Psychose

Der Begriff Psychose beschreibt einen Symptomkomplex, der Teil verschiedener Erkrankungen sein kann, so zum Beispiel die Schizophrenie. Eine Psychose ist vordergründig gekennzeichnet durch Halluzinationen und Wahnvorstellungen. Etwa ein Prozent aller Menschen erleben im Lauf des Lebens eine Psychose. Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen. Bei den meisten Menschen kann eine Psychose mit Medikamenten gut behandelt werden. 

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Symptome einer Psychose

Es kann schwierig sein, eine Psychose zu erkennen, da die Symptome manchmal nur für die Betroffenen in ihrer Innenwelt erlebbar sind. Einige Betroffene äußern sich darüber nicht, andere fallen durch ein ungewohntes, oft skurriles Verhalten auf. Eine Psychose kann ein einmaliges Ereignis sein oder wiederholt auftreten.  

Halluzinationen sind ein häufiges Symptom. Sie können im Hören von Geräuschen oder Stimmen bestehen. Auch können nicht vorhandene Dinge oder ganze Szenen gesehen werden. Manche Betroffene haben auch Körperhalluzinationen, das heißt, sie haben Körperempfindungen ohne Auslöser. Ein ebenfalls häufiges Symptom sind Wahnvorstellungen. In einem Wahn sind Betroffene von etwas sicher überzeugt, das jedoch nicht real ist. Die Inhalte können ganz unterschiedlicher Natur sein. Oft geht es um Beziehungen zu anderen Menschen, aber auch um existenzielle Themen, etwa indem sich Betroffene grundlos bedroht oder beeinträchtigt fühlen. 

Zur Psychose gehört oft auch ein zerstreutes Denken, das bis zur Zusammenhanglosigkeit gestört sein kann. Auch die Grenzen zwischen dem Selbst und anderen Personen können in der Wahrnehmung Betroffener verschwimmen oder sie können das Gefühl haben, sich selbst außerhalb ihres eigenen Körpers zu befinden. Zudem kann eine für die Person untypische Desorganisation auffallen, beispielsweise indem die Ordnung in der Wohnung und die Körperpflege vernachlässigt werden. Es kommt zu Problemen im zwischenmenschlichen Bereich, bei der Arbeit oder in der Schule, mit unentschuldigtem Fernbleiben und Rückzug. 

Diagnose einer Psychose

Zum einen ergeben die Beobachtung und Befragung der Betroffenen wichtige Hinweise im Rahmen der Diagnosestellung. Zum anderen müssen aufgrund der Denkstörungen und des Realitätsverlustes ergänzend Kontaktpersonen befragt werden. Die Krankengeschichte dient der Einordnung in ein Erkrankungsbild, was die Therapieentscheidung beeinflussen kann. Um der Krankheitsursache auf den Grund zu gehen, erfolgen Blutuntersuchungen, manchmal auch Gehirnwasseruntersuchungen. Eine bildgebende Untersuchung des Kopfes kann wichtige Hinweise liefern. Zur Bestätigung einer bestimmten Verdachtsdiagnose können zusätzlich weitere Untersuchungen erforderlich sein. 

Ursachen von Psychose

Psychosen entstehen im Gehirn, dabei kommt es zu Ungleichgewichten verschiedener Botenstoffe, vor allem des Dopamins. 

Eine häufige Ursache von Psychosen sind die Schizophrenie und damit eng verwandte Krankheitsbilder. Eine Schizophrenie ist meistens gekennzeichnet durch ein episodenhaftes Auftreten von Psychosen, die jeweils Wochen bis Monate anhalten. Dazwischen können Restsymptome bestehen. 

Es gibt weitere psychische Erkrankungen, die mit Psychosen einhergehen können, etwa bipolare Störungen und Traumafolgeerkrankungen. Recht häufig kommt es im Zusammenhang mit Alkohol, illegalen Drogen oder bestimmten Medikamenten zu einer Psychose. Diese kann auf die Wirkdauer der Substanz begrenzt sein. Andere drogenassoziierte Psychosen entwickeln sich dagegen erst mit dem Entzug. 

