Spielsucht

Spielsucht ist eine Verhaltenssucht. Betroffene stehen unter dem Zwang, stundenlang ohne Rücksicht auf Verluste an Glücksspielen und Wetten teilzunehmen. Nicht selten verlieren Spielsüchtige dabei hohe Vermögen oder verschulden sich erheblich. Die Folgen der Spielsucht sind damit auch für das soziale Umfeld der Erkrankten meist erheblich. Online-Spielsucht ist eine moderne Variante dieser Verhaltenssucht. Hier sind auch Kinder und Jugendliche durch Computernutzung und Video-Spiele gefährdet. 

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Symptome einer Spielsucht

Spielsucht und Online-Spielsucht äußern sich in einem Kontrollverlust:

  • Stundenlanges Spielen an Automaten, in Kasinos oder online
  • Starkes Verlangen und Weiterspielen, obwohl bereits Verluste und Schulden entstanden sind.
  • Vernachlässigen anderer, bisher gepflegter Interessen
  • Vernachlässigen sozialer Kontakte in Privatleben, Schule oder Beruf
  • Verheimlichen und Verschleiern des Spielkonsums

Kann das zwanghafte Verlangen zu spielen nicht ausgelebt werden, treten klassische Entzugserscheinungen von Suchterkrankungen auf wie Nervosität und Reizbarkeit.

Video- und Online-Spielsucht liegt bei Kindern und Erwachsenen vor, wenn sie innerhalb eines Jahres folgende Symptome aufweisen:

Man sitzt vor einem Spielautomat und hält sich verzweifelt die Hände vor sein Gesucht. Seine Ellenbogen sind auf den Automaten gestützt. Im Hintergrund sieht man bunte Spielautomaten
Spielsucht kann jeden treffen. © Nikola Stojadinovic
  • Anlass, Zeit und Intensität des Spielens werden durch Kontrollverlust nicht mehr beherrscht.
  • Das Spielen verdrängt andere Aktivitäten zunehmend bis zu deren vollständiger Aufgabe.
  • Trotz Strafen oder anderer negativer Konsequenzen, die durch das Spielen bereits entstanden sind, wird das Spielen fortgesetzt.

Der Verlauf der Erkrankung ist stets individuell. Für Männer besteht im Vergleich zu Frauen eine starke Gefährdung, bereits im Jugendalter eine Glücksspiel- oder Online-Spielsucht zu entwickeln.

Stadien der Spielsucht

Spielsucht entwickelt sich meist über mehrere Jahre. Dieser Prozess wird von Fachkreisen in drei Phasen mit speziellen Symptomen unterteilt.

Positives Anfangsstadium
  • Unterhaltungs- und Gelegenheitsspielen zur Ablenkung von alltäglichen Problemen
  • Uneingeschränkte soziale Kontakte und berufliche Aktivitäten
  • Hohe Gewinne und Spielerfolge verführen zum Weiterspielen
Gewöhnungsstadium
  • „Magisches Denken“: Gewinne werden nicht dem Zufall, sondern dem eigenen Können zugeschrieben.
  • Das Spielen wird mit Lebensfreude und Selbstbewusstsein verbunden.
  • Während des Spielens stehen die Betroffenen jedoch unter Anspannung und sind reizbar.
  • Freundeskreis, Hobbys und Arbeiten rücken in den Hintergrund.
  • Häufige Verschuldung und daraus entstehende Konflikte mit Bank, Familie und im Beruf.
  • Aggressives Leugnen und Verheimlichen und Distanzierung vom sozialen Umfeld.
Suchtstadium
  • Exzessives und verzweifeltes Spielen
  • Nervenkitzel nur noch mit hohem Risiko im Spiel oder Spielen an mehreren Automaten gleichzeitig (Toleranz-Entwicklung)
  • Vollständiger Kontrollverlust zum Spielen und zu Geldbeträgen
  • Häufig Verlust von Arbeit, Partner:in und Freundeskreis
  • Spielgewinne sollen aus Schulden führen, die nicht mehr zurückgezahlt werden können
  • Körperliche und psychische Symptome wie zittrige Hände, starkes Schwitzen, Stress und Angstzustände

Ursachen einer Spielsucht

Die Entstehung von Spielsucht schreiben Experten dem Zusammenspiel verschiedener Faktoren zu, zwischen denen vermutlich eine Wechselwirkung besteht. 

Genetische Faktoren 

Studien belegen, dass Spielsucht in bestimmten Familien gehäuft vorkommt. Ob diese tatsächlich auch bei Kindern später entsteht, ist indes von weiteren äußeren, nicht genetischen Voraussetzungen abhängig. 

