Reye-Syndrom

Beim Reye-Syndrom handelt es sich um eine seltene Erkrankung, die lebensgefährlich sein kann. Mit dieser Erkrankung sind Schäden an der Leber und Funktionsstörungen des Gehirns verbunden. Sie betrifft hauptsächlich Kinder, kann in seltenen Fällen jedoch auch Jugendliche und Erwachsene treffen. Die genaue Ursache ist bislang unbekannt, es wird jedoch ein Zusammenhang zwischen der Einnahme von ASS und Virusinfektionen vermutet. Da die Erkrankung tödlich sein kann, muss umgehend der Notdienst informiert werden.  

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Symptome des Reye-Syndroms

Oftmals treten die Symptome des Reye-Syndroms erst auf, wenn Eltern davon ausgehen, dass ihr Kind eine Virusinfektion bereits überstanden hat. Dabei kann es sich beispielsweise um Windpocken oder eine Infektion der oberen Atemwege handeln. Nach der Virusinfektion kommt es einige Tage später – in manchen Fällen sogar einige Wochen danach – zu heftiger Übelkeit und Erbrechen. Zudem kann ein plötzlicher Wechsel des Geisteszustands erfolgen. Betroffene Kinder können schlapp, schläfrig und lethargisch wirken.  

Mit dem Fortschreiten der Erkrankung kann sich der Zustand des Kindes deutlich verschlechtern. Auf eine schwache Amnesie, Schwäche und leichte Beeinträchtigungen von Seh- und Hörvermögen können Phasen der Ruhelosigkeit, Gereiztheit und Desorientierung folgen. In schweren Fällen kommt es zu komatösen Zuständen. Häufig sind Puls und Atemfrequenz bei betroffenen Kindern erhöht. Es können Krampfanfälle auftreten, bei manchen Kindern setzt die Atmung aus.  

Zu diesen Symptomen kommt es, weil sich der Hirndruck beim Reye-Syndrom erhöht. Die Druckerhöhung entsteht durch eine Flüssigkeitsansammlung (Ödembildung) im Gehirn. Durch das Ödem und den hohen Hirndruck werden wichtige Nervenbahnen und Nervenzentren im Gehirn blockiert.  

Das Reye-Syndrom ist zudem verbunden mit einer Beeinträchtigung der Leber. Diese wird geschädigt und verfettet. Dadurch ist die Leberfunktion eingeschränkt und es kommt in der Folge zu verschiedenen Stoffwechselstörungen. Diese Stoffwechselstörungen können sich auf verschiedene Arten zeigen. Unter anderem kommt es zu einer Ammoniakerhöhung im Blut.  

Ursachen des Reye-Syndroms

Was genau das Reye-Syndrom verursacht, ist noch nicht bekannt. Expert:innen gehen jedoch von einer Beteiligung der Mitochondrien aus. Mitochondrien können als Kraftwerke in den Körperzellen angesehen werden; sie dienen unter anderem der Energiegewinnung. Beim Reye-Syndrom kommt es zu einer Schädigung der Mitochondrien, was sich unter anderem im Gehirn, der Leber und den Muskeln zeigt.  

Weil die Mitochondrien nicht mehr bestimmungsgemäß funktionieren, können mehr Abfallprodukte ins Blut gelangen. Auf diese Weise entwickelt sich die Ammoniakerhöhung im Blut. Die hohe Konzentration an Ammoniak im Blut könnte laut Expertenmeinungen an der Entstehung des Ödems im Gehirn beteiligt sein.  

Die Entstehung der Erkrankung wird mit Salicylaten wie ASS in Verbindung gebracht. Diese beeinflussen den Stoffwechsel der Mitochondrien und können diese anfälliger für Fehlfunktionen machen. Allerdings steht ein eindeutiger, wissenschaftlich fundierter Beweis für diesen Zusammenhang noch aus.  

Es wird zudem angenommen, dass es häufig in Verbindung mit bestimmten Virusinfektionen zu dieser Erkrankung kommt. Als mögliche Auslöser werden Grippe-, Windpocken- und Herpesviren in Betracht gezogen. Aber auch hier stehen eindeutige wissenschaftliche Belege noch aus.  

Neben den Salicylaten und den Virusinfekten gibt es möglicherweise auch eine genetische Komponente, welche die Entstehung dieser Erkrankung begünstigt.  

Behandlung des Reye-Syndroms

Beim Reye-Syndrom ist es wichtig, dass die Erkrankung frühzeitig erkannt und behandelt wird. Eine frühzeitige Behandlung kann hier das Leben der Betroffenen retten. Dennoch bleiben bei einigen Kindern Beeinträchtigungen der geistigen Leistungsfähigkeit zurück.  

Diagnostiziert wird die Erkrankung durch Laboruntersuchungen und eine etwaige Leberbiopsie. Grundsätzlich sollte die Erkrankung bei jedem Kind vermutet werden, wenn eine Leberschädigung und heftiges Erbrechen vorliegen. Das gilt zumindest dann, wenn eine Vergiftung ausgeschlossen werden kann. Weiteren Aufschluss können eine Computertomografie und eine Magnetresonanztomografie liefern.  

