Binge-Eating 

Binge-Eating gilt als die am häufigsten vorkommende Essstörung in Deutschland. Auch wenn Magersucht und Bulimie in der Öffentlichkeit zum Teil mehr Raum einnehmen, gibt es mehr Menschen, die von einer Binge-Eating-Störung betroffen sind. Ärzte und Ärztinnen gehen davon aus, dass bis zu vier Prozent der Menschen zwischen 20 und 30 Jahren darunter leiden. Typisch für diese Essstörung ist, dass innerhalb eines bestimmten Zeitraums große Mengen an Nahrung verzehrt werden.  

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Symptome von Binge-Eating

Das Bild zeigt eine Frau, die vor einem Tisch mit verschiedenen Lebensmitteln sitzt und verzweifelt ihre Hände vor ihr Gesicht hält.
Menschen, die an Binge Eating leiden, werden regelmäßig von Fressattacken heimgesucht, während denen sie wahllos und unkontrolliert Nahrungsmittel essen.| © bymuratdeniz

Das Hauptsymptom der Binge-Eating-Essstörung sind regelmäßig wiederkehrende Essanfälle. Menschen, die unter Esssucht leiden, können nicht mehr aufhören zu essen. Folgende Kriterien sind typisch für diese Essstörung: 

  • Es werden große Mengen an Nahrung innerhalb eines bestimmten Zeitraums verzehrt. 
  • Während der Essanfälle haben Betroffene ein Gefühl des Kontrollverlusts. Sie können nicht kontrollieren, was sie essen und wie viel sie essen. Und sie können nicht kontrollieren, wann sie damit aufhören.  

Die Essstörung Binge-Eating kann nicht damit verglichen werden, dass manchmal etwas über den Hunger hinaus gegessen wird. Menschen, die unter Binge-Eating leiden, verbinden das Essen auch nicht unbedingt mit Genuss. Häufig werden die als unkontrollierbar empfundenen Essattacken von negativen Gefühlen wie Scham, Ekel, Schuld und Depressionen begleitet. Viele Betroffene halten ihre Essanfälle daher geheim.  

Weitere Symptome dieser Essstörung können sein: 

  • Betroffene essen während eines Essanfalls viel schneller, als sie das normalerweise tun würden.
  • Die Essattacken treten unabhängig vom Hungergefühl auf. 
  • In der Regel verheimlichen Betroffene ihre Essattacken und essen allein.  
  • Häufig wird ein Essanfall erst dann beendet, wenn Betroffene sich unangenehm voll fühlen.  

In der Regel ist eine Binge-Eating-Störung mit einem hohen Leidensdruck für Betroffene verbunden. Anders als bei anderen Essstörungen wie Bulimie oder Magersucht greifen von Binge-Eating Betroffene nicht zu gewichtsreduzierenden Mitteln. Das heißt, sie versuchen ihre Essattacken nicht durch übermäßigen Sport, Hungern, Erbrechen oder Abführmittel auszugleichen. Durch diesen Umstand wird Binge-Eating auch von der Bulimie abgegrenzt. Bei der Bulimie versuchen Betroffene die Essanfälle durch entsprechende Maßnahmen auszugleichen und es kommt seltener zu einer starken Gewichtszunahme.  

Ursachen von Binge-Eating

Für die Entstehung einer Binge-Eating-Störung kann keine einzelne Ursache ausgemacht werden. Oftmals wirken hier mehrere Faktoren zusammen. So waren viele Betroffene bereits in der Kindheit übergewichtig und haben soziale Ausgrenzung aufgrund ihres Körpergewichts erfahren. Weitere Einflüsse können sein: 

  • Genetische Disposition, oftmals gibt es mehrere Fälle in der Familie, weshalb eine erbliche Komponente wahrscheinlich ist 
  • Häufige Diäten, Hungerkuren 
  • Hoher Body-Mass-Index (BMI) 
  • Geringes Selbstwertgefühl  
  • Äußeres Erscheinungsbild bestimmt das Selbstwertgefühl 
  • Familiäres Vorleben von ungünstigem Essverhalten und wenig Unterstützung durch das Umfeld 

Oftmals werden die Essanfälle durch bestimmte Emotionen ausgelöst. Häufig tritt eine Essstörung wie Binge-Eating erst später auf als beispielsweise Anorexie. Binge-Eating beginnt zumeist erst im späteren Jugendalter oder jungen Erwachsenenalter.  

