Ketamin

Ketamin ist ein Wirkstoff, der zunächst für die Narkose– und Notfallmedizin entwickelt wurde und besondere schnellwirkende Eigenschaften besitzt. Unter den Betäubungsmitteln, die per Spritze verabreicht werden, vermag nur Ketamin zugleich auch Schmerzen zu lindern. Erst viele Jahre später erkannte man die schnelle stimmungsaufhellende Wirkung des Arzneistoffes und sein Nutzen in der Therapie bei bisher unbehandelbaren Depressionen. Die Kehrseite: Wegen seiner rasch einsetzenden bewusstseinserweiternden Nebenwirkungen wird Ketamin auch als Partydroge unter den Namen „Special K“, „Kate“ oder „Vitamin-K“ angeboten und missbraucht. Erfahre hier auf Doktor.De mehr, wie das Mittel in den Händen von Ärzt:innen helfen kann. Bei Suchtproblemen mit Ketamin findest du Hilfe durch das Expert:innen-Team von Doktor.De.  

Wann / bei welchen Symptomen / Krankheit wird Ketamin eingesetzt?

  • In der Notfall- und Katastrophenmedizin bei schweren Traumata, starken Schmerzen und instabilem Kreislauf.
  • Zur schnellen Diagnose bei regionaler Betäubung.
  • Zur Schmerzlinderung bei intubierten Patient:innen.
  • Zur Narkose bei operativen Eingriffen.
  • Bei therapieresistenter Depression.
  • Bei schweren und andauernden Asthmaanfällen, bei denen die übliche Behandlung nicht wirkt.  

Wie wirkt Ketamin?

Ketamin zeichnet sich durch seine schnelle Wirkung und eine grundlegend andere Wirkungsweise im Vergleich zu anderen Narkosemitteln aus. Das Medikament blockiert zeitweilig die Andockstelle des Botenstoffes Glutamat und schaltet damit vorübergehend das Bewusstsein aus. Seine besondere Wirkung gegen Schmerzen begründet sich darin, dass es im Gehirn bestimmte Bindungsstellen aktiviert, die sogenannten Opioid-Rezeptoren. 

Neben seinen betäubenden Eigenschaften kann Ketamin

  • Schmerzen stark lindern
  • Krämpfe lösen
  • Bronchien erweitern
  • Herz- und Atemfrequenz sowie Blutdruck steigern
  • die Stimmung aufhellen 

Was gibt es bei der Darreichungsform von Ketamin zu beachten?

Ketamin gibt es in zwei Darreichungsformen, als Injektionslösung zur Narkose und Schmerzlinderung und als Nasensprays bei therapieresistenten Depressionen und schweren Asthmaanfällen. Bei einer Injektion in die Vene beginnt das Mittel bereits nach dreißig Sekunden zu wirken. Wird es in einen Muskel gespritzt, dauert es fünf bis zehn Minuten, bis die Wirkung einsetzt. Während die Narkose rund 15 Minuten anhält, lassen sich mit Ketamin die Schmerzen für mindestens eine halbe Stunde unterdrücken. Ketamin kann in der Aufwachphase nach einer Narkose Halluzinationen und Alpträume auslösen. Daher hat es sich als sinnvoll erwiesen, das Arzneimittel mit einem Beruhigungsmittel zu kombinieren. Als Nasenspray angewandt führt ein einzelner Sprühstoß innerhalb weniger Stunden zu einer antidepressive Stimmung auslösen. Beim Missbrauch als Droge besteht da Risiko von Horrortrips sowie Nah-Tod-Erfahrungen bis hin zu Atemstillständen. Außerdem kann Keratin hier die Blasenschleimhaut und ableitenden Harnwege schädigen.  

Was gibt es bei der Anwendung von Ketamin zu beachten?

In allen Anwendungsbereichen darf Ketamin nur durch medizinisches Fachpersonal verabreicht werden. Während der Behandlung einer therapieresistenten Depression Ketamin-Nasensprays erfolgt eine konsequente Kontrolle durch die behandelnden Ärzt:innen. Während Ketamin auch bei Kindern im Rahmen chirurgischer Eingriffe eingesetzt werden kann, sind Nasensprays nur zur Behandlung Erwachsener zugelassen. 

Wie ist Ketamin zu dosieren?

