Raynaud-Syndrom
Das Raynaud-Syndrom, auch als Raynaud-Phänomen oder Morbus Raynaud bezeichnet, ist eine anfallsweise auftretende Durchblutungsstörung, die vor allem die Finger betrifft. Bei den meist durch Kälte oder Stress ausgelösten Attacken verfärben sich die Finger weiß, und es kommt zu Missempfindungen oder Schmerzen. Das Raynaud-Syndrom tritt in Deutschland bei 5 bis 10 Prozent der Bevölkerung auf. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
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Symptome von Raynaud-Syndrom
Beim Raynaud-Syndrom kommt es zu plötzlich auftretenden Durchblutungsstörungen der Finger, seltener der Zehen, sehr selten anderer Körperenden wie Ohren, Nase oder Zunge. Auslöser der Anfälle sind in der Regel Kälte, Feuchtigkeit oder emotionaler Stress. Die Haut der betroffenen Areale verfärbt sich zunächst weiß oder bläulich, und mit dem Wiedereinsetzen der Durchblutung rot. Ein Raynaud-Anfall dauert durchschnittlich etwa 20 Minuten und ist typischerweise von Taubheitsgefühlen, Kribbeln oder anderen Missempfindungen, Schmerzen und / oder Bewegungseinschränkungen der Finger begleitet. Typischerweise sind ein oder mehrere Finger beider Hände mit Ausnahme des Daumens betroffen, dabei können an den Anfällen immer wieder andere Finger beteiligt sein.
Das Raynaud-Syndrom zeigt sich meist erstmals zwischen dem 21. und dem 60. Lebensjahr. Bei etwa 60 Prozent der Patient:innen treten die Anfälle täglich auf.
Ursachen von Raynaud-Syndrom
Beim Raynaud-Syndrom verkrampft sich anfallsweise und örtlich begrenzt die Muskulatur der Blutgefäßwände. Dadurch verschließen sich die betroffenen Blutgefäße, es gelangt kein Blut mehr in die von ihnen versorgten Körperregionen, und es kommt zu einem lokalen Sauerstoffmangel. Warum das passiert, ist nicht genau bekannt, aber es scheint sich um eine Störung der normalen Reaktion der Blutgefäße auf Kältereize zu handeln.
Primäres und sekundäres Raynaud-Syndrom
Mediziner:innen unterscheiden das primäre und das sekundäre Raynaud-Syndrom. Beim primären Raynaud-Syndrom ist die zugrundeliegende Ursache unbekannt. Möglicherweise ist diese Störung erblich – das primäre Raynaud-Syndrom tritt nicht selten familiär gehäuft auf.
Das sekundäre Raynaud-Syndrom lässt sich in der Regel auf eine der folgenden Ursachen zurückführen:
- Grunderkrankung: Krankheiten des Bindegewebes (Kollagenosen), aber auch Arteriosklerose und andere Gefäßerkrankungen können zu Raynaud-Attacken führen
- Bestimmte Medikamente: Betablocker, die bei Herzschwäche und Bluthochdruck verordnet werden, Parkinsonmedikamente, einige Antidepressiva, Immunsuppressiva und eine Reihe anderer Medikamente können das Raynaud-Syndrom auslösen oder verstärken
- Drogen und Genussmittel: Amphetamine, Kokain und Nikotin verengen die Blutgefäße
- Mechanisch geschädigte Blutgefäße: bei Menschen, die beruflich mit Geräten wie Presslufthämmern oder Kettensägen arbeiten, die starke Vibrationen auf die Hände übertragen, tritt das Raynaud-Syndrom häufig als Berufskrankheit auf
- Durch Kälte geschädigte Blutgefäße: das Raynaud-Syndrom kann als Folge einer Erfrierung oder bei Menschen auftreten, die beispielsweise in Kühlhäusern arbeiten
- Chemisch geschädigte Blutgefäße, etwa infolge einer Chemotherapie zur Krebsbehandlung
In etwa 20 Prozent der Fälle ist das Raynaud-Phänomen Symptom einer Kollagenose. Kollagenosen sind Autoimmunerkrankungen, bei denen das Immunsystem das körpereigene Bindegewebe angreift und dadurch auch die Wände der Blutgefäße schädigt. Zu den Kollagenosen gehören unter anderem Sklerodermie und Lupus erythematodes. In vielen dieser Fälle tritt das Raynaud-Syndrom als erstes und oft über Jahre einziges Symptom der Erkrankung auf.
