und zur Behandlung dieser Essstörung. 

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Symptome von Bulimie

Eine Frau steht auf einer Waage und hat in einer Hand einen Apfel, in der anderen einen Donut.
Aus Angst vor einer Gewichtszunahme erbrechen viele Erkrankte von Bulimie ihr Essen. | © puhimec

Menschen mit Bulimie beschäftigen sich permanent mit ihrem Aussehen und ihrem Gewicht. Sie haben große Angst, zuzunehmen. Ihr Wunschgewicht liegt oftmals unter dem, was als normal und gesund angesehen wird. Um es zu erreichen, setzen sie sich sehr strenge Diätregeln, die kaum dauerhaft einzuhalten sind. 

Durch das Weglassen von Mahlzeiten sowie übermäßiges Hungern und Fasten kommt es zu Heißhungeranfällen. Innerhalb kurzer Zeit nehmen die Betroffenen große Mengen an Nahrung zu sich, oft leicht verfügbare kalorienreiche Lebensmittel wie Fastfood oder Süßigkeiten. Anschließend versuchen sie mit Gegenmaßnahmen wie provoziertem Erbrechen, exzessivem Sport, dem Missbrauch von Abführmitteln und erneutem Hungern und Fasten, einer möglichen Gewichtszunahme vorzubeugen. 

Oft führen Bulimie-Kranke ein Doppelleben. Im Gegensatz zur Magersucht fällt die Ess-Brech-Sucht nur selten durch Untergewicht auf. Da Menschen mit Bulimie zwar meist schlank, aber noch normalgewichtig sind, ist die Essstörung für Außenstehende kaum zu erkennen. 

Mögliche Anzeichen für diese Bulimie sind: 

  • das Vermeiden des Essens in der Öffentlichkeit („Ich habe schon gegessen“),
  • verstecktes, heimliches Essen, oft keine geregelten Mahlzeiten,
  • ungewöhnlich gutes Wissen über Kalorien, Fette und Kohlenhydrate in Nahrungsmitteln,
  • ständiges Kalorienzählen oder große Sorge um das eigene Gewicht,
  • meist sehr niedrige persönliche Gewichtsgrenze,
  • gesteigerter Bewegungsdrang bis hin zur exzessiven sportlichen Betätigung und
  • der Gebrauch von Entwässerungstabletten und Abführmitteln.

Einige Betroffene fallen durch das Einkaufen großer Mengen billiger, kalorienhaltiger Nahrungsmittel auf. Unter Umständen geben sie so viel Geld für Lebensmittel aus, dass sie sich verschulden. Manche horten und verstecken Nahrung. 

Komorbidität 

Oft leiden Menschen mit Bulimie unter weiteren psychischen Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen. Diese Probleme können sich durch die Essstörung verstärken. 

Ursachen von Bulimie

Bei der Entstehung der Bulimie spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, die sich zum Teil gegenseitig beeinflussen. Dazu gehören: 

  • eine erbliche Veranlagung,
  • häufiges Diäthalten,
  • belastende Lebensereignisse wie körperliche Vernachlässigung oder Gewalt- und Missbrauchserfahrungen,
  • familiäre Einflüsse wie eine Überbetonung von Aussehen und Schlankheit in der Familie oder gestörtes Essverhalten im Familienkreis,
  • persönliche Faktoren wie ein geringes Selbstwertgefühl oder Perfektionismus,
  • gesellschaftliche Faktoren wie das vorherrschende schlanke Schönheitsideal und
  • die ständige Verfügbarkeit kalorienreicher Nahrung.

Verlauf einer Bulimieerkrankung

Die Ess-Brech-Sucht entwickelt sich schleichend. Auslöser sind oftmals Diäten, die während der Pubertät gemacht werden. Um ihren Babyspeck loszuwerden, essen viele Jugendliche zu wenig. Hierauf reagiert der Körper mit Heißhungerattacken. Von ihrem Umfeld bekommen die Betroffenen häufig positive Reaktionen auf ihre Gewichtsabnahme. Es wird ihnen zunehmend wichtiger, eine gute Figur zu haben und diese weiter zu verbessern, um noch mehr Anerkennung zu erhalten. Das führt letztlich immer tiefer in den Teufelskreis der Bulimie. 

