Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)

Etwa jeder zehnte Mensch reagiert auf schwerwiegende negative Erlebnisse, wie Krieg oder Gewalt, mit länger anhaltenden psychischen Problemen. Diese können so massiv sein, dass ein normaler Alltag nicht mehr möglich ist. Vielen Betroffenen hilft eine traumaspezifische Psychotherapie. Wichtig – und sogar vorbeugend wirksamist ein unterstützendes Umfeld. Medikamente können ergänzend eingesetzt werden oder um einzelne PTBS-Symptome gezielt zu behandeln. 

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Symptome von Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS)

Typisch für eine PTBS sind wiederholte, außergewöhnlich lebendige Erinnerungen an ein in der Vergangenheit erlebtes seelisches Trauma. Sie können aus dem Nichts auftauchen oder an bestimmte Gerüche, Geräusche oder andere Trigger gebunden sein, die mit dem auslösenden Ereignis im Zusammenhang stehen. Im Schlaf plagen Albträume. Betroffene vermeiden in der Konsequenz oft Situationen, die in irgendeiner Weise an das Trauma erinnern könnten. Im Extremfall ziehen sie sich weitgehend aus dem täglichen Leben zurück. Viele sind ständig auf der Hut, verbunden mit überschießenden körperlichen Reaktionen, wie: 

  • Zittern
  • erhöhtem Puls und Blutdruck
  • Engegefühl in der Brust
  • Atemnot

Ein- und Durchschlafen sowie die Konzentration können gestört sein. Typisch für PTBS Symptome ist es auch, dass die Stimmung und Gedanken sind oft negativ gefärbt sind. Ein großer Teil der Betroffenen leidet unter Ängsten, Scham oder Schuldgefühlen das Ereignis betreffend, was zu anhaltenden, quälenden Grübeleien führen kann. 

Einige Menschen mit einer PTBS haben Probleme, ihre Emotionen zu kontrollieren. Sie sind leicht reizbar und reagieren bisweilen aggressiv. Bei anderen stumpfen die Gefühle ab, sie wirken zeitweise abwesend und können sich im Nachhinein an die jeweilige Situation nicht mehr erinnern. Auch ein Realitätsverlust bis hin zu einer Psychose kann vorkommen. Betroffene leiden mitunter so stark unter den Symptomen, dass sie Suizidgedanken und -pläne entwickeln. Dann ist eine sofortige psychiatrische Behandlung unumgänglich. Eine PTBS wird diagnostiziert, wenn die Beschwerden mindestens vier Wochen anhalten. Die Erkrankung tritt zuweilen erst Jahre oder gar Jahrzehnte nach dem Trauma auf. 

Alltag mit PTBS

Einige Betroffene haben nur gelegentlich Beschwerden, andere täglich. Außerdem kann es gute und schlechte Phasen geben, was oft durch die aktuellen Lebensumstände beeinflusst wird. Nur wenige Menschen mit einer PTBS sind überhaupt nicht arbeitsfähig. Die meisten können zumindest in Teilzeit oder an geschützten Arbeitsplätzen für psychisch Erkrankte arbeiten. Große Schwierigkeiten können das Weiterführen von Beziehungen und das Kennenlernen neuer Personen bereiten. Hintergrund ist das durch das Trauma bisweilen schwer erschütterte Vertrauen in die Welt und andere Menschen. Umso wichtiger ist der Erhalt bestehender Beziehungen, der vor allem direkt im Anschluss an das Trauma von entscheidender Bedeutung ist. Ein tragfähiges soziales Umfeld kann einer PTBS vorbeugen. Die Erkrankung sollte am besten professionell behandelt werden, um allen Betroffenen eine Teilhabe am sozialen Leben zu ermöglichen. Ansonsten können sich leicht weitere psychische Erkrankungen entwickeln, wie Depressionen, Ängste oder Sucht. Das Risiko dafür ist ohnehin stark erhöht. 

Ursachen von Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS)

Eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) bezeichnet wiederholte und intrusive Erinnerungen an ein überwältigendes traumatisches Ereignis. | © miodrag ignjatovic

Nahezu jeder Mensch ist im Laufe seines Lebens mit mindestens einem schwerwiegenden Ereignis konfrontiert, das eine PTBS nach sich ziehen kann. Oft ist dieses lebensbedrohlich und mit Gewalt, Krieg, Unfällen oder Naturkatastrophen verknüpft. Auch die Eröffnung einer Diagnose mit schlechter Prognose kommt als Auslöser infrage. Nicht nur direkt Betroffene können im Nachgang psychische Symptome entwickeln, sondern auch unmittelbare Zeugen eines Ereignisses. Nur bei wenigen Personen entwickelt sich allerdings eine PTBS. Diese kann dann aber über Jahre anhalten, selbst unter einer Therapie. 

