Klaustrophobie

Die Klaustrophobie ist eine psychische Erkrankung, die zu den spezifischen Angststörungen zählt. Sie bezeichnet eine unverhältnismäßige Angst vor engen Räumen oder vor Situationen, in denen Betroffene sich durch Menschenmassen eingeengt und bedrängt fühlen. Klaustrophobie wird auch als Raumangst bezeichnet. Eine verwandte Angststörung ist die Agoraphobie (Platzangst), bei der Angst vor weiten, offenen Plätzen besteht. Agoraphobie wird aber auch als Überbegriff für verschiedene Störungen, die durch Angst vor der Außenwelt gekennzeichnet sind, verwendet. 

Klaustrophobie ist oft mit einer Panikstörung verbunden. Menschen, bei denen diese beiden Krankheitsbilder gemeinsam auftreten, sind in ihrem Alltag besonders stark eingeschränkt, was mitunter zu einem hohen Leidensdruck führt. Erste Anzeichen einer Angststörung sollten niemals ignoriert werden, weil es sonst zu einer Intensivierung der Symptome kommen kann. Wird die Klaustrophobie frühzeitig und zielgerichtet behandelt, lassen sich krankheitsbedingte Belastungen und soziale Einschränkungen weitgehend vermeiden. 

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Symptome von Klaustrophobie

Die Klaustrophobie äußert sich wie alle Phobien in einer unangemessen starken Angst – in diesem Fall vor engen und geschlossenen Räumen oder Menschenmassen. | © PeopleImages

Menschen, die unter Klaustrophobie leiden, zeigen individuell sehr unterschiedliche Symptome. Gemeinsam ist ihnen aber eine sehr starke, der Situation nicht angemessene Angstreaktion auf ganz bestimmte Auslöser. Konkret befürchten sie etwa, eingeschlossenen zu werden und einen Raum nicht mehr verlassen zu können oder zu ersticken. Betroffenen ist in der Regel bewusst, dass ihre Ängste nicht rational begründet sind. Trotz dieses Wissens sind sie aber nicht in der Lage, die Angstreaktion willentlich zu kontrollieren.  

Zu den häufigsten angstauslösenden Situationen zählen: 

  • die Benutzung von Fahrstühlen
  • der Aufenthalt in öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bussen, Zügen, U-Bahnen oder Flugzeugen
  • der Aufenthalt in Räumlichkeiten, in denen sich viele Menschen aufhalten (Konzertsäle, Kinos)
  • medizinische Untersuchungen in Magnetresonanztomographen (MRT)
  • die Benutzung von Tunnels
  • das Betreten kleiner, enger Räume wie Umkleidekabinen, Kellerabteile oder Höhlen 

Neben einem starken Angstgefühl können weitere Symptome auftreten, die zum Teil dem Krankheitsbild einer Panikstörung entsprechen oder sich mit diesem überschneiden: 

  • Unwohlsein und Beklemmung
  • Übelkeit
  • Zittern (Tremor)
  • Schweißausbrüche
  • Engegefühl in der Brust
  • Herzrasen (Tachykardie)
  • Schnelle und vertiefte Atmung (Hyperventilation)
  • Atemnot (Dyspnoe)
  • Gefühl, ohnmächtig zu werden
  • Todesangst 

Mitunter werden die Symptome als so belastend empfunden, dass die Betroffenen versuchen, auslösende Situationen nach Möglichkeit zu vermeiden. Dieses Vermeidungsverhalten schützt zwar vor den als bedrohlich erlebten extremen Angstzuständen, führt aber im Gegenzug zu teils beträchtlichen Einschränkungen im Berufs- und Privatleben. So können Menschen mit unbehandelter Klaustrophobie zum Teil nicht an beruflichen Veranstaltungen wie Kongressen teilnehmen, sind in ihrer Mobilität eingeschränkt oder verzichten auf die Teilnahme an kulturellen und sozialen Ereignissen.  

