Tremor

Ein Tremor ist eine Bewegungsstörung mit neurologischer Ursache, bei der Hände, Arme und / oder andere Körperteile unkontrollierbar zittern. Tremor kann durch Schädigungen des Gehirns ausgelöst werden. In vielen Fällen lässt sich aber zumindest mit den heutigen diagnostischen Mitteln keine Ursache feststellen. In Deutschland leiden zwischen einem und fünf Prozent der Bevölkerung an einem Tremor. Ältere Menschen sind häufiger betroffenbei den über Achtzigjährigen weist etwa ein Drittel einen Tremor auf. 

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Symptome von Tremor

Die Hauptsymptome eines essentiellen Tremors sind ein unbeabsichtigtes, schnelles, leichtes Zittern der Hände. | © Wirestock

Ein Tremor beginnt oft als unauffälliges Zittern und kann sich im Laufe mehrerer Jahre immer weiter verstärken. Abhängig davon, welche Körperteile betroffen sind und wie stark der Tremor ist, sind die Betroffenen im Alltag und in der Berufsausübung mehr oder weniger stark beeinträchtigt. Je nachdem, unter welchen Bedingungen der Tremor auftritt, unterscheiden Mediziner:innen den: 

  • Ruhetremor (tritt im entspannten Zustand auf)
  • Aktionstremor mit seinen Unterformen Haltetremor, Bewegungstremor und Intentionstremor. 

Eine wichtige Rolle bei der Charakterisierung und Diagnostik spielen Frequenz und Amplitude des Tremors (also die Geschwindigkeit und Heftigkeit des Zitterns). Auch Fragen, wie und ob sich der Tremor bei Anspannung der Muskeln verstärkt oder abschwächt und ob er einseitig oder beidseitig auftritt, sind ausschlaggebend für die Diagnose. 

Darüber hinaus gibt es eine Reihe zusätzlicher Klassifikationen, zum Beispiel: 

  • aufgaben- und positionsspezifischer Tremor bei ganz bestimmten Handlungen oder in bestimmten Positionen auftritt
  • fokaler Tremor, der scharf lokalisierte Körperteile wie Kopf, Teile des Gesichts, Stimmbänder oder Gaumensegel betrifft 

Ursachen von Tremor

Ein Tremor entsteht oft durch eine Fehlfunktion im Gehirn. In vielen Fällen lässt sich mit heutigen diagnostischen Mitteln jedoch keine Ursache feststellen. 

Zu den diagnostizierbaren Ursachen eines Tremors gehören: 

Auch Stoffwechselprobleme wie eine Schilddrüsenüberfunktion, Unterzuckerung, Kalzium- oder Vitamin-B12-Mangel, Störungen der Nieren- oder Leberfunktion, die Kupferausscheidungsstörung Morbus Wilson oder bestimmte Medikamente können einen Tremor hervorrufen. Durch Behandlung der Ursache verschwindet in diesen Fällen aber meist auch der Tremor vollständig. 

Eine Sonderform des Tremors ist der sogenannte funktionelle oder psychogene Tremor. Dieser Tremor hat keine organischen Ursachen, sondern wird durch ein psychisches Trauma ausgelöst. 

Behandlung von Tremor

Unterschiedliche Arten von Tremor werden unterschiedlich behandelt. In der Regel ist die Behandlung rein symptomatisch, kann also die Ursache des Tremors nicht beseitigen.  

Medikamente 

Die häufigste Form des Tremors, der sogenannte essentielle Tremor – ein beidseitig in den Händen und Armen auftretender Aktionstremor, der mindestens seit drei Jahren besteht, auch auf weitere Körperteile übergreifen kann und für den sich keine Ursache finden lässt – wird leitliniengerecht mit den Medikamenten Propanolol, Primidon und Topiramat behandelt.  