In schweren Fällen kann die Krankheit zum Tode führen. Das Risiko zu sterben ist 1,5 Mal so hoch wie bei gesunden Menschen. 

Behandlung von Bulimie

Die Ess-Brech-Sucht bedarf einer speziellen Therapie. Im Idealfall besteht diese aus einer Kombination verschiedener Psychotherapien und weiterer Maßnahmen. Die Behandlung kann ambulant, tagesklinisch oder stationär, in Einzel- oder in Gruppentherapie erfolgen. Oft beginnt sie stationär und wird dann ambulant fortgesetzt. 

 Die Bulimie-Therapie umfasst grundsätzlich folgende Schwerpunkte: 

  • körperliche Rehabilitation,
  • Ernährungstherapie,
  • individuelle Psychotherapie und
  • Einbeziehung der Familie.

Das Ziel der Behandlung besteht darin, den Teufelskreis aus Heißhungerattacken und Erbrechen zu durchbrechen und das Essverhalten zu normalisieren. Die Patient:innen lernen, wieder normal zu essen. Es werden aber auch die Faktoren thematisiert, die zur Bulimie geführt haben und diese aufrechterhalten. Außerdem entwickeln die Mediziner:innen gemeinsam mit den Betroffenen Strategien, um einen Rückfall zu verhindern. 

Prognose einer Bulimieerkrankung

Da bei der Bulimie unterschiedlichste persönliche Faktoren zum Tragen kommen, lässt sich die Prognose nicht verallgemeinern. Je früher die Erkrankung diagnostiziert und therapiert wird, desto besser sind die Heilungschancen. Bei mehr als der Hälfte der Betroffenen ist eine Heilung möglich. Allerdings sind die Behandlungen häufig langwierig und nicht selten von Rückfällen geprägt. Bulimie-Patient:innen brauchen viel Geduld und Ausdauer, um die Therapie erfolgreich abschließen zu können. 

Risikofaktoren von Bulimie

Zu den größten Risikofaktoren für die Ess-Brech-Sucht gehören überwertige Idealvorstellungen wie Leistungsorientierung, Perfektionismus und die Bewertung von Körpergewicht und Figur. Besonders gefährdet sind Jugendliche mit niedrigem Selbstwertgefühl und weiteren entwicklungsbedingten Konflikten, die ihre Probleme durch eine übermäßige Anpassung an das geltende Schlankheitsideal kompensieren wollen. Begünstigt wird die Entwicklung der Erkrankung durch Probleme mit der Affektregulation und soziale Beziehungsprobleme. 

Bei chronischen Verlaufsformen der Bulimie finden sich häufig ausgeprägte Konflikte in der Vergangenheit der Betroffenen, beispielsweise: 

  • Trennung, Scheidung, Kontaktabbruch und andere Formen des Beziehungsverlustes,
  • familiäre Gewalt und sexueller Missbrauch sowie
  • Persönlichkeitsstörungen und Suchterkrankungen der Eltern.

Als Risikogruppe gelten aber auch Jugendliche und junge Erwachsene, die sich aufgrund einer Diabeteserkrankung an Diäten halten müssen. 

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Quelleninformationen: 

Dieser Text wurde von Mediziner:innen geprüft und entspricht medizinischen Leitlinien. 

Dr. Hahn, F. o.J. Was ist Bulimie bzw. Ess-Brechsucht? Neurologen und Psychiater im Netz.

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. o.J. Bulimie.

AOK Gesundheitsmagazin. 19.04.2021. Bulimie: Alles Wissenswerte über Ursachen, Folgen und Therapie der Essstörung. 

Töpfer, K. 10.05.2021. Bulimie (Bulimia nervosa). Apotheken Umschau.

Letztes Update: 2023-04-04