Behandlung von Binge-Eating

Wird die Essstörung Binge-Eating frühzeitig erkannt, dann stehen die Chancen auf eine Verbesserung des Krankheitsbilds und sogar eine Heilung gut. Diagnostiziert wird die Erkrankung durch eine gründliche Anamnese und Untersuchung des Betroffenen. Ist es zu einer Gewichtszunahme gekommen, muss ausgeschlossen werden, dass es dafür andere Ursachen gibt. Für die Diagnose müssen die Essanfälle regelmäßig auftreten, und zwar mindestens einmal pro Woche.  

Ist die Diagnose gestellt, so ist der erste Schritt in der Therapie, den Auslöser für die wiederkehrenden Essanfälle zu finden. Im nächsten Schritt sollen Betroffene an ein gesundes, regelmäßiges Essverhalten herangeführt werden. Liegt Übergewicht oder Adipositas vor, können auch Maßnahmen zur Gewichtsabnahme sinnvoll sein.  

Wie die Therapie bei Binge-Eating aussieht, hängt unter anderen davon ab, wie stark die Ausprägung der Erkrankung ist. Behandelt werden kann die Essstörung: 

  • Ambulant 
  • In einer Tagesklinik 
  • Stationär 

Auch wenn die Behandlung erfolgreich war, können Rückfälle auftreten. Das bedeutet, hier ist eine gute Nachsorge wichtig.

Risikofaktoren von Binge-Eating

Binge-Eating ist häufig mit Übergewicht oder Adipositas verbunden. Ein großer Teil der Menschen, bei denen eine Binge-Eating-Störung diagnostiziert wird, ist übergewichtig. Von Adipositas spricht man ab einem BMI von über 30. Berechnet wird der BMI, indem man das Körpergewicht durch die Körpergröße im Quadrat teilt. Übergewicht und Adipositas können die körperliche Gesundheit beeinträchtigen. Es kann beispielsweise zu folgenden Erkrankungen und Problemen kommen: 

  • Erhöhte Blutfettwerte 
  • Erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall 
  • Bluthochdruck 
  • Arteriosklerose 
  • Herzinsuffizienz 
  • Verringerung der Leistungsfähigkeit 
  • Kurzatmigkeit 
  • Wassereinlagerungen und Bildung von Ödemen 
  • Diabetes 

Die Risiken, die mit einem zu hohen Körpergewicht einhergehen, betreffen also vor allem das Herz-Kreislauf-System. Daneben können auch Wirbelsäule und Gelenke betroffen sein. Ist jemand sehr stark übergewichtig, können zudem Atem- und Schlafstörungen auftreten.  

Neben körperlichen Beschwerden kann es auch zu psychischen Problemen kommen. Oftmals leiden Betroffene unter einem geringen Selbstwertgefühl. Es treten Gefühle wie Scham, Ekel und Schuld auf. Manche Betroffene ziehen sich zurück und gehen sozialen Kontakten aus dem Weg. Auch ein ungünstiges Körperkonzept sowie die intensive Beschäftigung mit dem eigenen Körper und dem eigenen Gewicht spielt eine Rolle, ebenso wie zahlreiche Diäten und Abnehmversuche. Frustration, ein Gefühl der Ohnmacht und der Kontrollverlust während der Essanfälle können für Betroffene schwer auszuhalten sein. Es können zudem psychische Begleiterkrankungen auftreten: 

Wie kann mir Doktor.De bei Binge-Eating helfen?

Wenn du unter Essanfällen leidest und den Verdacht hast, dass es sich um Binge-Eating handeln könnte, kann dir ein Gespräch mit unseren ausgewählten Mediziner:innen weiterhelfen. Hier kannst du deine Symptome schildern und dich beraten lassen. Bei Bedarf wirst du an behandelnde Ärzt:innen vor Ort weitergeleitet.  

Quelleninformationen: 

Dieser Text wurde von Mediziner:innen geprüft und entspricht medizinischen Leitlinien. 

AOK Gesundheitsmagazin. 04.06.2021. Binge Eating: Essen bis zum Exzess.

Bzga Esstörungen. o.J. Binge-Eating-Störung. 

Dobmeier, J. 14.06.2021. Binge-Eating. NetDoktor.

Letztes Update: 2023-04-24