Chronisches Erschöpfungssyndrom

Etwa 250.000 Menschen leiden unter dem chronischen Erschöpfungssyndrom. Hierbei handelt es sich um eine komplexe neurologische Erkrankung, die häufig infolge eines Virusinfektes wie dem Pfeifferschen Drüsenfieber oder einer Grippe auftritt.  

 

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Symptome von Chronischem Erschöpfungssyndrom

Das Chronic Fatique Syndrome, kurz CFS oder myalgische Enzephalomyelitis (ME), zeichnet sich in erster Linie durch eine enorme und langanhaltende Erschöpfung von Körper und Geist aus. Dazu gesellen sich in vielen Fällen weitere Beschwerden und Symptome. Meist tritt es schlagartig auf, bei einigen Betroffenen entwickelt sich diese neuroimmunologische Erkrankung (neuroimmunologisch = das Nerven- und Immunsystem betreffend) schleichend. 

Um das komplexe Krankheitsbild zu diagnostizieren, ziehen Expert:innen unterschiedliche Kriterienkataloge zurate. Die „Kanadischen Konsenskriterien“ (Canadian Consensus Criteria, kurz CCC) und die „Internationalen Konsenskriterien“ ICC kommen dabei häufig zum Einsatz. 

Die meisten CFS-Patient:innen sind bis zum Auftreten der Erkrankung hochgradig leistungsfähig und erfolgreich. In vielen Fällen geht der Störung ein belastendes Ereignis voran. Neben der massiven Erschöpfung sind die folgenden Beschwerden typisch für das Müdigkeitssyndrom: 

  • Herz-Kreislauf-Beschwerden: Blutdruckschwankungen, Schwindel, Herzrasen
  • Konzentrations-, Sprach- und Gedächtnisstörungen
  • Grippeähnliche Symptome: geschwollene Lymphknoten, Fieber, Halsschmerzen mit extremer Abgeschlagenheit
  • Starke Schlafstörungen: Die Symptome bessern sich auch durch Schlaf nicht 

Ursachen von Chronischem Erschöpfungssyndrom

ME / CFS konnte bereits im Jahr 1969 als neurologische Erkrankung bestimmt werden. Trotz intensiver Forschung sind bis heute die genauen Ursachen nicht geklärt. Die Forschenden gehen jedoch davon aus, dass Immundefekte, Infektionen und Störungen des Energiestoffwechsels die Erkrankung auslösen können. Des Weiteren steht mittlerweile auch Covid-19 (Corona) als Auslöser für ME / CFS im Verdacht. Viele Betroffene leiden auch nach mehr als sechs Monaten nach ihrer Covid-Infektion an PEM (Post-Exertional Malaise), also an körperlicher und/oder geistiger Erschöpfung. 

Forschende stellten überdies Veränderungen im Nervensystem und im Hormonhaushalt fest. Hierbei sind insbesondere von der Hirnanhangsdrüse abhängige Hormone betroffen. Dazu zählen Cortisol und das Schilddrüsenhormon. Die Hauptaufgabe von Cortisol ist die Bereitstellung von Energie aus den körpereigenen Energiespeichern. Gleichzeitig drosselt es in Situationen, die für den Körper besonders anstrengend sind (psychischer Stress, Anstrengung oder Nahrungsmangel) den Energieumsatz. Umgangssprachlich wird es daher auch als „Stresshormon“ bezeichnet. Des Weiteren finden sich im Nervensystem Änderung bei den Neurotransmittern, den Signalstoffen der Nerven sowie chronische Entzündungen.

Behandlung von Chronischem Erschöpfungssyndrom

Es ist schwer, die Krankheit zu diagnostizieren, in vielen Fällen bleibt sie unerkannt. Spezielle Laboruntersuchungen gibt es nicht. Für eine Diagnose ist es wichtig, die genaue Krankengeschichte mit allen auftretenden Faktoren zu erheben. Das ermöglicht ein Ausschließen anderer Erkrankungen, welche ähnliche Beschwerden wie CFS verursachen. Dazu gehören unter anderem: 

  • Erkrankungen von Herz, Leber und Schilddrüse
  • Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
  • Blutarmut, unter anderem als Folge von Eisenmangel
  • neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose (MS)
  • rheumatologische Erkrankungen, etwa Rheumatoide Arthritis
  • Tumorerkrankungen
  • Infektionskrankheiten (etwa Borreliose, chronische Hepatitis)
  • schwere psychische Erkrankungen wie Depressionen
  • ausgeprägte Fettleibigkeit / schwere Adipositas
  • Missbrauch von Alkohol, Drogen oder Medikamenten 

Wurden diese Faktoren ausgeschlossen, beurteilen Ärzt:innen anhand des bereits erwähnten Kataloges die vorliegenden Symptome und Beschwerden. Derzeit gibt es keine wirksame Behandlung der Erkrankung selbst. Jedoch ist es möglich, die Beschwerden und Symptome mittels kognitiver Verhaltenstherapie, einem schrittweise gesteigerten Training und bei Bedarf einer Medikamententherapie gegen Depression, Schmerzen oder Schlafstörungen, zu lindern. 

Die kognitive Verhaltenstherapie 

Das Ziel der meist kurzzeitigen Psychotherapie besteht darin, negative Gedanken umzuleiten. Diese Gedanken / Empfindungen können einer positiven Haltung, die ein wichtiger Baustein für die körperliche und geistige Gesundung sein kann, im Wege stehen. 

Schrittweise gesteigertes Training 

Lange Phasen körperlicher Inaktivität und ausgedehnte Bettruhe können die Symptome des chronischen Erschöpfungssyndroms noch verstärken. Daher ist ein sanftes und stufenmäßiges Heranführen an regelmäßigen Ausdauersport ein relevantes Element bei der Behandlung von CFS. Mit einem abgestuften Bewegungsprogramm und unter strenger medizinischer Aufsicht wird die körperliche Funktion verbessert und so die Erschöpfung gemindert. Mögliche Sportarten sind Walking, Jogging, Schwimmen und Radfahren.

Das kannst du tun, wenn du selbst betroffen bist

Anstrengung kann die Symptome von CFS verschlimmern. Daher ist es wichtig zu akzeptieren, dass du im Alltag weniger belastbar bist. Überprüfe deinen Tagesablauf und stelle deine Lebensweise auf den Prüfstand. Dabei lotest du deine eigenen Leistungsgrenzen neu aus und passt das Tagespensum nach Möglichkeit an. 

Feste Mahlzeiten, Phasen für Aktivität und Ruhe: Häufig wirkt ein geregelter Tagesablauf entlastend und wird von vielen Betroffenen als wohltuend empfunden. Entspannungsverfahren können ebenfalls hilfreich sein. 

Risikofaktoren von Chronisches Erschöpfungssyndrom

Meist geht einem Müdigkeitssyndrom eine Infektion voraus. Häufig fällt sie in eine Phase, die von hoher Aktivität oder von viel Stress geprägt ist. Schwere Verletzungen, Schwangerschaften, Entbindungen oder Operation können ebenso wie belastende Ereignisse, etwa der Tod eines nahestehenden Menschen, als Auslöser von CFS auftreten. 

Letztes Update: 2023-07-11