Herzinnenhautentzündung

Die Herzinnenhaut (Endokard) kleidet als innerste Schicht der Herzwand die Herzhöhlen aus und bildet die Herzklappensegel. Ist diese innerste Herzwandschicht entzündlich verändert, sprechen Mediziner:innen von einer Herzinnenhautentzündung oder Endokarditis. Die Entzündung kann chronisch oder akut verlaufen. Sie betrifft zumeist die Herzinnenhaut bereits geschädigter Herzklappen, kann aber auch im Bereich von Vorhof– und Kammerwänden auftreten. Eine Herzinnenhautentzündung kann von verschiedenen Ursachen ausgelöst werden. Zumeist liegt aber eine bakterielle Infektion zugrunde, die mit einer Antibiotikatherapie behandelt wird und bei frühzeitigem Behandlungsbeginn folgenlos ausheilen kann. 

Erhalte medizinischen Rat zu Herzinnenhautentzündung!

Symptome von Herzinnenhautentzündung

Die mit einer Herzinnenhautentzündung einhergehenden Beschwerden können je nach Ursache stark variieren. Typische Beschwerden sind:  

  • hohes Fieber
  • Herzrasen (Tachykardie)
  • Schüttelfrost und Nachtschweiß
  • allgemeine Beschwerden wie Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und Gelenkschmerzen
  • zunehmende Anzeichen einer Herzinsuffizienz wie Atemprobleme und Flüssigkeitseinlagerungen (Ödeme)
  • Hautzeichen wie Einblutungen an den Handflächen (Janeway-Läsionen)
  • schmerzhafte Knötchen an den Fingern (Osler-Knötchen)
  • Trommelschlegelfinger und Uhrglasnägel 

Krankheitsverlauf von Herzinnenhautentzündung

Der individuelle Krankheitsverlauf ist abhängig von den vorliegenden Vorschädigungen des Herzens, der Virulenz des Erregers sowie dem Allgemeinzustand der Betroffenen. Bei einer akuten Entzündung treten die Symptome plötzlich und heftig auf und können unbehandelt schnell eskalieren und zu Herz- und Nierenversagen führen. Es ist aber auch möglich, dass sich diese über mehrere Wochen bis Monate entwickeln (subakute Endokarditis). Der Verlauf ist weniger eindrucksvoll und zeichnet sich durch einen schleichenden Krankheitsbeginn mit weniger ausgeprägten Beschwerden aus. Leitsymptome sind hier unklares Fieber mit oder ohne Schüttelfrost sowie zunehmend Anzeichen einer Herzinsuffizienz wie Atemnot, abnehmende Belastbarkeit und dicke Beine durch Flüssigkeitsansammlungen.

Ursachen von Herzinnenhautentzündung

Herzinnenhautentzündungen können je nach Ursache in infektiöse und nicht-infektiöse Endokarditiden eingeteilt werden. In seltenen Fällen kommen auch Mischformen vor.  

Infektiöse Herzinnenhautentzündung 

In den meisten Fällen wird eine Herzinnenhautentzündung durch Bakterien hervorgerufen, aber auch Pilze und Viren können die Erkrankung verursachen. Typische Erreger sind:  

  • Staphylokokken (etwa 45 bis 65 Prozent der Fälle)
  • Streptokokken (etwa 30 Prozent der Fälle)
  • Enterokokken (weniger als zehn Prozent der Fälle)
  • Pilze (etwa ein Prozent der Fälle) 

Dabei können die Erreger zum einen direkt während eines Eingriffs am Herzen und zum anderen über die Blutbahn zum Herzen gelangen. So können beispielsweise während einer Zahnoperation oder nach Einstichen in die Venen Erreger in die Blutbahn geschwemmt werden. Die Erreger zirkulieren anschließend in den Blutbahnen und können sich am Herzen festsetzen, insbesondere, wenn dieses durch angeborene oder erworbene Fehlbildungen wie Herzklappenfehler vorgeschädigt ist.  