  • Propanolol ist ein Betablocker, der meist gegen Bluthochdruck verschrieben wird, aber auch beruhigend wirkt.  
  • Primidon und Topiramat sind Medikamente, die auch bei Epilepsie eingesetzt werden und die Aktivität der Nervenzellen im Gehirn herunterregulieren.  

Die drei Wirkstoffe können einzeln oder in Kombination eingesetzt werden. In der Regel wird damit keine vollständige Symptomfreiheit, sondern lediglich ein Nachlassen des Tremors erreicht. Als Nebenwirkungen treten unter anderem Müdigkeit, Verlangsamung, depressive Verstimmungen und kognitive Beeinträchtigungen auf. Diese unerwünschten Effekte müssen gegen den möglichen Nutzen der Therapie abgewogen werden. 

Andere Tremor-Arten können versuchsweise mit diesen Medikamenten behandelt werden, sprechen aber meist weniger darauf an. 

Beim Parkinson-Tremor wird ein anderes Behandlungsschema angewandt. Die Medikamente, die zur Kontrolle der für die Erkrankung typischen Verlangsamung der Bewegungen und der Muskelsteifheit eingesetzt werden – in erster Linie L-Dopa, MAO-Hemmer und Dopaminagonisten – führen in der Regel auch zu einer Besserung des Tremors. 

Bei Tremores, die durch Hirnschäden entstanden sind (sogenannter zerebellärer Tremor), wird bevorzugt das Antiepileptikum Carbamazepin eingesetzt. 

Der psychogene Tremor sollte nicht mit Medikamenten behandelt werden. Die medizinischen Leitlinien empfehlen hier unter anderem Physiotherapie und kognitive Verhaltenstherapie. 

Andere Behandlungsmöglichkeiten 

Die teilweise Lähmung der Muskulatur durch lokale Injektion von Botulinumtoxin kann einen Hand-, Kopf- oder Stimmtremor deutlich reduzieren. Die Behandlung wirkt für einige Monate und kann öfter wiederholt werden.

Bei starkem Leidensdruck und unzulänglichem oder nachlassendem Erfolg der medikamentösen Behandlung stehen mit der tiefen Hirnstimulation (dem sogenannten Hirnschrittmacher) und dem fokussierten Ultraschall zwei moderne Therapieverfahren zur Verfügung, die verschiedene Tremorarten deutlich mindern können. 

Bei der tiefen Hirnstimulation werden Elektroden in das Gehirn implantiert, die regelmäßige elektrische Impulse abgeben und damit die für das Zittern verantwortliche Nervenaktivität unterbrechen. Beim fokussierten Ultraschall werden durch die Schädeldecke hindurch gezielt bestimmte Nervenzellen in den für den Tremor verantwortlichen Gehirnregionen verödet. Die Behandlung wird aktuell nur für eine Gehirnhälfte empfohlen, es ist also auch nur eine einseitige Tremorreduzierung zu erreichen. Beide Verfahren sind nicht ohne Risiko und können auch nicht in jedem Fall angewendet werden.

Risikofaktoren von Tremor

  • familiäre Belastung (Tremorerkrankungen bei Familienmitgliedern)
  • mehrmalige Kopf- und Hirnverletzungen (zum Beispiel bei Sportlern)
  • Schlaganfälle
  • Hirntumore
  • einige Medikamente, Koffein und Drogen
  • Stoffwechselstörungen (Schilddrüsenüberfunktion, Morbus Wilson, Niereninsuffizienz, Leberfunktionsstörungen) und Mangelzustände (Vitamin B12, Kalzium)  

Wie kann mir Doktor.De bei Tremor helfen?

Wenn du an einem Tremor leidest, können die mit Doktor.De kooperierenden Ärzt:innen sich deine Symptome anschauen, dich zu Behandlungsmöglichkeiten beraten und deine Fragen beantworten. Zur weiteren diagnostischen Abklärung solltest du dich an eine neurologische Praxis wenden. 

  

Quellen 

Deutsche Gesellschaft für Neurologie: Leitlinie Tremor (2022) 

Letztes Update: 2023-06-21