Ursachen von Klaustrophobie

Für das Entstehen einer Klaustrophobie gibt es unterschiedliche Ursachen. Häufig kommen mehrere Faktoren zusammen, bevor an sich normale Ängste Krankheitswert erlangen. Persönliche Veranlagung spielt dabei ebenso eine Rolle wie angstbesetzte Erlebnisse in der Vergangenheit, die nicht adäquat bewältigt wurden. 

Ein lerntheoretischer Ansatz geht davon aus, dass sich die Klaustrophobie prozesshaft entwickelt. Dabei wird angenommen, dass eine negative Lernerfahrung – etwa das Eingeschlossensein in einem engen Raum über einen längeren Zeitraum – dazu führt, dass die angstauslösende Situation in Zukunft vermieden wird. Dadurch bleibt die befürchtete Angstreaktion aus, das Vermeiden solcher Situationen wird also „erlernt”, verstärkt aber gleichzeitig die Furcht. 

Auch neurobiologische Aspekte dürften bei der Entwicklung von Angststörungen wie der Klaustrophobie Bedeutung haben. So ist bekannt, dass ein Ungleichgewicht wichtiger Botenstoffe im Gehirn dazu führen kann, dass Ängste schneller entstehen und intensiver empfunden werden. 

Behandlung von Klaustrophobie

Zur Therapie der Klaustrophobie eignen sich vor allem psychotherapeutische Maßnahmen. Fachleute halten die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) für besonders geeignet, um die Symptome der Klaustrophobie deutlich abzumildern und Betroffenen wieder eine gute Lebensqualität zu ermöglichen. Im Rahmen einer kognitiven Verhaltenstherapie erlernt der oder die Patient:in, Gedankenmuster, Einstellungen und Erwartungen, die Angst auslösen, zu erkennen und sich Techniken anzueignen, mit denen sich die Ängste bezwingen lassen. Zur Unterstützung setzen Therapeut:innen manchmal Entspannungstechniken ein. Auch die therapiegestützte bewusste Auseinandersetzung mit einer angstauslösenden Situation (Konfrontationstherapie) kann hilfreich sein. 

Für Patient:innen, die durch die Erkrankung sehr stark belastet sind, kann vor dem Beginn einer Therapie oder als begleitende Maßnahme die sogenannte KVT-basierte Internetintervention hilfreich sein. Dabei handelt es sich um eine durch Expert:innen begleitete Kombination aus Programmen und Aufgaben, die über E-Mail, Online-Anwendungen und Videotelefonate durchgeführt werden. Sie hat vor allem als Anleitung zur Selbsthilfe Bedeutung, sollte aber nicht alleinige Behandlungsmaßnahme sein.  

Eine gezielte medikamentöse Behandlung für Klaustrophobie existiert nicht. In manchen Fällen kann der Einsatz von antidepressiv wirksamen Medikamenten aus den Substanzklassen der Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) oder der Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) Unterstützung bieten. 

Die Prognose der Klaustrophobie ist bei rechtzeitiger Behandlung sehr gut. Die meisten Patient:innen erlangen mit therapeutischer Unterstützung einen positiven Umgang mit ihrer Erkrankung und können angstauslösende Situationen dadurch gut beherrschen. 

Risikofaktoren von Klaustrophobie

Neben einer persönlichen Veranlagung gelten frühere beängstigende Erfahrungen als wichtigster Risikofaktor für das Entstehen einer Klaustrophobie.

Welche Hilfe bietet Doktor.De bei Klaustrophobie an?

Du befürchtest, an Klaustrophobie zu leiden oder kennst jemanden, der typische Symptome dieser spezifischen Angststörung zeigt? Die Fachärzt:innen von Doktor.De beantworten gerne alle deine Fragen zu aktuellen Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten und stehen dir rasch und kompetent zur Seite! 

  

Quellen: 

S3-Leitlinie Behandlung von Angststörungen (2021), Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM)

Angsterkrankungen, Aktionsbündnis Seelische Gesundheit

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Letztes Update: 2023-07-11