Hypochondrie
Hypochonder:innen leiden unter der Angst, ernsthaft zu erkranken, obwohl keine Hinweise auf eine gesundheitliche Störung vorhanden sind. Ist der Alltag durch die psychische Störung belastet, kann eine kognitive Verhaltenstherapie helfen.
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Was ist Hypochondrie?
Die Hypochondrie ist eine psychische Erkrankung, die zu den somatoformen Störungen gezählt wird. Darunter verstehen Mediziner:innen körperliche Beschwerden, denen keine organische Ursache zugrunde liegt, die bei Betroffenen aber zu einem hohen Leidensdruck führt. Eine andere Bezeichnung für die Erkrankung ist hypochondrische Störung.
Die Erkrankung kann sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Während manche Hypochonder:innen nur durch ein sehr ausgeprägtes Gesundheitsbewusstsein auffallen, ist bei anderen das Vollbild einer wahnhaften Störung vorhanden.
Im Mittelpunkt steht bei der Hypochondrie immer die Angst vor Erkrankung: Wer unter Hypochondrie leidet, fürchtet sich davor, krank zu werden oder interpretiert harmlose Symptome als Ausdruck schwerer Erkrankungen. Bei somatoformen Störungen steht aber die körperliche Reaktion auf psychische Belastungen im Vordergrund. In Fachkreisen wird deshalb diskutiert, ob die hypochondrische Störung nicht eher den Angststörungen zugerechnet werden sollte.
Bei der Hypochondrie lassen sich zwei Formen unterschieden:
- Die primäre Hypochondrie tritt als eigenständige psychische Störung auf
- Die sekundäre Hypochondrie tritt als Folge anderer psychischer Erkrankungen auf, etwa bei Schizophrenie oder Angststörungen.
Es existieren außerdem verschiedene Untergruppen hypochondrischer Störungen, bei denen das Krankheitsbild durch jeweils nur ein Symptom geprägt ist. Diese Formen werden auch als monosymptomatische Hypochondrien bezeichnet. Beispiele dafür sind:
- Dysmorphophobie, bei der die Vorstellung besteht, der eigene Körper sei missgebildet oder entstellt und sein Anblick würde auf Dritte abstoßend wirken
- Parasitosis, bei der Betroffene fürchten, sie seien von Parasiten befallen, die sich unter der Haut oder in anderen Organen des Körpers vermehren
- Bromosis: Betroffene befürchten, einen unangenehmen Geruch zu verströmen
Die generalisierte Angst vor Krankheiten, die ohne Bezug zu bestimmten Symptomen auftritt, wird als Nosophobie bezeichnet.
Symptome von Hypochondrie
Zu den allgemeinen Symptome, die beim Krankheitsbild der hypochondrischen Störung häufig auftreten, zählen:
- Ängstliche Beobachtung des eigenen Körpers, Fehlinterpretation geringfügiger Veränderungen von normalen Körperfunktionen
- Eigendiagnosen anhand der beobachteten Symptome
- Häufige Konsultation von Ärzt:innen, häufiger Arztwechsel („Doctor Shopping”)oder Vermeidung ärztlicher Untersuchungen
- Unzufriedenheit mit der Qualität der Behandlung, Misstrauen gegenüber Ärzt:innen und Angehörigen anderer Gesundheitsberufe
Vielfach zeigen Hypochonder:innen ein übertrieben gesundheitsorientiertes Verhalten, um sich vor Erkrankung zu schützen. Sie treiben etwa besonders viel Sport, ernähren sich nach strikten Regeln oder nehmen bestimmte Nahrungsergänzungsmittel zu sich, um vermutete Mangelerscheinungen auszugleichen.
Die Beschwerdebilder, die im Rahmen einer hypochondrischen Störung auftreten können, sind sehr vielfältig und es kann grundsätzlich jedes Organsystem in den Fokus der Krankheitsängste von Hypochonder:innen rücken. Besonders oft berichten Betroffene jedoch über Beschwerden im Magen-Darm-Trakt, am Muskel- oder Skelettsystem und im Bereich der Haut. Meist ordnen sie die wahrgenommenen Symptome bereits einem konkreten Krankheitsbild zu und informieren sich über dieses sehr genau.
Die Beschäftigung mit dem selbstdiagnostizierten Krankheitsbild nimmt im Alltag der Betroffenen meist sehr viel Platz ein. Sie konzentrieren sich sehr stark auf die Beobachtung ihrer Symptome und auf kleinste Veränderungen an ihrem Körper und seinen Funktionen.
Hypochonder:innen nehmen die von ihnen beschriebenen Symptome tatsächlich wahr, sie simulieren nicht. Auch ihre Ängste sind real und sollten von Ärzt:innen und Angehörigen nicht als übertrieben abgetan werden. Nur so ist es möglich, betroffene Personen bei der Bewältigung ihrer Problematik zu unterstützen.
Ursachen von Hypochondrie
Wodurch hypochondrische Störungen entstehen, ist noch nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass mehrere Faktoren für die Entstehung der Krankheit verantwortlich sind. Als Risikofaktoren gelten etwa andere Erkrankungen wie Depressionen oder ein geringes Selbstwertgefühl und eine erhöhte psychische Vulnerabilität. Auch der Wunsch nach Aufmerksamkeit und Unterstützung könnte eine Rolle bei der Entstehung des Krankheitsbildes spielen.
In Fachkreisen werden auch angstauslösende Erlebnisse in der Kindheit – etwa eine eigene Erkrankung – diskutiert. Auch die intensive Beschäftigung mit Krankheitsbildern, die in den Medien viel Raum finden, kann hypochondrische Störungen begünstigen. Betroffene suchen dann etwa im Internet nach Details zu Krankheiten und werden dort mit weiteren Krankheitsbildern konfrontiert. Diese Form der Hypochondrie wird auch als Cyberchondrie oder umgangssprachlich als „Morbus Google” bezeichnet.
Behandlung von Hypochondrie
Zur Behandlung hypochondrischer Störungen hat sich die kognitive Verhaltenstherapie als besonders geeignet erwiesen. Dabei wird versucht, verinnerlichte Denkmuster der Hypochonder:innen zu durchbrechen und die Wahrnehmung für Krankheitswahrscheinlichkeiten und -risiken an die Realität anzupassen. Betroffene sollen dadurch befähigt werden, ihr Verhalten schrittweise so zu adaptieren, dass die Beschäftigung mit Krankheiten nicht mehr ihren Alltag dominiert.
In manchen Fällen kann auch eine medikamentöse Therapie notwendig sein. Das ist vor allem dann der Fall, wenn wahnhafte Symptome bestehen. In der Regel verordnen Psychiater:innen dann je nach Ausprägung der Symptome Medikamente aus der Substanzgruppe der Antipsychotika, die zur Akut- oder Langzeitbehandlung eingesetzt werden.
Wie kann Doktor.De bei Hypochondrie helfen?
Du findest dich in der Beschreibung der Hypochondrie wieder oder kennst jemanden, der unter den beschriebenen Symptomen leidet? Wir können helfen! doktor.de bietet Betroffenen und Angehörigen die Möglichkeit, diagnostische Verfahren und Behandlungsmöglichkeiten im Gespräch abzuklären.
Quelleninformationen:
Dieser Text wurde von Mediziner:innen geprüft und entspricht medizinischen Leitlinien.
Letztes Update: | 2023-04-04 |