Psychosoziale Faktoren 

Ein in der Kindheit entwickeltes geringes Selbstwertgefühl birgt ein erhebliches Risiko für psychische Störungen und Suchtgefahr. Dies erschwert fortan das Umgehen mit den eigenen Emotionen. Wie bei allen anderen Süchten suchen Abhängige beim Spielen Bestätigung, Kontrolle und die Steigerung des Selbstwertgefühls. Das aufregende Spiel verschafft ihnen ein positives Gefühl.  

Biologische Faktoren 

Experten vermuten, dass die langsame Ausbildung der Spielsucht im Belohnungszentrum des Gehirns stattfindet. Schnelles und riskantes Spielen löst dort buchstäblich einen „Nervenkitzel“ aus. Es entwickelt sich ein immer stärkeres Verlangen danach und dies auf Kosten anderer Emotionen und Gedanken. Verantwortlich dafür ist der Botenstoff Dopamin, der angenehme Emotionen auslöst. Im fatalen Zusammenspiel ist der vordere Bereich des Gehirns wenig aktiv und es mangelt an dem Botenstoff Serontonin. Dadurch gelingt es den Betroffenen nicht, ihre Impulse zu kontrollieren. 

Suchtpotenzial der Spiele 

Immer verfügbar und in ihrem Aufbau darauf angelegt, die Spieler:innen in ihre Welt zu ziehen, sind es auch die Spiele selbst, die süchtig machen können. Der schneller Spielverlauf hat einen enormen Reiz und Ersatzwährungen wie Punkte und Jetons verschleiern den wahren Bezug zum Geld. 

Spielsucht vorbeugen

Wer gemäßigt spielen und nicht in die Suchtfalle tappen möchte, sollte folgende Tipps beherzigen:

  • Klare Geld- und Zeitlimits
  • Kein Geld leihen
  • Bargeld verwenden
  • Spielen in Gesellschaft

Spiele nicht, wenn du Probleme hast oder es dir emotional nicht gut geht. Familie und Freundeskreis, Beruf und Hobbys sollten in deinem Alltag stets Vorrang vor dem Spielen haben.

Behandlung von Spielsucht

Spielsucht lässt sich nur professionell mit einer Spielsucht-Therapie behandeln. Ziel ist es, das Verhalten zu normalisieren. Die Diagnose Spielsucht, das Ausmaß der Erkrankung und das eventuelle Vorliegen weiterer psychischer Störungen oder Süchte werden von einem Arzt, einer Ärztin oder einem Psychotherapeuten beziehungsweise einer Psychotherapeutin im Gespräch und anhand eines Fragenkatalogs festgestellt.

Im Internet gibt es zahlreiche Online-Spielsucht-Tests, die eine erste Einschätzung geben. Wer eine Spielsucht vermutet, sollte sich jedoch stets an Spezialist:innen oder eine Sucht-Beratungsstelle wenden.

Für die Behandlung der von den Krankenkassen anerkannten Erkrankung bestehen ambulante und stationäre Angebote in Form von Einzel- oder Gruppensitzungen zur Verhaltenstherapie, Motivationstherapie oder individuellen Psychotherapie. Neben Selbsthilfegruppen für Betroffene finden Angehörige spielsüchtiger Erwachsener oder Kinder Unterstützung durch soziale Träger und Krankenkassen.

Wie kann Doktor.De bei einer Spielsucht helfen?

Wenn du den Verdacht hast, dass du an Spielsucht erkrankt bist, können dir die mit Doktor.De kooperierenden Ärzt:innen helfen. Sie beurteilen deine Suchtsymptome und beraten dich. Zur weiterführenden Diagnostik und Behandlung der Spielsucht suchst du eine Ärztin oder einen Arzt auf.

 

Quelleninformationen: 

Dieser Text wurde von Mediziner:innen geprüft und entspricht medizinischen Leitlinien. 

Bundesministerium für Gesundheit. 21.03.2016. Glücksspielsucht.

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. 2022. Süchtig nach Glücksspiel?. Check dein Spiel. 

Bundeszentrale für gesundheiltiche Auflärung. 2022. Suchtprävention. bzga.de 

Der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen. 2022. Computerspiel- und Internetabhängigkeit. bundesdrogenbeauftragter.de. 

Dobmeier, J. & Rudolf-Müller, E. 24.02.2022. Spielsucht: Ursachen, Warnzeichen, Diagnose. NetDoktor. 

Letztes Update: 2023-04-04