  • Schmerzbehandlung: 0,25 bis ein Milligramm  
  • Einleitung einer Narkose: Beim Spritzen in die Vene ein bis zwei Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht, bei Injektion in einen Muskel vier bis sechs Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht
  • Therapie behandlungsresistenter Depressionen: Zu Beginn in der ersten Woche 28 oder 56 Milligramm, im ersten Monat höchstens 84 Milligramm in zwei Dosen pro Woche. Im weiteren Therapieverlauf werden zum Erhalt der Wirkung maximal 84 Milligramm einmal pro Woche in den nächsten neun Wochen verabreicht. Im Anschluss wird die Dosis reduziert und es werden höchstens 84 Milligramm in jeder zweiten Woche verabreicht. 

Welche Nebenwirkungen sind bei Ketamin möglich?

Träume und Halluzinationen zählen zu den häufigsten Nebenwirkungen. Die Zahl der davon Betroffenen liegt zwischen zehn und 30 Prozent. Ein vermehrter Speichelfluss sowie ein Ansteigen des Blutdrucks und der Herzfrequenz sind weitere Nebenwirkungen, die bei Gabe von Ketamin auftreten können. Bei der Anwendung von Nasensprays, die Ketamin enthalten, zeigen sich des Öfteren folgende Beschwerden: 

  • Schwindel, Benommenheit und Müdigkeit
  • Übelkeit und Erbrechen
  • erhöhter Blutdruck 

Welche Wechselwirkungen kann es bei Ketamin geben?

Zu den Medikamenten, die als Wechselwirkungen eine Blutdrucksteigerung hervorrufen können, zählen: 

  • Schilddrüsenhormone
  • wiederbelebende Wirkstoffe wie Adrenalin
  • abschwellende Nasensprays
  • bestimmte Asthmamittel 

Verstärkend auf das zentrale Nervensystem und damit äußerst riskant wirkt Ketamin auf die gleichzeitige Einnahme von Opiaten und Opioiden. Es kann zur verflachten und verlangsamten Atmung bis hin zum Atemstillstand kommen. 

Wann sollte Ketamin nicht eingenommen werden?

  • Bluthochdruck
  • Schilddrüsenüberfunktion
  • Krampfanfälle in der Schwangerschaft 

Bei folgenden Grunderkrankungen sollten die Risiken und der Nutzen einer Behandlung mit Ketamin von den behandelnden Ärzt:innen sorgsam abgewogen werden: 

  • Herz-Kreislauf-Beschwerden
  • psychische Probleme wie Schizophrenie
  • erhöhter Augeninnendruck
  • erhöhtem Hirndruck 

Wie verhält es sich mit Ketamin in der Schwangerschaft/Stillzeit?

Zur Anwendung von Ketamin in der Schwangerschaft gibt es bisher noch keine ausreichenden Daten. Tierversuche haben gezeigt, dass Ketamin in die Muttermilch übergeht. Wird der Wirkstoff fachgerecht mit Gaben unter zwei Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht dosiert, schätzen Expert:innen ein Risiko für den Säugling jedoch als gering ein. 

Kann ich bei Doktor.De medizinischen Rat zu Ketamin erhalten?

Du möchtest mehr darüber erfahren, ob Ketamin bei Depression eine Behandlungsmöglichkeit für dich ist? Oder benötigst du Hilfe, weil eventuell eine Sucht oder ein Missbrauch von Ketamin als Droge besteht? Über die Doktor.De-App können dich erfahrene Mediziner:innen eingehend beraten. Das Experten-Team bei Doktor.De kann dir bei Bedarf eine Überweisung zu Fachärzt:innen ausstellen.  

  

Quellen: 

https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Ketamin_2256 

https://www.pschyrembel.de/Ketamin/K0BMJ 

https://flexikon.doccheck.com/de/Ketamin 

https://www.netdoktor.de/medikamente/ketamin/ 

https://www.psych.mpg.de/2852504/mechanism-ketamine-antidepressant-action 

https://www.der-niedergelassene-arzt.de/medizin/kategorie/allgemein-innere-medizin/ketamin-ein-neues-antidepressivum 

https://www.aerzteblatt.de/archiv/19608/Missbrauch-von-Ketamin-Neue-Modesubstanz-der-Szene 

https://www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-medizin/sucht/ketamin-2015846?tkcm=ab 

Letztes Update: 2023-08-10