Nicht-infektiöse Herzinnenhautentzündung  

Die nicht-infektiöse Herzinnenhautentzündung entsteht auf dem Boden einer vorangegangenen Infektionserkrankung mit bestimmten Streptokokkenarten. Typische auslösende Streptokokkeninfektionen sind:  

Die Entzündung der Herzinnenhaut wird nicht von den Erregern der bereits ausgeheilten Infektion hervorgerufen, sondern von der Immunabwehr, die sich aufgrund von strukturellen Ähnlichkeiten zwischen den Erregern und körpereigenen Strukturen wie Gelenke und Herzinnenhaut gegen diese richtet. In der Folge zeigen sich Fieber (auch rheumatisches Fieber genannt) sowie Entzündungen an Gelenken und Herzklappen. 

Behandlung von Herzinnenhautentzündung

Von Bakterien ausgelöste Herzinnenhautentzündungen werden mit hochdosierten Antibiotika behandelt. Hierzu wird der auslösende Erreger bestimmt, um anschließend die passende Antibiotikatherapie zu wählen. Diese erfolgt über mehrere Wochen und erfordert eine kontinuierliche Kontrolle, um Dosis und Antibiotikum gegebenenfalls anpassen zu können. Sind die Herzklappen bereits geschädigt, kann ein operativer Eingriff erforderlich werden, um die geschädigten Herzklappen zu ersetzen. 

Bei einer nicht-infektiösen Herzinnenhautentzündung muss die Grunderkrankung behandelt werden. Zumeist sind hierzu entzündungshemmende Medikamente wie Kortisonpräparate erforderlich. Auch Antibiotika können zum Einsatz kommen, um eventuell noch im Körper verbliebende Erreger abzutöten.

Prognose von Herzinnenhautentzündung

Unbehandelt ist bei einer Entzündung der Herzinnenhaut mit Folgeschäden und tödlichen Verläufen zu rechnen. Bei frühzeitigem Beginn der Antibiotikatherapie ist die Prognose vergleichsweise günstig und die Erkrankung kann ohne Folgeschäden ausheilen. Der individuelle Therapieerfolg ist von mehreren Faktoren abhängig: 

  • Ausmaß der Vorschädigung des Herzens
  • Alter  
  • Immunstatus (Abwehrlage)
  • Virulenz und Empfindlichkeit der Erreger gegenüber Antibiotika
  • Zeitpunkt des Therapiebeginn 

Insbesondere Vorschädigungen am Herzen wirken sich negativ auf die Prognose sowie die Wahrscheinlichkeit von Folgeschäden aus. Daneben gilt: Je früher mit der Behandlung begonnen wird, desto günstiger ist die Prognose. 

Risikofaktoren von Herzinnenhautentzündung

Eine Herzinnenhautentzündung kann durch folgende Faktoren begünstigt werden: 

  • bestehender Defekt am Herzen
  • vorangegangene Herzklappenoperation (künstlicher Klappenersatz)
  • zurückliegende Endokarditis
  • abgeschwächtes Immunsystems
  • häufig gelegte Venenzugänge (beispielsweise bei Dialysepflicht oder intravenösem Drogenmissbrauch) 

Eine Herzinnenhautentzündung manifestiert sich zumeist an einem bereits geschädigten Klappenapparat, sei es auf angeborener oder erworbener Basis. Daher gelten Klappenfehler und Herzfehler als Hauptrisikofaktor für Herzinnenhautentzündungen. Denn diese sorgen für Strömungswirbel an immer gleichen Bereichen, die Läsionen der Herzinnenhaut begünstigen. Im Bereich dieser Läsionen lagern sich Blutgerinnsel auf und bieten günstige Ansiedelungspunkte für zirkulierende Bakterien, die schließlich das Herzinnenhautgewebe zerstören.

Wie kann dir Doktor.De bei einer Herzinnenhautentzündung helfen?

Eine Herzinnenhautentzündung sollte schnellstmöglich ärztlich abgeklärt werden. Die mit Doktor.De kooperierenden Mediziner:innen unterstützen dich bei der Beurteilung deiner Beschwerden und beraten dich. Die weiterführende Diagnostik und Therapieplanung besprichst du mit deinem Arzt oder deiner Ärztin. 

  

Quellen:  

Arastéh, K. et al. (2018): Duale Reihe Innere Medizin. Stuttgart: Thieme.   

DGK (2015): ESC Pocket Guideline: Infektiöse Endokarditis.  

Hellmich, B. (2020): Fallbuch Innere Medizin. Stuttgart: Thieme. 

Herold, G. (2020): Innere Medizin. Köln: Herold. 

Letztes Update: 2023-06-21