Behandlung von Raynaud-Syndrom
Wenn sich die Betroffenen durch die Raynaud-Anfälle nicht oder nicht wesentlich belastet fühlen, genügt es in der Regel, mögliche Auslöser eines Anfalls zu vermeiden. Zusätzlich kann Ginkgo-Extrakt, ein Nahrungsergänzungsmittel mit durchblutungsfördernder Wirkung, eingesetzt werden. Ein bewährtes Hausmittel bei einem akuten Raynaud-Anfall ist das Erwärmen der Finger, zum Beispiel unter warmem Wasser.
Medikamente bei Raynaud-Syndrom
Sind die Raynaud-Anfälle so häufig, lang und unangenehm, dass sie die Betroffenen deutlich beeinträchtigen, können gefäßerweiternde Medikamente verordnet werden. Das sind in erster Linie sogenannte Kalziumantagonisten (Nifedipin, Amlodipin, Felodipin) oder Prazosin. Bei starken Schmerzen in den Fingern kann eine Salbe mit Nitroglycerin helfen.
Nur in komplizierten Fällen – meist, wenn das Raynaud-Syndrom Folge einer Grunderkrankung ist und infolge anhaltender Durchblutungsstörungen bereits Schäden aufgetreten sind – kommen weitere, stärker gefäßerweiternde Wirkstoffe und andere Behandlungsmöglichkeiten infrage. In sehr schweren Fällen von Raynaud-Syndrom kann eine sogenannte Sympathektomie durchgeführt werden. Dabei wird der Nerv, der die Muskulatur der betroffenen Blutgefäße in den Fingern steuert, chirurgisch durchtrennt.
Risikofaktoren von Raynaud-Syndrom
Das Raynaud-Syndrom tritt familiär gehäuft auf, betroffene Familienmitglieder sind daher ein wichtiger Risikofaktor. Weitere Risikofaktoren sind:
- Nikotin, Amphetamine, Kokain
- Medikamente (Betablocker, Clonidin, Migränemedikamente, Ergotamin-ähnliche Wirkstoffe, Interferon, Katecholamine, Ciclosporin etc.) – sprich am besten mit deinem Hausarzt oder deiner Hausärztin, ob deine Medikamente dazugehören
Vorbeugung von Raynaud-Syndrom
Gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und Verzicht auf Nikotin sind allgemeine Maßnahmen zur Gesunderhaltung der Blutgefäße. Möglichkeiten, der Entstehung eines Raynaud-Syndroms gezielter vorzubeugen, gibt es nicht. Vorbeugende Maßnahmen können bei Betroffenen aber die Häufigkeit und Stärke der Anfälle eindämmen. Wichtig ist vor allem, Nässe, Kälte und Wind zu vermeiden und Finger und Zehen warmzuhalten. Sinnvoll ist auch, eine Zeitlang ein Raynaud-Tagebuch zu führen, in dem du den Zeitpunkt von Anfällen und ihre vermutete Ursache notierst. So kannst du deine Erkrankung und die für dich relevanten Auslöser besser einschätzen.
Wie kann mir Doktor.De bei Raynaud-Syndrom helfen?
Bei Verdacht auf Raynaud-Syndrom können die mit Doktor.De kooperierenden Mediziner:innen dich beraten, deine Fragen beantworten und eventuell durchblutungsfördernde Medikamente verschreiben. Sie werden dir aber auch empfehlen, für die weitere Diagnostik eine hausärztliche oder gefäßmedizinische Praxis aufzusuchen, damit eventuelle Grunderkrankungen rechtzeitig erkannt und behandelt werden können.
Quellen:
Deutsche Gesellschaft für Angiologie: Die Durchblutungsstörung Raynaud-Phänomen (2011)
Letztes Update: | 2023-06-20 |