Mirtazapin

Mirtazapin ist ein Arzneistoff, welcher der Gruppe der tetrazyklischen Antidepressiva zugeordnet wird. Zum Teil wird dieser Wirkstoff auch der Gruppe der noradrenergen serotonergen Antidepressiva (NaSSA) zugeteilt. Zugelassen ist das Medikament im deutschsprachigen Raum zur Behandlung depressiver Erkrankungen. Es wird off-label jedoch auch zur Therapie von Schlafstörungen verschrieben.  

Wann / bei welchen Symptomen / Krankheit wird Mirtazapin eingesetzt?

Mirtazapin ist im deutschsprachigen Raum nur für die Behandlung von depressiven Erkrankungen zugelassen. Vor allem in Episoden einer Major Depression wird das Medikament eingesetzt. Es gibt jedoch einige Krankheits- und Beschwerdebilder, bei welchen Mirtazapin off-label verwendet wird: 

  • Schlafstörungen
  • Angststörungen
  • Panikstörungen
  • starke Formen posttraumatischer Belastungsstörung
  • adjuvante Schmerztherapie  

Wie wirkt Mirtazapin?

Mirtazapin blockiert bestimmte Rezeptoren im Zentralnervensystem. Dadurch werden bestimmte hemmende Mechanismen blockiert, welche die Ausschüttung der Botenstoffe Noradrenalin und Serotonin unterdrücken. Infolgedessen stehen die Botenstoffe Noradrenalin und Serotonin in höherer Konzentration zur Verfügung. Zudem hat Mirtazapin eine hemmende Wirkung auf Histamin-Rezeptoren. Dadurch kommt es zu einer zum Teil unerwünschten Wirkung, denn das Medikament hat dadurch eine sedative Wirkung. Das heißt, der Schlaf-Wach-Rhythmus kann gestört werden. Dies erklärt auch den Off-Label-Einsatz von Mirtazapin bei Schlafstörungen.  

Was gibt es bei der Darreichungsform von Mirtazapin zu beachten?

Mirtazapin wird oral in Form von Filmtabletten, Schmelztabletten und schnell auflösenden Schmelztabletten eingenommen. In der Regel erfolgt die Einnahme abends. In manchen Fällen verschreiben Ärzt:innen die Einnahme einer Tablette morgens und abends. Die Tablette mit der höheren Dosis wird abends eingenommen.  

Was gibt es bei der Anwendung von Mirtazapin zu beachten?

  • Vor allem zu Beginn der Einnahme können Konzentrationsfähigkeit und Wachsamkeit beeinträchtigt werden. Potenziell gefährliche Tätigkeiten und Arbeiten, die eine hohe Konzentration erfordern, sollten gemieden werden. Dazu gehört auch das Autofahren.
  • Es kann zwei bis vier Wochen dauern, bis ein Effekt spürbar wird. Zudem kann es sein, dass ein (ärztlich verordnetes) Aufdosieren erforderlich ist.
  • Auf Alkohol sollte während der Therapie verzichtet werden.

Wie ist Mirtazapin zu dosieren?

In der Regel liegt die tägliche Dosis bei 15 bis 45 mg. Zu Therapiebeginn wird oftmals mit einer Tagesdosis von 15 oder 30 mg gestartet.  

Welche Nebenwirkungen sind bei Mirtazapin möglich?

Patient:innen mit depressiven Erkrankungen zeigen eine Reihe von Symptomen, die mit den Nebenwirkungen des Medikaments verwechselt werden können. Es ist daher oftmals schwer zu unterscheiden, welche Symptome durch die Krankheit, und welche Symptome durch das Medikament verursacht werden. 

Folgende Nebenwirkungen wurden jedoch beobachtet:  
  • Mundtrockenheit
  • Schläfrigkeit
  • gesteigerter Appetit  
  • Gewichtszunahme
  • Sedierung  
  • Erschöpfung
  • Schwindel  

Welche Wechselwirkungen kann es bei Mirtazapin geben?

