Verhütung für den Mann: Welche Möglichkeiten gibt es?

Das Bild zeigt eine Nahaufnahme einer Hosentasche, aus der ein Mann ein Kondom zieht.
Die Antibabypille, der Kupferball oder -spirale, Dreimonatsspritzen, das Diaphragma, der Vaginalring, das Femidom oder die symptothermale Methode: Für Frauen stehen eine Vielzahl von Verhütungsmethoden zur Empfängnisverhütung zur Verfügung. Männer hingegen haben – bis jetzt – nur die Möglichkeit, auf zwei Methoden zurückzugreifen: das Kondom und die Vasektomie, wobei letzteres ein endgültiger Eingriff ist. Dabei möchten immer mehr Männer selbst die Verantwortung für die Empfängnisverhütung übernehmen. Mittlerweile existiert eine Vielzahl von Ideen für Verhütungsalternativen für den Mann, die sich jedoch am Markt noch nicht durchgesetzt haben oder noch nicht erprobt genug sind.

Der Klassiker: Das Kondom  

Das Kondom ist das älteste, aber auch immer noch eines der beliebtesten Verhütungsmethoden. Dabei wird das aus Latex hergestellte Kondom vor dem Geschlechtsverkehr auf das steife Glied gezogen und fängt somit den Samenerguss ab. Zudem hat das Kondom gegenüber anderen Verhütungsmethoden einen entscheidenden Vorteil: Es schützt nicht nur vor der Empfängnisverhütung, sondern auch vor sexuell übertragbaren Krankheiten.  

Bei der richtigen Anwendung und einer guten Qualität funktionieren Kondome sehr effektiv. Der Pearl-Index, der angibt, welcher Anteil an sexuell aktiven Frauen trotz der Verwendung einer Verhütungsmethode innerhalb eines Jahres schwanger werden, liegt bei Kondomen zwischen 2 – 12. Je niedriger der Wert ist, desto sicherer der Wert. Die hohe Differenz der Werte bei den Kondomen ergibt sich daraus, dass die korrekte Anwendung des Kondoms wesentlich zur Effektivität beiträgt.  

Operative Maßnahme: Die Vasektomie  

Steht für den Mann fest, dass er keinen Kinderwunsch hat oder die Familienplanung bereits abgeschlossen ist, hat dieser die Möglichkeit, eine Vasektomie durchführen zu lassen. Im Gegensatz zur Sterilisation bei der Frau ist eine Vasektomie für den Mann ein deutlich risikoärmeres Verfahren, da es seltener zu Komplikationen kommt. Zudem besteht die Möglichkeit, den Eingriff rückgängig zu machen. Bei 85 Prozent der Vasektomien ist eine Umkehr möglich. Wichtig zu erwähnen ist aber, dass die Vasektomie nicht als irreversibles Verfahren gilt, da die Reversibilität nicht gewährleistet werden kann.  

Bei einer Vasektomie werden die beiden Samenleiter im Hodensack des Mannes durchtrennt und die losen Enden verschlossen. Dies führt dazu, dass keine Spermien mehr in die Samenflüssigkeit gelangen können und schließlich vom Körper abgebaut werden.  

Die Vasektomie ist die zuverlässigste Verhütungsmethode für den Mann. In seltenen Fällen kann es vorkommen, dass die Samenleiter in den ersten Monaten nach der Vasektomie wieder zusammenwachsen. Genaue Zahlen hierzu liegen nicht vor, aber die Angaben schwanken zwischen 50 und 530 von 10.000 Fällen. Daher ist es nach der Vasektomie wichtig, dass die Nachkontrollen wahrnehmen werden und in den ersten Monaten zusätzlich mit einem weiteren Verhütungsmittel verhütet wird.

Eine Vasektomie ist nicht mit einer Kastration zu verwechseln, bei der die Hoden operativ entfernt werden.  

Pille für den Mann – Darum ist die hormonelle Verhütung für den Mann schwieriger  

Obwohl es in der Theorie einfach klingt, macht die Biologie der Idee für der Pille für den Mann einen Strich durch die Rechnung: Während bei Frauen die Pille nur einmal im Monat den Eisprung blockiert, muss die Pille für den Mann täglich bis zu 100 Millionen Spermien unterdrücken – ein schier unmögliches Unterfangen.
Forscher:innen arbeiteten in den letzten Jahrzehnten vor allem mit dem Hormon Testosteron an der Entwicklung der Pille für den Mann, die jedoch starke Nebenwirkungen aufwies. Mittlerweile ist der Forschungsansatz ein anderer: Der von Forscherteams an Mäusen getestete Wirkstoff blockiert ganz ohne Testosteron ein bestimmtes Protein in den Zellen, welches normalerweise Retinsäure bindet. Dieses Protein ist wichtig bei der Bildung von Spermien. Das Ergebnis bei den getesteten Mäusen war eindeutig: Die Spermienbildung konnte nach Einnahme der Pille gestoppt werden. Bekamen die Tiere die Pille nicht mehr, waren sie nach etwa sechs Wochen wieder fruchtbar und konnten Nachwuchs zeugen. Wie die entwickelte Pille für den Mann bei Menschen wirkt, wird in weiteren Studien erforscht. 

Weitere mögliche Verhütungsmethoden: Samenleiterverschluss mit Polymergel  

Eine weitere Möglichkeit, an der geforscht wird, ist das Vasalgel. Dabei soll ein Polymergel in den Samenleiter injiziert werden und diesen dort verstopfen, sodass zwar die Samenflüssigkeit hindurchgelassen wird, die Spermien aber herausgefiltert werden. Das Vasalgel soll eine Langzeitverhütungsmethoden sein und bis zu zehn Jahre wirken. Sollte in dieser Zeit zum Beispiel ein Kinderwunsch bestehen, kann die Barriere leicht aufgelöst werden, indem ein Lösungsmittel injiziert wird, welches das Gel auflöst. Bislang wurde das Polymergel jedoch nur an Tieren getestet und es steht noch aus, ob die Methode vollständig rückgängig gemacht werden kann.  

Warum wird so wenig an Verhütungsmittel für Männer geforscht?  

Wie bereits erläutert, ist eine hormonelle Verhütungsmethode für den Mann nicht so leicht zu entwickeln wie für Frauen, da die Pille für den Mann täglich bis zu 100 Millionen Spermien unterdrücken muss. Dies macht die Entwicklung sehr kompliziert und langwierig.
Wie bei vielen Projekten scheitert die Entwicklung weiterer Verhütungsmethoden für den Mann auch an den finanziellen Aspekten. Große Pharmakonzerne investieren aktuell nicht ausreichend Geld an der Erforschung an Verhütungsmethoden für Männer.