Auch nicht-psychische Erkrankungen, die das Gehirn betreffen, können Psychosen auslösen. Dazu gehören: 

  • Gehirntumoren
  • Gehirnfehlbildungen
  • Gehirnverletzungen
  • Epilepsie
  • Gehirnhaut- und Gehirnentzündungen
  • Autoimmunerkrankungen
  • hormonelle Erkrankungen
  • bestimmte Stoffwechselerkrankungen 

Behandlung einer Psychose

Psychotische Symptome können in den meisten Fällen gut mit Medikamenten behandelt werden. Dafür stehen eine Reihe von Antipsychotika zur Verfügung. Ihre Wirkung ist nicht bei jedem Menschen gleich, sodass im Einzelfall verschiedene Medikamente und Dosierungen ausprobiert werden müssen. Auch können die Medikamente mitunter schwere Nebenwirkungen verursachen. 

Antipsychotika werden während der Psychose und bei chronischen Erkrankungen oft zusätzlich in der symptomfreien Zeit vorbeugend eingenommen. Außerdem stehen Depotpräparate zur Verfügung, die nur alle paar Monate verabreicht werden müssen. 

Psychosen können auch psychotherapeutisch behandelt werden, hauptsächlich im symptomfreien Intervall. Für die Betroffenen ist es wichtig, ihre Erkrankung zu verstehen, um Episoden rechtzeitig zu erkennen und somit effizient vorbeugen zu können. 

Wichtig ist zudem eine psychosoziale Betreuung mit gezielten Hilfen für das Wohnen sowie einer Unterstützung von Berufstätigkeit im Rahmen der Fähigkeiten des Betroffenen. 

Sind Erkrankungen mit Beteiligung des Gehirns für die Psychose ursächlich, muss die Grunderkrankung behandelt werden. Bei drogenassoziierten Psychosen ist eine Suchttherapie sinnvoll, da auf die auslösende Substanz möglichst lebenslang verzichtet werden sollte. 

Hilfe für Angehörige

Eine Psychose kann für die Bezugspersonen anstrengender sein als für die Betroffenen selbst. Sie sind hochgradig verunsichert, da sich die Erkrankten ungewohnt, unvorhersehbar und manchmal auch bedrohlich verhalten. Für Angehörige sind umfangreiche Kenntnisse über Psychosen von entscheidender Bedeutung, denn damit gelingt es, ein Verständnis für die Bedürfnisse Betroffener zu entwickeln und ihnen ein geeignetes Umfeld zu bieten. Sie können zum Beispiel eine psychosefördernde Reizüberflutung verhindern oder zu einer Behandlung motivieren.  

Angehörigen helfen neben Arztgesprächen und dem Kontakt zum sozialpsychiatrischen Dienst der Gesundheitsämter vor allem Selbsthilfegruppen. Hier bekommen sie nicht nur Tipps und Anregungen für das Zusammenleben mit den Erkrankten, sondern finden auch einen Ort, an dem sie auf gegenseitiges Verständnis für ihre Sorgen stoßen. 

Risikofaktoren einer Psychose

Der wichtigste Risikofaktor für Schizophrenien ist die genetische Veranlagung. Ungünstige Umweltbedingungen führen dann zum Ausbruch der Erkrankung. Dazu gehören zum Beispiel: 

  • Migration
  • Leben in überkritischen oder überbehütenden Familien
  • emotional belastende Beziehungen
  • Dauerstress durch Arbeit oder Schule
  • traumatische Erlebnisse   

Der Konsum von Drogen und Alkohol ist der häufigste Risikofaktor substanzassoziierter Psychosen. 

Wie hilft dir Doktor.De bei einer Psychose?

Wenn du bei dir oder einer Bezugsperson eine Psychose vermutest, kannst du bei Doktor.De durch unsere medizinischen Fachleute über das Thema beraten werden. Gemeinsam können wir überlegen, welche Schritte für Diagnose und Therapie aktuell sinnvoll und notwendig sind. Wir können gegebenenfalls kurzfristige Krankschreibungen zur Überbrückung bis zu einer Facharztvorstellung ausstellen. 

Quelleninformationen: 

Dieser Text wurde von Mediziner:innen geprüft und entspricht medizinischen Leitlinien. 

Lieb, K. & Frauenknecht, S. (2019). Intensivkurs Psychiatrie und Psychotherapie (9. Aufl.). Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH. 

Ebert, D. (2016). Psychiatrie systematisch (Klinische Lehrbuchreihe) (9., neubearb.). UNI-MED. 

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). 01.06.2022. Schizophrenie. Gesundheitsinformation.de.

Letztes Update: 2023-04-04