Behandlung von Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS)

Eine PTBS kann mit der Zeit von allein heilen. Vielfach ist jedoch eine Behandlung erforderlich. Diese erfolgt vorrangig mithilfe einer Psychotherapie. Medikamente kommen überwiegend ergänzend oder zur Behandlung einzelner Symptome zum Einsatz. Manchmal ist ein Klinikaufenthalt hilfreich oder sogar erforderlich. 

Psychotherapie 

Wirksamkeitsbelege gibt es vor allem für die traumafokussierte kognitive Verhaltenstherapie sowie für EMDR (engl.: eye movement desensitization and reprocessing). Bei letztgenannter Therapiemethode werden Betroffene während der Erinnerung an das Trauma zu bestimmten Augenbewegungen motiviert, wodurch die mit dem Ereignis verknüpften Emotionen langsam nachlassen. Der genaue Wirkmechanismus der EMDR ist nicht geklärt. Ein bewusstes Erinnern an das Trauma darf immer erst nach ausreichender psychischer Stabilisierung erfolgen. Zunächst ist die sogenannte Psychoedukation wichtig, in der Betroffenen Wissen über ihre Erkrankung vermittelt wird. Dann erlernen sie Strategien, um die Symptome im Alltag erfolgreich zu managen. Ziel der Verhaltenstherapie ist die Neubewertung der Emotionen und Gedanken bezüglich des Traumas, sodass es in die Lebensgeschichte integriert werden kann, ohne weiterhin quälende Symptome zu verursachen. 

Ergänzende Therapiemaßnahmen 

Für die medikamentöse Behandlung der PTBS zugelassen sind lediglich die Antidepressiva Sertralin und Paroxetin. Daneben kommen in manchen Fällen Arzneimittel zum Einsatz, die die körperliche Stressreaktion bremsen oder gegen Albträume helfen können. Schlaf- und Beruhigungsmedikamente werden im Allgemeinen nicht empfohlen, da sie kaum zu einer Heilung beitragen, stattdessen aber recht schnell abhängig machen können. Besonders ausgeprägte Symptome können einen vorübergehenden Aufenthalt in einer Klinik erfordern. Dort können in einem geschützten Rahmen unter anderem eine medikamentöse Behandlung begonnen und weitere Therapien wahrgenommen werden, wie Kunst-, Musik- oder Ergotherapie. 

Risikofaktoren von Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS)

Zum einen gibt es eine genetische Veranlagung, nach einem traumatischen Erlebnis mit einer PTBS zu reagieren. Wer bereits in der Vergangenheit unter einer psychischen Erkrankung gelitten hat oder psychisch erkrankte enge Verwandte hat, hat ein höheres Risiko, eine PTBS zu entwickeln. Daneben sind Frauen sowie sehr junge oder alte Menschen häufiger betroffen. In einigen Berufen ist das Risiko, ein Trauma zu erleben, größer. Daher ist beispielsweise die Erkrankungsrate bei Beschäftigten von Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst und Verkehrsbetrieben erhöht. 

Personen, die nicht in einem unterstützenden Netzwerk aus Familie und Freunden leben, sind anfälliger für die Entwicklung einer PTBS. 

Traumata, die im Zusammenhang mit Krieg, Vergewaltigung oder Folter stehen, lösen häufiger psychische Folgestörungen aus als Unfälle oder Naturkatastrophen. 

Wie hilft dir das Doktor.De-Team im Falle einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS)?

Wurde noch keine Diagnose gestellt, kannst du eine Überweisung für eine psychiatrische oder psychotherapeutische Behandlung erhalten. Kommen bei dir Gedanken auf, nicht mehr leben zu wollen, dann solltest du sofort eine psychiatrische Rettungsstelle aufsuchen. Wir helfen dir gerne, die für dich zuständige Klinik herauszufinden, an die du dich außerdem für eine geplante stationäre oder tagesklinische Behandlung wenden kannst. 

  

Quellen: 

Lieb, Klaus/Sabine Frauenknecht: Intensivkurs Psychiatrie, Elsevier Health Sciences, 22.07.2019. 

Herpertz, Sabine/Franz Caspar/Klaus Lieb: Psychotherapie. Funktions- und störungsorientiertes Vorgehen, Elsevier, Urban&Fischer Verlag, 17.11.2016. 

Prof. Dr. med. Ulrich Schnyder. UJ. Was ist eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)? Neurologen und Psychiater im Netz

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Letztes Update: 2023-06-20