Bei der Einnahme von Mirtazapin ist zu beachten, dass dieses Medikament zahlreiche Wechselwirkungen hat. In Kombination mit anderen serotonergen Wirkstoffen wie Lithium, Johanniskraut, Linezolid, Venlafaxin, Tramadol und selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern (SSRI) kann es zu einem Serotonin-Syndrom kommen. 

Zudem kann Mirtazapin die sedierenden Eigenschaften von anderen Sedativa verstärken. Hierzu gehören beispielsweise Opioide, Antipsychotika, Antihistaminika, aber auch Alkohol. Wechselwirkungen kann es auch mit Warfarin geben. Zudem kann Mirtazapin das Risiko für QT-Zeit-Verlängerungen erhöhen. Sind weitere QT-Zeit verlängernde Medikamente im Einsatz, ist Vorsicht geboten. Es besteht ein gewisses Interaktionspotenzial für CYP3A4-Induktoren sowie -Inhibitoren. Ausgeschieden werden Mirtazapin und seine Stoffwechselprodukte über den Urin und den Stuhl. Liegt eine Leber- oder Niereninsuffizienz vor, kann dieser Vorgang beeinträchtigt sein.  

Wann sollte Mirtazapin nicht eingenommen werden?

Nicht eingenommen werden dürfen Medikamente mit diesem Wirkstoff bei: 

  • Überempfindlichkeit gegenüber Mirtazapin oder einem der anderen Inhaltsstoffe des jeweiligen Medikaments
  • gleichzeitiger Einnahme von Antidepressiva aus der Gruppe MAO-Hemmer  

Diese beiden Kriterien gelten als absolute Kontraindikation. Bei gleichzeitiger Einnahme von Mirtazapin und MAO-Hemmern kann es zu einem sogenannten Serotonin-Syndrom kommen. Dies kann zu lebensbedrohlichen Zuständen führen. Es gibt zudem einige Situationen, in welchen das Medikament nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung verschrieben werden sollte. Besondere Vorsicht ist geboten bei: 

  • schweren Funktionsstörungen von Leber und Nieren  
  • gleichzeitiger Einnahme des Antibiotikums Linezolid
  • akutem Engwinkelglaukom
  • erhöhtem Augeninnendruck
  • Miktionsstörungen
  • psychotischen oder schizophrenen Störungen  

Wie verhält es sich mit Mirtazapin in der Schwangerschaft / Stillzeit?

Soll Mirtazapin in der Schwangerschaft angewendet werden, so ist Vorsicht geboten. Tierexperimentelle Studien haben zwar keine Hinweise auf Fehlbildungen, die von klinischer Relevanz wären, für das Medikament ergeben, aber es gab Beobachtungen bezüglich einer Entwicklungstoxizität. Das Medikament kann nach sorgfältiger ärztlicher Abwägung in der Stillzeit eingenommen werden, da sich in tierexperimentellen Studien gezeigt hat, dass der Wirkstoff nur in sehr geringer Menge in die Muttermilch übergeht. In Schwangerschaft und Stillzeit kann es in Absprache mit der Ärztin oder dem Arzt sinnvoll sein, auf ein in dieser sensiblen Phase besser verträgliches Medikament umzusteigen. Laut Embryotox gelten Citalopram und Sertralin als die besser geeignete Alternative, wenn eine antidepressive Indikation vorliegt.  

Kann ich bei Doktor.De medizinischen Rat zu Mirtazapin erhalten?

Du kannst dich von den mit Doktor.De kooperierenden Ärzt:innen rund um Mirtazapin beraten lassen. Bei Mirtazapin handelt es sich um ein rezeptpflichtiges Medikament. Nach eingehender Anamnese und bei entsprechender Indikation können die Ärztinnen und Ärzte bei Doktor.De ein Rezept dafür ausstellen. Für weitere Untersuchungen wendest du dich an eine Ärztin oder einen Arzt vor Ort.  

  

Quellen 

https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Mirtazapin_22253#Anwendung 

https://www.pharmazeutische-zeitung.de/steckbrief-mirtazapin-124727/ 

https://www.embryotox.de/arzneimittel/details/ansicht/medikament/mirtazapin/

Letztes Update: 2023-08-10