Beim Reye-Syndrom kann keine ursächliche Therapie erfolgen, das heißt, die Erkrankung wird symptomatisch behandelt. Die Behandlung erfolgt auf der Intensivstation. Betroffene werden intubiert und mit Barbituraten sediert. Der Hirndruck wird laufend über eine Drucksonde kontrolliert. Diese Sonde wird durch eine Bohrung im Schädelknochen im Ventrikelsystem platziert. Um den Hirndruck zu reduzieren, werden gegebenenfalls entsprechende Medikamente verabreicht. 

Neben der Überwachung des Hirndrucks muss auch der Blutzuckerspiegel überwacht werden. Durch starke Blutzuckerschwankungen kann es zu Folgeschäden kommen. Um den hohen Ammoniakgehalt im Blut zu kontrollieren, kann eine Peritonealdialyse durchgeführt werden. Ist die Blutgerinnung gestört, kann die Gabe von Gerinnungsfaktoren oder Vitamin K sinnvoll sein.  

Beim Reye-Syndrom hängt die Prognose von verschiedenen Faktoren ab. Die Dauer der zerebralen Störung spielt eine Rolle, aber auch die Schwere eines möglichen Komas sowie die Geschwindigkeit, mit der sich die Erkrankung entwickelt. Der intrakranielle Druck und der Grad, mit dem sich die Ammoniakerhöhung im Blut zeigt, haben ebenfalls einen großen Einfluss. Wird das Reye-Syndrom im Anfangsstadium behandelt, kann das damit verbundene Sterberisiko deutlich reduziert werden. 

Unterteilt wird das Reye-Syndrom in mehrere Stadien. Im Stadium I liegt die Mortalitätsrate bei unter zwei Prozent. Haben die Patienten die Stadien IV oder V erreicht, so liegt die Mortalitätsrate bei über 80 Prozent. Im Durchschnitt geht man von einer Mortalitätsrate von 21 Prozent aus. Wenn die kleinen Patienten die Erkrankung überleben, ist die Prognose in der Regel gut. Es kommt selten zu Rückfällen. Allerdings können neurologische Folgeerscheinungen zurückbleiben. Das heißt, es können sich beispielsweise Sprach- und Lernschwierigkeiten zeigen.  

Risikofaktoren von Reye-Syndrom

Als Risikofaktor für diese Erkrankung gilt vor allem das Alter. Zumeist sind Kinder unter zwölf Jahren betroffen. In seltenen Fällen kann das Reye-Syndrom auch bei Jugendlichen und Erwachsenen auftreten. Beobachtungen lassen darauf schließen, dass ein Zusammenhang zwischen Virusinfektionen und der Gabe von ASS besteht. Deswegen wird abgeraten, Kindern ASS zu verabreichen. Hier gilt: Hole dir immer ärztlichen Rat ein, wenn du deinem Kind Medikamente zur Schmerzlinderung oder Fiebersenkung geben möchtest. Die Ärzte und Ärztinnen bei Doktor.De können dir hier weiterhelfen 

Vorbeugung eines Reye-Syndroms

Da die Ursachen nicht abschließend geklärt sind, lässt sich dem Reye-Syndrom nicht vorbeugen. Allerdings ist es wichtig, bei Kindern unter 15 Jahren nach Möglichkeit auf Acetylsalicylsäure zu verzichten oder diese nur mit besonderer Vorsicht anzuwenden. Treten nach einem Virusinfekt die Symptome des Reye-Syndroms auf, ist ein dringender Arztbesuch obligatorisch 

Wie kann mir Doktor.De beim Reye-Syndrom helfen?

Wenn du den Verdacht auf das Reye-Syndrom bei deinem Kind hast, solltest du umgehend ärztlichen Rat einholen. Die mit uns kooperierenden Ärzt:innen können entsprechend beraten – es handelt sich jedoch um einen medizinischen Notfall und die kleinen Patient:innen benötigen umgehend medizinische oder intensivmedizinische Hilfe. Wende dich an den Notdienst in deiner Nähe. 

Die kooperierenden Fachärzte und Fachärztinnen für Kinderheilkunde bei Doktor.De bieten dir und deinem Kind eine kinderärztliche Videosprechstunde Montag, Mittwoch und Freitag von 08 Uhr bis 09 Uhr an. Dieses Angebot richtet sich explizit an Eltern mit Kindern. Außerhalb dieser Sprechzeiten können Eltern selbstverständlich auch die Doktor.De-App nutzen und mit Fachärzten und -ärztinnen für Allgemeinmedizin/ Innere Medizin sprechen. Auch diese können medizinischen Rat geben und bei Bedarf Rezepte sowie Kindkrankschreibungen ausstellen.

Quelleninformationen:

Dieser Text wurde von Mediziner:innen geprüft und entspricht medizinischen Leitlinien. 

Gesundheitsinformation.de. o.J. Reye-Syndrom. 

Raab, C. P. 05.2019. Reye-Syndrom. MSD Manual. 

Dr. Blank, I. o.J. Was ist eigentlich… das Reye-Syndrom? Deutsche Apotheker Zeitung. 

Sitzmann FC: Pädiatrie (Duale Reihe).Thieme Verlag, Stuttgart 2007.

Letztes Update: 2023-08-28